Page:H.M. Diana.djvu/298

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sich abschnellenden Füßen zu einer einzigen, bebenden Linie: sie war ein unsäglicher Drang zum Licht. Die Herzogin fühlte sich mitgerissen, der Boden entglitt ihr. Die blauen Himmelsweiten kreisten in ihrem Kopf. Ihr schwindelte, sie schloß die Augen. Ihr leichter, weißer Ärmel flatterte auf, ihre schwarzen Flechten hoben sich im Lufthauch einer offenen Scheibe. Er brachte einen Duft von Rosen mit, bitter gewürzt mit Geruch von Lorbeer.

Der hinkende Diener meldete:

„Die Frau Herzogin von Assy.“

Und er entfernte sich.

Sie ging in die kahle Halle zu ebener Erde. Masken aus Gips hingen in weiten Abständen an den weißen Wänden. Ein Glasdach war in die Mitte der hohen Decke eingelassen. Darunter erhob sich ein Gerüst, mit leinenen Tüchern zugedeckt. Ein Kranz von Steinsplittern umgab es auf den Fliesen. Seit wärts stand ein marmorner Stuhl mit Figuren, wachsgelb und abgeschliffen. Es lag ein rotes Kissen darin: die Herzogin setzte sich hinein. Sie erblickte niemand, sie sah immerfort durch die breite, thürlose Öffnung in der Mauer, dem Zuge der Bilder nach. Wohin führte er?

„In mein Land?“ fragte sie. „Dorthin, wohin ich so lange meinen fruchtlosen Traum gesandt habe?“

„Aber mir scheint, hier ruhe ich schon am Ziel, mitten in dem Lande, das ich meinte, und brauche nur zu schauen. Diese Halbgötter sind schöner und freier als mein Wunsch sie bilden konnte, — und hier giebt es

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