Page:H.M. Diana.djvu/289

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Mauer eine große, gerahmte Leinwand. Die Herzogin berührte sie.

„Es ist schade um Ihre weißen Handschuhe,“ sagte Jakobus. Er wendete ihr das Gemälde zu.

Sie schwieg mehrere Minuten, und er betrachtete ihr Profil. Es verschwamm weich auf dem wogenden Mittagsblau und vor den großen roten, grünen, violetten Flaschen, die am Fenster leuchteten. Die weiße, wenig gewellte Linie ihrer Gestalt stand zärtlich dort und still. Sie bog sich in den Hüften ganz leicht nach vorn, unbewußt verehrend und innerlich sich neigend vor der Göttin.

Jakobus sagte schließlich gedämpft:

„Ich merke, Sie sehen es. Sie sehen, diese Frau ist hochmütig, fremd, und dem Weinen nah bei der Berührung mit etwas ,andernd, mit etwas Wirklichem. Dennoch muß sie dem Centauren ihre Hand ums Hörn legen, ihre magere, geäderte, langsame, kühle Hand. Es reizt sie ein Grauen, vielleicht auch ein hohes, entlegenes Mitleid.“

Die Herzogin bestätigte:

„So sehe ich es. Ich sehe auch, dies muß Botticellis Pallas sein, die verloren gegangene Pallas!“

„Ja. Ich habe mich daran gemacht, die Göttin nochmals zu erträumen, von der der Florentiner geträumt hat … That er’s? Nein, ich glaube den Berichten nicht. Er hat sie nicht gemalt, er hat nichts weiter fertig bekommen, als die bekannten Studien. Aber der ungeheuere Traum derer, die vor vierhundert Jahren da waren, wirkt weiter in allen, die seitdem sich

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