Page:H.M. Diana.djvu/275

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Halbwelt. Es gab genug schöne Damen, die ihm heimlich gelegene, elegante Zimmer mieteten; er hatte es nicht nötig, zu seiner überanstrengten, trüben und abmagernden Gefährtin heimzukehren, deren erzwungene Heiterkeit und deren sanfte Liebe ihn reizte.

Wenn er zu lange fortblieb, hetzte die Angst sie umher zwischen Druckereien und Nachtlokalen. Piselli that bei ihrem Erscheinen fremd oder er lud sie, gut gelaunt, zum Trinken ein. Auch bot er sie dem Prinzen Maffa an, unter anschaulicher Anpreisung ihrer Vorzüge. „Er stellt es sich nicht vor, der Arme,“ meinte sie, „wie es wäre, wenn er mich nicht mehr hätte.“ Um eine Probe zu mache», trat sie ihm im Restaurant Bucci am Arm eines Zeitungsdirektors entgegen. Tags darauf forderte er eine große Summe: „… da du den reichen Kerl hast …“ Sie stand starr und zitterte; es sprach in ihr: „Ich bin verloren.“

Einige Tage später prügelte er sie zum erstenmal, und bald gewöhnte er sich, sie nur noch mit der Reit peitsche zu besuchen. Er haßte sie für all das Geld, das von ihr erarbeitet, in seinen unfruchtbaren Händen zerronnen war, für das, was sie ihm noch gab, und für das, was nicht mehr aus ihr zu erpressen war. Sie schauderte es vor der wilden Falte zwischen seinen Brauen, vor seinem tierischen Blick und seiner dunkelrot herabhängenden Lippe. Dabei sehnte sie sich danach, unter seinen weißen, nervigen Fäusten zusammenbrechen zu dürfen. Den schmallendigen, beschwingten Hermes aus dem Sockel von Cellinis Perseus, der in ihrem

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