Page:H.M. Diana.djvu/27

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Ihre Mutter hatte sie nie gekannt, doch brachte er immer eine Mama mit, jedesmal eine andere. Im Laufe der Zeit zogen blonde und braune Mamas an dem Kinde vorüber, magere und sehr dicke; Mamas, die sie zwei Sekunden lang durch ein Lorgnon betrachteten und weitergingen, und andere Mamas, die anfangs beinahe schüchtern schienen und am Ende ihres Aufenthaltes fast zu Spielgefährtinnen geworden waren.

Das Kind gewöhnte sich, den Mamas mit leisem Spott zu begegnen. Warum führte der Papa sie her? Sie überlegte:

„Zur Schwester möchte ich keine von ihnen.“

„Aber auch nicht als Kammerfrau,“ setzte sie hinzu.

Mit dreizehn Jahren erkundigte sie sich: „Papa, warum bringst du immer nur eine mit?“

Der Graf lachte; er fragte:

„Weißt du noch, die bunten Scheiben?“

Die Mama des vorigen Sommers hatte die Sucht gehabt, überall farbige Gläser einsetzen zu lassen. Sie mußte das Meer rosig sehen und den Himmel gelb.

„Es war eine gute Person,“ sagte Violante.

Plötzlich reckte sie sich stocksteif, that ein paar vor Vornehmheit behinderte Schritte und führte mit lächerlich gefpreizten Fingern das Spitzentuch an den Mund.

„Das war vor drei Jahren. Die Feine, weitzt du.“

Graf Assy krümmte sich. Er machte sich, zusammen mit seinem Kinde, über die Mamas lustig,

doch immer nur über die der vergangenen Jahre,

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