Page:H.M. Diana.djvu/250

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damit man ihren guten Willen sieht, ihm einen Orden geben.“

Die Herzogin besann sich.

„Wenn er also sich für unsere Sache begeistert, dann müssen alle andern über sie recht kühl denken.“

„Das … müssen wir fürchten,“ sagte die Blà. Die Herzogin erklärte:

„Nachgerade interessiert er mich. Was weißt du noch von ihm, Vice? Woher kommt er?“

„Aus dem Dunkel. Bald soll er Schauspieler gewesen sein, bald ein jüdischer Agent aus Buenos Ayres. Ich glaube, er ist einfach ein Litterat ohne Erfindungsgabe. Er kann keine Charaktere aus eigener Kunst erwachsen lassen, aber er versteht die in der Wirklichkeit gegebenen sehr geschickt zu zergliedern. Darum geriet er in die Politik und treibt nun Seelenanatomie an Ministern nnd Finanzbaronen. Seine Kollegen erkennen die Menschen nur an den Abzeichen ihrer Partei, Della Pergola weiß etwas von den Individuen. Er erklärt sie, was ja heute nicht mehr schwer ist, aus ihrer Phhsis, und diese wieder aus dem Unterleib. Der berühmte Dichter leidet ihm zufolge an einer Neurasthenikerphantasie, befruchtet durch Verdauungsstockungen. Hochgesinnte Weltverbesserer sind nach seiner Meinung gute Kerle, zu Kongestionen geneigt, die vielleicht in einer zu lange durchgeführten Enthaltsamkeit ihre Ursache haben. Bei den Prozessen der Bankdiebe ist der Staatsanwalt ein Monomane ohne Spur von Menschenkenntnis, der Richter ein am Hungertuch nagender, leberkranker Neidhammel, die

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