Page:H.M. Diana.djvu/214

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als mit ebenbürtig gefüllten Taschen. Sie begann ihre Entbehrungen zu spüren, ihr Leiden hub an, und wo sie erschien, ging es hold von ihr aus wie das Glück eines geliebten Schicksals. Im Frühling veröffentlichte man die Verse, die sie ihrer Bekanntschaft mit Orfeo verdankte. Sie hatten einen lauten, schwärmerischen Erfolg bei Frauen und jungen Leuten. Die Blà rechnete aus, daß das kleine Buch ihr einige tausend Franken eingebracht haben würde. Sie hatte es, als Piselli sich einmal in einer angstvollen Verlustkrise befand, für zweihundert Lire verschleudert.

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Freitags versammelte man sich noch immer beim Kardinal. Monsignor Tamburini fühlte die Verpflichtung, der Herzogin für die starken Summen, die sie den revolutionären Umtrieben der dalmatinischen Geistlichkeit widmete, hie und da eine Genugthuung zu gönnen. In langen Zwischenräumen zeigte sich im Palast an der Lungara irgend ein hagerer Bettelmönch, der mit großen Gebärden, phantastisch in flat ternden Ärmeln, beim spärlichen Lampenlicht in der Mitte eines übermäßig hohen, an allen Wänden von Dunkel umlagerten Saales, eine seiner Predigten wiederholte. Sie war unglaublich fanatisch, mystisch und mordgierig. Er wollte sie auf offener Kanzel, in einer gefüllten Dorfkirche gehalten haben, und der Kardinal, der mit Wohlwollen zuhörte, fagte sich, daß die Machthaber, die einen so unverblümten Redner noch heute frei umherlaufen ließen, verrückt sein müßten.

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