Page:H.M. Diana.djvu/173

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Gesinnung hegen? Sind sie doch klug wie die Schlangen und unschuldig wie die Tauben.“

„Besonders Rustschuk,“ meinte sie, ohne das Gesicht zu verziehen.

„Rustschuk ist ein hochbedeutender Mann! Wir verfolgen seine Thätigkeit seit langem. Das Übergewicht, das ihm seine Geschicklichkeit unter den Kapitalisten des südostlichen Europa verschafft hat, beschäftigt uns.“

„Also so wichtig ist mein Hausjud‘?“

„Hoheit! Ohne ihn oder gar gegen ihn ist in Dalmatien nichts auszurichten. Bedenken Sie, all das Geld!“

Er wiederholte aus vollen Backen:

„All das Geld! … Wer wirken und herrschen will unter den Menschen, braucht Mut, Klugheit und Geld: diese drei. Das Geld aber ist das höchste unter ihnen.“

„Monsignore, jetzt vergessen Sie die Liebe!“

Eben war er ehrlich, sagte sie sich, und hörte ihn wieder süß werden. Er schwelgte in den seelischen Reizen einer großen Dame, die noch im jugendlichen Alter den Eitelkeiten der Welt den Rücken wendet.

„Standen Sie nicht in der Fülle alles Glanzes, den eine vornehme Geburt, Reichtum, Schönheit und Anmut verleihen? Sie aber, Frau Herzogin, erachteten das alles für nichts. Noch in sehr jugendlichem Alter entsagten Sie und wurden Mutter, Trösterin und Fürsprecherin der Witwen, Verlassenen,

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