Page:H.M. Diana.djvu/171

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seinen Geist nicht immer selbst aus. Der Kardinal fördert gern Talente, er giebt mir jeden Mittwoch eine Portion Gefrorenes oder eine Tasse Thee, und wenn ich darum bäte, würde er mir anstandslos beides gleichzeitig verabfolgen.“

Wie sie ankamen, äußerte die Herzogin lächelnd:

„Wir sprechen miteinander, als ob wir uns lieb hätten.“

„Gleich in den ersten Minuten unseres heutigen Abends sind Sie mir lieb geworden,“ erwiderte die Blà.

„Wie ist es gekommen?“

„Weil Sie lachten, Herzogin, weil Sie nach allem, was Ihnen begegnet ist, noch lachen konnten über die heuchlerischen, wichtigen Gebärden und Mienen der Bürger.“

„Jetzt verraten Sie mir noch, was Sie mit ,Bürgern‘ meinen.“

„So nenne ich alle, die häßlich empfinden und ihre häßlichen Empfindungen obendrein lügenhaft ausdrücken.“

„Sie wollen mich lieb haben, das macht mir wahre Freude.“

„Hoffentlich wird es Ihnen niemals Kummer machen. Von mir geliebt zu werden, ist ein fragwürdiger Vorzug. Bis jetzt haben eine leidende Grillenfängerin ihn genossen und ein englischer Phtisiker.“

Noch in ihrer Gartenpforte, zwischen den beiden zu einander geneigten Cypressen wiederholte die Herzogin:

„Wir wollen recht oft einander sehen.“

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