Page:H.M. Diana.djvu/133

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Nun war der halbe Himmel vom roten Licht über spült. Die Herzogin dachte:

„Wo die Sonne aufgeht, liegt das Land, das ich verlassen habe. Dieser Frühwind kommt dorther, er riecht nach Salz, nach Fischen, nach Uferschlamm, mir scheint, er riecht auch nach dem Moos der Klippen und nach ihrer Einsamkeit. Ich spüre dies Wehen und muß an unabsehbare Steinfelder denken, mit weißen Straßen ohne Ende, an denen nur bestaubte Kakteen wachsen.“

„Diese Luft sollte der Atem eines freien Landes sein,“ sagte sie, tiefernst, vor sich hin.

Das Meer gewann eine azurne Färbung, dann eine ultramarine, und aus dem abgründigen Blau quirlte weißer Schaum herauf, wie ein Zeichen geheimer Erregungen.

„Gestern Abend, beim Einsteigen, habe ich noch gelacht. Warum jetzt nicht mehr? Was ist geschehen? Das Kind … O, das Kind ist nur ein Zeichen für … etwas was vorgeht. Bin ich es noch selbst, die erst vor wenigen Stunden in galanter Kostümierung den Staatsstreich einleiten wollte? Wo sind nun die Gesichter, deren Verblüffung mich belustigte! Ich reizte die Armseligen und freute mich, wenn sie boshaft wurden. Ich weiß nicht einmal, ob ich Feste gab, um eine Revolution anzuzetteln, oder ob ich durch Verschwörung und Umsturz meine Geselligkeit beleben wollte. Das prickelnde Hin und Her glücklicher und unglücklicher Zufälle erhielt mich munter. In das grämliche Stillleben der alten grotesken Leute im

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