Page:H.M. Diana.djvu/126

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Als die Eunuchen mit Lichtern kommen, bin ich längst in meinem Bett. Und ihm, du begreifst wohl, war alle Lust vergangen.“

Die Herzogin stellte sich den hilflosen Mann vor, auf dessen liebeglühenden Wanst der Springquell niederplätscherte. Sie lachte schallend, unerschöpflich.

„Früher waren wir nicht so harmlos,“ erklärte Fatme. „Wir douchten nicht, sondern gaben Gift. Kennst du die Alte, die im Hofe sitzt?“

Eine flitterbunt behangene Alte kauerte gekrümmt in der Sonne, die gelben Füße über einem silbernen Kohlenbecken. Sie wackelte beängstigend mit einem entfleischten, enthaarten Schädel, von dem der Unterkiefer herunterklappte.

„Das war die große Suleika, des Paschas Mutter. Wie viele Nebenbuhlerinnen hat sie wohl vergiftet, damit sie ein Kind bekommen und ihr Kind Pascha werden konnte! Und ob sie Männer im Harem gehabt hat! Keiner hat etwas verraten, denn am Morgen schlug sie ihm den Kopf ab.“

„Immer den Kopf ab,“ sagte achselzuckend die Herzogin, und verabschiedete sich.

Wie sie am Gemüsemarkt vorbeifuhr, war eben ein Mörder abgeführt worden. Das Volk stand in dichten Gruppen umher und erzählte sich, was geschehen war. „Der Bäcker zahlt ihm seinen Lohn aus. Zwei Franks zehn, sagt er. Ich soll doch zwei Franks fünfzehn haben? Nein, zwei Franks zehn, fagt der Bäcker. Da zieht er seinen Revolver und schießt den Meister mausetot.“

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