Page:H.M. Der Untertan.djvu/70

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Ein junger Mensch mit einem Künstlerhut ging neben Diederich, er sagte: „Kennen wir. Napoleon in Moskau, wie er sich solo unter die Bevölkerung mischt.“

„Das ist doch großartig!“ behauptete Diederich, und die Stimme versagte ihm. Der andere zuckte die Achseln.

„Theater, und nicht mal gut.“

Diederich sah ihn an, er versuchte zu blitzen wie der Kaiser.

„Sie sind wohl auch so einer.“

Er hätte nicht sagen können was für einer. Er fühlte nur, daß er hier, zum erstenmal im Leben, die gute Sache zu vertreten habe gegen feindliche Bemängelungen. Trotz seiner Aufregung sah er sich noch die Schultern des Menschen an: sie waren nicht breit. Auch äußerte die Umgebung sich mißbilligend. Da ging Diederich vor. Mit seinem Bauch drängte er den Feind gegen die Mauer und schlug auf den Künstlerhut ein. Andere knufften mit. Der Hut lag schon am Boden und bald auch der Mensch. Im Weitergehen bemerkte Diederich zu seinen Mitkämpfern:

„Der hat sicher nicht gedient! Schmisse hat er auch keine!“

Der alte Herr mit Bartkoteletts und Eisernem Kreuz war auch wieder da, er drückte Diederich die Hand.

„Brav, junger Mann, brav!“

„Soll man da nicht wütend werden?“ erklärte Diederich, noch keuchend. „Wenn der Mensch uns den historischen Moment verekeln will?“

„Sie haben gedient?“ fragte der alte Herr.

„Ich wäre am liebsten ganz dabei geblieben“, sagte Diederich.

„Na ja, Sedan ist nicht alle Tage“ — der alte Herr betupfte sein Eisernes Kreuz. „Das waren wir!“

Diederich reckte sich, er zeigte auf das bezwungene Volk und den Kaiser.

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