sie verlasse, werde ich arm sein. Ich brauche keine Verteidigung!“
Er schwieg, sein Gesicht zitterte noch — aber Diederich zuckte nur die Achseln. Auf welche Erfolge berief sich der Alte? Er hatte schon längst keine mehr und brachte nun hohle Worte vor, auf die niemand eine Hypothek gab. Er tat erhaben und befand sich schon unter den Rädern. Konnte ein Mensch seine Lage so sehr verkennen? „Wenn einer von uns den anderen von oben herab zu behandeln hat —“ Und Diederich blitzte. Er blitzte den Alten, der vergebens flammte, einfach nieder, und diesmal endgültig, mitsamt der Gerechtigkeit und dem Wohl aller. Zuerst das eigene Wohl — und gerecht war die Sache, die Erfolg hatte!… Er fühlte deutlich, daß dies für alle feststand. Auch der Alte fühlte es, er setzte sich wieder, er bekam runde Schultern, in seine Miene trat etwas wie Scham. Zu den Schöffen gewendet, sagte er: „Ich verlange keine Ausnahmestellung, ich unterwerfe mich dem Urteil meiner Mitbürger.“
Worauf denn Diederich, als sei nichts geschehen, in seiner Aussage fortfuhr. Sie war wirklich sehr schonend und machte den besten Eindruck. Seit dem Prozeß Lauer fand man ihn durchaus günstig verändert; er hatte an überlegener Ruhe gewonnen, was freilich kein Kunststück hieß, da er jetzt ein gemachter Mann und fein heraus war. Gerade schlug es Mittag, und im Saal verbreitete sich summend das Neueste aus der „Netziger Zeitung“: es war Tatsache, Heßling, Großaktionär von Gausenfeld, war als Generaldirektor berufen worden … Neugierig musterte man ihn — und ihm gegenüber den alten Buck, auf dessen Kosten er Seide gesponnen hatte. Die zwanzigtausend, die er dem Alten zuletzt noch geliehen hatte, bekam