Page:H.M. Der Untertan.djvu/456

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kein Schwindler und Gauner. Eine Unvorsichtigkeit wäre ihm vielleicht zuzutrauen gewesen, besonders jetzt, wo er die Schulden seines Bruders bezahlte und selbst schon das Wasser an der Kehle hatte. Ob er nun wirklich mit Cohn bei Klüsing gewesen war wegen des Terrains? Ein gutes Geschäft: — es hätte nur nicht herauskommen dürfen! Und warum mußte Kühlemann genau in der Minute abkratzen, wo er seinen Freund hätte freischwören sollen! So viel Pech bedeutete etwas. Herr Tietz, der kaufmännische Leiter der „Netziger Zeitung“, der in Gausenfeld ein und aus ging, sagte ausdrücklich, man begehe nur ein Verbrechen gegen sich selbst, wenn man für Leute eintrete, die augenscheinlich ausgespielt hätten. Auch machte Tietz darauf aufmerksam, daß der alte Klüsing, der mit einem Wort die ganze Sache hätte beenden können, sich hütete zu reden. Er war krank, nur seinetwegen mußte die Verhandlung auf unbestimmte Zeit vertagt werden.

Was ihn aber nicht abhielt, seine Fabrik zu verkaufen. Dies war das Neueste, dies waren die „einschneidenden Veränderungen in einem großen, für das wirtschaftliche Leben Netzigs hochbedeutsamen Unternehmen“, von denen die „Netziger Zeitung“ dunkel meldete. Klüsing war mit einem Berliner Konsortium in Verbindung getreten. Diederich, gefragt, warum er nicht mittue, zeigte den Brief vor, worin Klüsing ihm, früher als jedem anderen, den Kauf angeboten hatte. „Und zwar unter Bedingungen, die nie wiederkommen“, setzte er hinzu. „Leider bin ich stark engagiert bei meinem Schwager in Eschweiler, ich weiß nicht einmal, ob ich nicht von Netzig wegziehen muß.“ Aber als Sachverständiger erklärte er auf Befragen Nothgroschens, der seine Antwort veröffentlichte, daß der Prospekt eher noch hinter der Wahrheit zurückbleibe.

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