Page:H.M. Der Untertan.djvu/415

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mittelter Wildheit hervor: „Ausrotten bis auf den letzten Stumpf! Hurra!“ Der Kriegerverein donnerte Beifall. Wo nicht mitgeschrien wurde, erschienen auf Diederichs Wink eilends Klappsch oder Fräulein Klappsch.

Zur Diskussion meldete sich alsbald Doktor Heuteufel, aber Gottlieb Hornung kam ihm zuvor. Diederich für seine Person blieb lieber im Hintergrund, hinter der Rauchwolke des Präsidiums. Er hatte Hornung zehn Mark versprochen, und Hornung war nicht in der Lage, sie auszuschlagen. Knirschend trat er an den Rand der Bühne und erläuterte die Rede des verehrten Herrn Majors dahin, daß das Heer, für das wir alle zu jedem Opfer bereit seien, unser Bollwerk gegen die Schlammflut der Demokratie sei. „Die Demokratie ist die Weltanschauung der Halbgebildeten“, stellte der Apotheker fest. „Die Wissenschaft hat sie überwunden.“ „Sehr richtig!“ rief jemand; es war der Drogist, der sich mit ihm assoziieren wollte. „Herren und Knechte wird es immer geben!“ bestimmte Gottlieb Hornung, „denn in der Natur ist es auch so. Und es ist daß einzig Wahre, denn jeder muß über sich einen haben, vor dem er Angst hat, und einen unter sich, der vor ihm Angst hat. Wohin kämen wir sonst! Wenn der erste beste sich einbildet, er ist ganz für sich selbst was und alle sind gleich! Wehe dem Volk, dessen überkommene, ehrwürdige Formen sich erst in den demokratischen Mischmasch auflösen, und wo der zersetzende Standpunkt der Persönlichkeit das Übergewicht bekommt!“ Hier verschränkte Gottlieb Hornung die Arme und schob den Nacken vor. „Ich,“ rief er, „der ich einer hochfeinen Verbindung angehört habe und den freudigen Blutverlust für die Ehre der Farben kenne, ich bedanke mich dafür, daß ich Zahnbürsten verkaufen soll!“

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