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Page:H.M. Der Untertan.djvu/351

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„Nämlich, Herr Doktor,“ begann Napoleon, „den einen von den beiden Sitzen hat meine Partei bombensicher. Den anderen kriegen wahrscheinlich die Freisinnigen. Wenn Sie die ’rausschmeißen wollen, brauchen Sie uns.“

„So weit seh’ ich es ein“, sagte Diederich. „Ich habe zwar auch den alten Buck für mich. Aber seine Leute sind vielleicht nicht alle so vertrauensselig, daß sie mich wählen, wenn ich mich als Freisinniger aufstellen lasse. Sicherer ist es, ich vertrage mich auch mit Ihnen.“

„Und ich hab’ auch schon ’ne Ahnung, wieso Sie das machen können“, erklärte Napoleon. „Weil ich nämlich schon längst ’n Auge auf Herrn Doktor habe, ob er nun nicht bald in die politische Arena ’reinsteigt.“

Napoleon blies Ringe, so sehr war er auf der Höhe!

„Ihr Prozeß, Herr Doktor, und dann das mit dem Kriegerverein und so, das war alles ganz schön, als Reklame. Aber für einen Politiker heißt es doch immer: wie viele Stimmen krieg’ ich.“

Napoleon teilte aus dem Schatz seiner Erfahrungen mit! Als er vom „nationalen Rummel“ sprach, wollte Diederich protestieren; aber Napoleon fertigte ihn schnell ab.

„Was wollen Sie denn? Wir in unserer Partei haben gewissermaßen allerhand Achtung vor dem nationalen Rummel. Bessere Geschäfte sind allemal damit zu machen als mit dem Freisinn. Die bürgerliche Demokratie fährt bald in einer einzigen Droschke ab.“

„Und die vermöbeln wir ihr auch noch!“ rief Diederich. Die Bundesgenossen lachten vor Vergnügen. Diederich holte eine Flasche Bier.

„A—ber“, machte der Sozialdemokrat; und er rückte mit seiner Bedingung heraus: ein Gewerkschaftshaus, bei dessen Bau die Partei von der Stadt zu unterstützen war!

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