Page:H.M. Der Untertan.djvu/335

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

ter geneigt, sagte Diederich leise: „Ihr Verlobter läßt Sie aber lange allein.“ — „Ach der“, erwiderte sie. Er senkte das Gesicht noch ein wenig und drückte es auf ihre Schulter. Sie hielt ganz still. „Schade“, sagte er und zog sich so unerwartet zurück, daß Guste ausglitt. Sie begriff auf einmal, daß ihre Lage sich wesentlich verändert hatte. Ihr Geld war nicht mehr Trumpf, es war entwertet, ein Mann wie Diederich war mehr wert. Sofort bekam sie einen Blick wie eine Hündin. Diederich sagte gemessen: „An der Stelle Ihres Verlobten würde ich allerdings anders vorgehen.“

Käthchen zog mit äußerster Behutsamkeit die Tür wieder an, sie kehrte zurück, den Finger auf den Lippen.

„Wißt ihr was? Das Theater hat wieder angefangen — schon lange, glaube ich.“

„O Gott!“ sagte Guste; und Diederich:

„Na, dann sitzen wir in der Falle.“

Er suchte die Wände ab nach einem Ausgang; er rückte sogar das Sofa fort. Da keiner zu finden war, entrüstete er sich.

„Hier ist tatsächlich eine Falle. Und um der alten Baracke willen hat der Herr Buck den ganzen Straßenzug verlegt. Er soll es noch erleben, daß ich sie ihm einreiße! Bloß erst Stadtverordneter sein!“

Käthchen kicherte. „Was schnauben Sie denn so? Hier ist es doch ganz gemütlich. Jetzt können wir machen, was wir wollen.“ Und sie sprang über das Sofa. Da gab Guste sich einen Ruck und wollte auch hinüber. Sie blieb aber hängen. Diederich fing sie auf. Auch Käthchen hängte sich an ihn. Er zwinkerte beiden zu. „Also was machen wir?“ Käthchen sagte: „Das müssen Sie wissen. Wir drei kennen uns ja nun.“ — „Und zu verlieren haben wir auch nichts mehr“, sagte Guste. Dann platzten sie alle aus.

329