Page:H.M. Der Untertan.djvu/260

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

ist, darf ich, ohne Verlegenheit für das Gericht, feststellen, daß diese Person durch die Vollständigkeit, mit der sie im heute gegebenen Moment die Tendenzen des Landes ausdrückt und darstellt, etwas fast Verehrungswürdiges bekommt. Ich will den Kaiser — und der Herr Vorsitzende wird es nicht auf sich nehmen, mich zu unterbrechen — einen großen Künstler nennen. Kann ich mehr tun? Wir alle kennen nichts Höheres … Ebendarum sollte es nicht erlaubt sein, daß jeder mittelmäßige Zeitgenosse ihm nachäfft. Im Glanz des Thrones mag einer seine zweifellos einzige Persönlichkeit spielen lassen, mag reden, ohne daß wir mehr von ihm erwarten als Reden, mag blitzen, blenden, den Haß imaginärer Rebellen herausfordern und den Beifall eines Parterres, das seine bürgerliche Wirklichkeit darüber nicht vergißt …“

Diederich erbebte; und alle hatten die Münder offen und gespannte Augen, als bewegte Buck sich auf einem Seil zwischen zwei Türmen. Ob er stürzte? Sprezius hielt den Schnabel gezückt. Aber kein Zug von Ironie zeichnete die Miene des Verteidigers: es schwang sich etwas darin auf wie eine erbitterte Begeisterung. Plötzlich ließ er die Mundwinkel fallen, grau schien es um ihn her zu werden.

„Aber ein Netziger Papierfabrikant?“ fragte er. Er war nicht gestürzt, er hatte wieder Boden unter den Füßen! Nun sah alles sich nach Diederich um, und man lächelte sogar. Auch Emmi und Magda lächelten. Buck hatte seine Wirkung, und Diederich mußte sich leider sagen, daß ihr gestriges Gespräch auf der Straße hierfür die Generalprobe gewesen sei. Er duckte sich unter dem offenen Hohn des Redners.

„Die Papierfabrikanten neigen heute dazu, sich eine Rolle anzumaßen, für die sie nicht fabriziert sind. Zischen

254