Page:H.M. Der Untertan.djvu/222

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Magda, die auf dem Arm ihres Verlobten ruhte, sagte ermunternd zu Diederich: „Nun, was meinst du?“ — worauf er rot ward und schnaufte. „Was ist da zu meinen“, brachte er hervor, und Magda lachte.

In der leeren, stark dämmernden Straße kam ihnen jemand entgegen. „Ist das nicht —?“ fragte Diederich, ohne Überzeugung. Aber die Figur näherte sich: dick, offenbar noch jung, mit einem großen, weichen Hut, sonst elegant, und die Füße setzte er einwärts. „Wahrhaftig, Wolfgang Buck!“ Er dachte enttäuscht: „Und Guste stellt sich, als wäre er am Ende der Welt. Das Lügen muß ich ihr austreiben!“

„Da sind Sie ja“ — der junge Buck schüttelte Diederich die Hand. „Das freut mich.“ — „Mich auch“, erwiderte Diederich, trotz der Enttäuschung mit Guste, und er machte seinen Schwager mit seinem Schulfreund bekannt. Buck stattete seine Glückwünsche ab, dann trat er mit Diederich hinter die beiden anderen. „Sie wollten gewiß zu Ihrer Braut?“ bemerkte Diederich. „Sie ist zu Hause, wir haben sie hinbegleitet.“ — „So?“ machte Buck und zuckte die Achseln. „Nun, ich finde sie immer noch“, sagte er phlegmatisch. „Vorläufig bin ich froh, daß ich Ihnen mal wieder begegnet bin. Unser Gespräch in Berlin, unser einziges, nicht wahr — es war so anregend.“

Auch Diederich fand dies jetzt — obwohl es ihn damals nur geärgert hatte. Er war ganz belebt durch das Wiedersehen. „Ja, meinen Gegenbesuch bin ich Ihnen schuldig geblieben. Sie wissen wohl, wieviel einem in Berlin immer dazwischen kommt. Hier freilich hat man Zeit. Öde, wie? Zu denken, daß man hier sein Leben verbringen soll“ — und Diederich zeigte die kahle Häuserreihe hinauf. Wolfgang Buck schnupperte mit seiner weich ge-

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