Page:H.M. Der Untertan.djvu/108

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„Ich gehe gar nicht um Sie herum, Herr Göppel.“

„Na also. Dann ist ja alles in Ordnung. Ich verstehe wohl: der Sprung in die Ehe, den tut kein junger Mann, besonders heute, ohne erst mal zu scheuen. Aber wenn die Geschichte so glatt liegt wie hier, nicht wahr? Unsere Branchen greifen ineinander, und wenn Sie Ihr väterliches Geschäft ausdehnen wollen, kommt Ihnen Agnes’ Mitgift sehr gelegen.“ Und in einem Atem weiter, indes seine Augen abirrten: „Momentan kann ich zwar nur zwölftausend Mark flüssig machen, aber Zellulose kriegen Sie, soviel Sie wollen.“

„Siehst du wohl?“ dachte Diederich. „Und die zwölftausend müßtest du dir auch pumpen — wenn du sie noch kriegst.“ — „Sie haben mich mißverstanden, Herr Göppel“, erklärte er. „Ich denke nicht ans Heiraten. Dazu wären zu große Geldmittel nötig.“

Herr Göppel sagte mit angstvollen Augen und lachte dabei: „Ich kann noch ein übriges tun…“

„Lassen Sie nur“, sagte Diederich, vornehm abwehrend.

Göppel ward immer ratloser.

„Ja, was wollen Sie dann überhaupt?“

„Ich? Gar nichts. Ich dachte, Sie wollten was, weil Sie mich besuchen.“

Göppel gab sich einen Ruck. „Das geht nicht, lieber Heßling. Nach dem, was nun mal vorgefallen ist. Und besonders, da es schon so lange dauert.“

Diederich maß den Vater, er zog die Mundwinkel herab. „Sie wußten es also?“

„Nicht sicher“, murmelte Göppel. Und Diederich, von oben:

„Das hätte ich auch merkwürdig gefunden.“

„Ich habe eben Vertrauen gehabt zu meiner Tochter.“

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