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Tempel
Wo der gestürzte Gott, von Schatten überschauert,
Im hohen Gras am Rand des Weges liegt,
Und wo der Hain die schwarzen Wipfel wiegt
Und über dem gebrochenen Tempel trauert,
Dort laß auch mich, geweihte Götterrast,
Im kühlen Lied der alternden Zypressen
Des heißen Wegs durch Staub und Qual vergessen
Und niederlegen meiner Bürden Last!
Du kennst mich nimmer, der ich jahrelang
Fern deiner Stille durch die Länder suchte
Nach Göttern, die ich liebte und verfluchte
Und denen ich unheilige Lieder sang.
Rückkehrend von verbot'nen fremden Wegen
Laß mich das schwere und verstürmte Haupt
Im Hain des Gottes, den ich einst geglaubt
Und den ich dann verriet, zur Ruhe legen.