Jump to content

Page:Gedichte Hesse 1919.djvu/113

From Wikisource
This page has been proofread.

— 106 —


Inspiration

 

Nacht, Wolkensturm und Wipfeltanz . . .
Aussteigt, was taglang war verbannt:
In fabelbunter Träume Glanz
Das ganze Wunderheimatland.
Der ganzen blauen Kinderzeit
Phantastische Welt, die ganze Luft
Der ersten Jugend leuchtet weit
Wie Sonnenuntergang durch meine Brust.
O Nacht, o Mond, o Gartenstille
Und Windgesang, nimm hin, nimm hin!
Mein ganzer schwanker Tageswille
Will müd in deine Tiefe fliehn.
Wie eitel Tand fällt von mir ab,
Was über Tag mich eng umgab,
Der ganze blasse Kram zerrinnt:
Nun bin ich wieder Träumer, Kind,
Held, Dichter!—Lieder, lodert mir
Empor in aller alten Zier
Wie damals, da noch ungesungen
Ihr hundertfältig mich umklungen.
Erheb' dich, wildgeborene Brut!
Kling' wie du willst, so klingst du gut
Und besser als der fahle Reigen,
Den mir des Tags die Stunden geigen,