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Ostpreussische Sagen und Schwänke/De Bandwormkur

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Ostpreussische Sagen und Schwänke Wer nicht wagt, kommt nicht nach Wehlau -->

[045]
Professor Burow wär bekannt
Als däger Arzt öm ganze Land,
Et keem to em von wiet on breet,
Wer örgendwo an Krankheit leet.
För alle had he gode Roat,
Kurird' de Mensche fröh on spoat,
Wo'n Dokter wußt nich ön on uut
Dräf he ganz leicht de Schmerze ruut.
Schneet möt dem Messer wunderscheen,
On renkte Oarme ön on Been —
Na kort on got, he moakt gesund
De Kranke merschdendeels tor Stund.

Nu had enst ön Derp Lindenau
(Schon doamoals wär de Himmel blau)
De Buer Hans, schock schwerenot,
E Bandworm, de wär riesig grot.
Dat Beest had Dag on Nacht nich Ruh
On peinigt em, so dat de Fru
Em schließlich koakt e Medizin
Von Zäbbersoat on Syrop, Wien.
Se schmeckte — brr, öck glow, man kunnt
Damöt vergewe Katt on Hund.
De Buur nöhm ön de ganze Sooß,
Doch wurd he nich dem Bandworm los.

He drunk darop väl Schnaps on Beer —
Zwoar full em dat geroad nicht schwer,
Denn he eet görne Speck on Worscht
On had d'romm ömmer grote Dorscht —
[046]Doch nutzt et goar nuscht, ach herrje,
He schrög wie vörher: ach on weh,
De Bandworm kehrt sick nich daran
On ploagt dem arme Buerschmann.
He moagerd aff von Dag to Dag,
Schleep schlecht, had Lost to keine Sach,
Wär mürrisch stäts to Fru on Kind
On kujonerte sien Gesind.

So kloagt he enst, dat Gott erbarm,
Sien Leed dem strenge Herr Schendarm,
De meend, dat et dat Beste wär,
Wenn he sick stellt dem Burow vör.
Gliek säd de Buur: „Da hebb's Recht,
De Roat ös wörklich goar nich schlecht!"
Am nächste Dag ön voller Fröh
Wär ganz vergnögt beschäftigt he,
Treggt sick als röcht'ger Buerschmann
De nie Sünndagsböxe an,
Schof rut dem Schläde von de Tenn
On foahr tum Herr Professor hen.

De Deener meend: de Stoaw wär voll,
Weshalw he sick man sädde soll,
Et duurt noch lang, böt he käm ran
On siene Sach vertelle kann.
Geduldig huckt de Buur sick doahl,
Tog vör sien' Piep on Schwamm on Stoahl,
Sädd' Pinsch on denn de Piep ön Brand
On qualmt wie op dem Ackerland.
Sien' Oge truud de Deener kuum,
Als he bemerkt, wie ön dem Ruum,
Wo Kranke sönd, ganz flegelhaft
De Buur sien' Luchteknaster pafft.
De Paßlack ging gliek op em to
[047]On säd: „Mein Herr, das geht nicht so,
Das Rauchen ist verboten hier,
Es steht gedruckt ja an der Thür.“
Flugs hörd' de Buur möt Rooke op,
Leet falle sienem Piepekopp,
De möt 'em Kurrhahn wär bemoalt,
Woför he däget Göld betoalt.
Nu lache alle Kranke los,
Ons Buur koakt önnerlich vör Boß,
Stöckt ön de Fupp de Scharwels rön,
Verwönscht dem Worm in sienem Sönn.

Als alles awgefertigd wär
Wiest em de Deener noah de Deer,
To Mot wär em so schlömm on bang,
Wie'n Sünder bi dem letzte Gang.
Een Ogenblöck — dann stund he schon
Vörm Herr Professer ön Person,
Moakt Kratzfeet, foad sick nu e Herz,
On kloagt em sienem Bandwormschmerz.

De Burow hört ganz ruhig to,
Seggt aw on to man: „hm“ on „so“
On froagt dann ön godmöd'gem Ton,
Ob hiede he gefröhstückt fchon.
Tor Antwort gewt de Hans: „Noch nich,
Jetzt bön ick furchtbar hungerig.“
De Herr Professer lacht, forscht nu,
Welk Leibgeröcht em koakt de Fru.
„E gode Pannkook', nich to dönn,
Möt moag're Schinkespörkels drön,
Doch woll am allerbeste schmeckt,
Dat man de Finger danoah leckt.“
Herr Burow schmunzelt, seggt dann: „Schön,
Ein Pfannkuchen! Wir wollen sehn.“

[048]Worop he möt de Klingel schellt
On bi der Käken wat bestellt.
Hans nödigt he an'n Dösch heran,
De denkt: Dat's noch e goder Mann,
So wat passört nich allemoal
On sädd sick gliek ganz brastig doal.

E Mäken deckte nu dem Dösch,
Brocht Messer, Goabel, Brod ganz frösch,
On stelld uck hen e Flaschke Beer,
Wat onserm Buur gefull gar sehr.
Als nu noch keem de Käken ran
On brocht dem Schpörkelpannkook an
Moakt Hans sien' grote Näs' recht op
On schlakkerd ganz vergnegt dem Kopp.
Wie he geroad nu äte wöll,
Nömmt Burow Messer, Goabel stöll,
Schnött flugs dem Pannkooke entzwei,
De Buur krögt dem Geruch, eiwei!
„Der Kuchen ist sehr schön gebräunt,
So lieben Sie ihn wohl, mein Freund?“
Pflichtschuldigst seggt de Hans: „Gewöß,
De Pannkook got geroade ös.“
Doch op behölt he fotts sien Muul,
Als de Professer, goar nich fuul,
Nu möt Apptiet dem Pannkook ätt
Uck Beer to drinke nich vergätt.
Een Stöck noam andre he terschnött,
Hans kaut öt ön Gedanke möt,
Dat Woater em vör Gibbrigkeit
Öm Muul tosammeleppt on steit.
Da, Burow nömmt e Schpörkel groad,
Ös em to Mod, als brennt de Soad,
He jappt noah Loft, sparrt op dat Muul
Verkehrt de Oge wie e Uhl.

[049]De Burow, de god opgepaßt,
Springt op, packt to möt groter Hast
On tit beherzt ut Hans sien Schnuut
Am Kopp dem ganze Bandworm ruut.
De Buur wußt' nich, wie em geschah,
Als he dem Bandworm ligge sah,
De noam Geruch gekoame wär,
Weil er dem Pankook löwte sehr.
Vergnögd häwt Hans wat kost betoalt,
Öm Krog e Oape sick gehoalt
On da geseggt: „Na, schön wär't doch“ —
Ös he nich dod, so lewt er noch.