Minschen bi Hamborg rüm/Zigeuners

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
<-- Pingsten Minschen bi Hamborg rüm De Alsterfischers -->

»Tüg von de Lien un Hunn' rut!«

»»Wat is dar denn los?««

»Nerrn an de Alsterbrügg liggt Zigeuners.« Dat duert denn ok nich lang', so kamt se de Strat rup. Up de een Siet von de Strat twee Fruens mit en halv Dutz Gören achter sik, up de annere ok twee, dree, veer, – twee mit inbünßelte Kinner up de Nack. De swarten Haar, de brunen Gesichter, de witten Tän', de bloten Föt bruk ik nich to beschriewen. Ik wunner mi bi de Zigeuners blot öwer twee Deel: dat se dat ümmer so fürchterlich hild hebbt, obschöns se in de Welt garnix to versümen hebbt, – un tweetens is mi unbegrieplich, wo se all dat bunte Tüg herkriegt, dat an ehrn Liew wedder as Pulten un Palten in den Schoot von de Natur öwergeiht. In jedes Hus hebbt Fruens un Kinner wat to dohn: Brot, Melk, Speck un Eier köpen – köpen seggt se, un nich betahln meent se –, Band un Tweern verköpen, wahrseggen, Karten leggen un sünst noch allerhand. Wenn man ehr awer den Bessensteel wiest, denn hebbt se man blot en beten Water drinken wullt, un se sünd de unschülligsten Minschen von de Welt.

An die Ostsiet von de Alsterbrügg liegt allerhand Land, wat de Minschen nich mit Escher un Plog bearbeiden künnt, luter Buhln un Bargen, wat is to natt un wat to drög, dar waßt Heid un Brahm, Brummeldorn un Ellern dörchenanner, dar purrt de Lüd Sand un to Pingsten smiet se ehr tweien Pütt un Pann un wat se sünst nich mehr in't Hus bruken künnt, dar hen un dat is denn grad so, as wenn man en schönen Blomenstruß mit Semp beklackert.

Dar is de Zigeunerplatz. Dar holt een, twee, dree, veer, fiev Wagen. De Peer sünd all utspannt un grast, wo en Halm to finn' is. Dree Kerls kamt ok all mit grote Bünnels Gras von't Feld. Dat binn' de schönste Hawern versteeken is, ahnt mennigeen nich, un wat de Buer nich weet, makt em nich heet.

Up dree Stelln bi de Wagens brennt all Füer, un Fruens un Kinner hanteert darbi rüm.

Wenn awer en Minsch so oder so den Weg kümmt, denn störrt de Jungs up em to: »Gib mich, Vater Sigarr, gib mich di kleine Stummel, wo doch nich mehr brauchst.« Un de Deerns verfolgt en paar hunnert Schritt den Wannersmann: »»Lieber, guter, schöner, junger Mann, schenk mir ein Grosch für arme, kranke Muhter, – Erbarmen, junger Herr.««

Nu kümmt de Jäger. He is togliek Feldjäger. He hett dat all vör en paar Stunn' scheeten hört un geiht nu driebens up en Füer to, nimmt den Deckel aff un kiekt in den groten Ketel, wo en Supp oder Brie in kakt, de man in keen Hamborger Spieshus up de Kort finnt: Kantüffel, junge un ole Bohnen, Arfen mit Slu, Röben un Fleeschstücken, Knaken, Wötteln, Krut, un de beiden groten Klumpen?

»Nein, nein, Herr Ferster, wir sein errliche Leit, wer schießen kein Tier nich, es sein kein Hasen, es sein nur – Sweinigel.«

Dat junge Reh, wat de een Kerl schaten hett, dat ward erst brad, wenn de Jäger slöppt, nah Middernacht, denn den Glücklichen sleiht keen Stunn'.

Den annern Dag is Sünndag. De Zigeuners sünd all fröh in de Been. Dar an de Slüsenkuhl liggt dree Bengels to angeln. Dar ünner de Wiechelnwried hukt de Ol, de Fischermeister, de de groten Karpen un dicken Aal fangt. Annere stovt de Peer up; denn up Peerhannel ludt ehr Gewarvschien.

Klock neegen pleggt de ersten Hamborger Utfleegers to kamen.

Dat weet ok de Buttjers, de Diemensleepers un Feldschünbewahners. Twee un twee pleggt se antokamen. De Infahrt von Poppenbüttel dat is ehr beste Gegend. Wenn man dar in en Stieglock oder achter en dicke Eek upeenmal en junges Päar oder en Dam up'n Liev rückt mit dat belämmertste Gesicht von de Welt un den Hot mit de holle Sied nah baben, so rückt se ut Angst oder üm den Kerl los to wardn, licht mit en Nickel rut. Nu aber ward se de Zigeuners gewahr, un da ward ehr to Mot, as en hungrigen Minschen de mank dat Brot up en Steen bitt, dat em de ganze Breegenkasten gnetert.

Se schimpt sik noch tein Minuten mit dat »swarthaarige Luspack« un gaht denn wieder.

Wenn de Minschenstrom dichter ward, denn is't Tied. An een' von de Wagens steiht en junge Zigeuner mit lange Künstlerhaar. He wichst den Fiedelbogen, schüvt de Vijol ünner dat Kinn un lett de langen brunen Finger öwer de Siden lopen.

Dat duert nich lang, so staht twintig, dörtig Minschen um den Muskanten; welke singt mal mit un welke versökt mal, en Danz afftopedden.

Wenn de ole Moder denn mit dat geelmischen Becken kümmt, üm för den Söhn, de so »ville Geld auf Konservatorium« kost hett, to sammeln, so lett sik keener lumpen.

Un an den Stieg dar staht Fruens un Mätens. Se hebbt sik in ehrn besten Staat smeeten un de Haar so fett inölt, as wenn de Bull ehr lickt harr.

De een hett en lütten jungen Minschen un en slankes Mäten (denn dat is upstunns Mod un bi de Rovvagels ok so) vör sik un lett de Karten dörch de Fingern glieden. Dat hör sik grad so an as in en richtigen Roman: Verslungene Knuttens un bunte Weg, böse Fiendschaft un Schicksalstück, harden Kampf, Vertwieflung, toletz awer fustdickes Glück, rieken Unkel, Goldklumpen un Hochtied. Dat Ganze kost man een Mark, un wer sik up en Duppeltmarkstück wat wedder rut geben lett, de is in min Ogen en Unminsch.

Swarer is de Kunst, de de Olsch dar an de Eek mit en öllern Herrn bedrifft. Ut de Linen un Zirkels von sin Hand list se mit sware Mög rut, wat em noch all bevörsteiht, un he kann von Glück seggen, dat se noch den enzigen lütten Strich von dat Unglück as Utweg finnt.

Von föftig Penn' as so'n Wegwieser kann man gewiß nix seggen.

Vundag harrn de Zigeuners to veel Glück. Gegen Abend keem en grotes Auto, höll still, en Herr steeg ut, verhannel mit de Swartköpp un nu keem Leben in de ganze Bann'. All de Peer würdn ranhalt, dat Füer müß brenn', de Künstler müß fiedeln, de Deerns stelln sik tom Danß up. En lange Dam in en sieden Mantel steeg mit en lütten Kasten ut dat Auto un knipps dat Zigeunerlager von dree verschiedene Punkte aff.

»Zwanzig Mark ist zu wenig, gnädigster Herr, Gott« – dat is ehr Hölpsmaat bi de taagen Minschen, de nich god affhaarn wüllt –»wird es Sie vergelten, geben Sie noch'n Taler!« Na, de Dam wull geern ehr »Serie« von Minschen bi Hamborg rüm vull hebben, wat schull he maken.

Awer wat's dat?

Dat sünd de Vörsteher un de Schandarm un noch en paar Herren, de seht garnich darnah ut, as wenn se sik wahrseggen oder wat vörfideln laten wüllt.

Ne, se sökt de Wahrseggersch mit de dicke Bernsteenkeed üm den Hals un de annere mit de veelen sülwern Ringen an de Fingern; denn een von de beiden hett een Herrn sin gollen Uhr stahln. As he in'n Krog Kaffee drunken harr un nah de Klock sehn wull, würr he dat erst wies. He mutt awer nah de lange Ünnersökung bekenn', dat de beiden dar nich mehr mit mank weern. Se harrn sik to rechte Tied ut den Stoff makt.

Toletz stell de Schandarm de Amtsmien up un röp mit sin heesche Stimm': »Nu aber raus!«