Hanne Nüte un de lütte Pudel/Kapittel 25

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
<-- chapter 24 Hanne Nüte un de lütte Pudel chapter 26 -->

    Up jennen Stein tau Kölln an'n Rhein,
Wo süs de Judenfru hett seten
Un hett von dor nah Osten sein,
Dor sitt hüt Abend Martin Sprein
Un snackt mit Meisk un Specht en Beten.
»Also,« fröggt Meisk, »so wid is't nu,
Un morgen ward dat Urthel spraken?« -
»»Ja,«« seggt de Sprein, »»de Judenfru
Is nicks nich mihr as Hut un Knaken.
Min Unkel seggt, dat is de höchste Tid;
Un wenn dat morgen nich geschüht,
Denn kän sei Hannern un den Smädgesellen
De Ollsch nich mihr genäwer stellen.««
»Dorbi ward ok nicks rute kamen!«
Stimmt hastig Meisk un Specht tausamen,
»De olle Fru is jo verrückt.
De kann jo allmeindag' nich tügen!« -
»»Je,«« seggt de Sprein, »»tauwilen is dat glückt,
Dat sei't bi weg'lang rute kriegen,
Un dat de Mürder ward bekennen,
Wenn em mit einmal sin Korpusdelikt -
As dat de Herrn Avkaten nennen -
Ward unverseins vör Ogen bröcht.«« -
»Dor ward ok vel nah kamen,« seggt de Specht.
»Sei süll'n em man wat up den Puckeln mengen,
So'n dörtig in de Jack rin swengen,
Denn kem de Sak vel ihrer t'recht.« -
»»Ih, red un red, un drähn un drähn!
Sei krigen't anners rut, oll Sähn!
Süh, den Herrn Staatsanwalt sin Herr Karnallenvagel,
De hängt tauwilen buten an den Nagel,
Mit den'n hadd ik tauwilen denn de Ihr,
Wenn hei grad ahn Geschäften wir,
Besond're Fäll' tau äwerreden.
De is mit alle Weigen weigt,
Un gauden Rath hadd hei vör Jeden.
De säd tau mi: hei wir »moralisch überzeugt« -
Weitst, wat dat heit, »moralisch überzeugt«? -
Dat morrn de Kirl bekennen deit.
Jehann hadd frilich lang' naug seten,
Doch »wär' die Sach' in's stadium getreten,«
In's stadium! - weitst, wat dat heit?«« -
»Ih, Vadder, wat weit ik,« röppt Specht,
»Von't dämliche Avkaten-Recht!« -
»»Süh, stadium,«« seggt Sprein, »»moralisch überzeugt,««
Dat is so gaud, as wir de Sak vörbi,
Denn wenn dat Allens richtig geit,
As't gahen sall, un wenn't sik reigt,
Denn is Jehann so gaud, as fri.«« -
»Je, wenn de Kirl nich ingesteit?« -
»»Ih, paß mal up, den krig'n sei rüm.«« -
»Je, wenn nu nich?« - »»Je, denn is't slimm!
Denn möt wi helpen, denn de Aderbor,
Kümmt de dat negste Johr taurügg,
De frett uns up mit Hut un Hor,
Lat wi den Jungen in den Stich.
Ik möt doch mal mit Unkeln reden.«« -
»Ih, lat den Ollen doch taufreden.
Wat de woll von den Kram versteit,
De is jo sülwsten halw verdreit.« -
Un dormit gahn sei utenanner. - -

    Den annern Morgen steit uns' Hanner
Vör de Assisen - as sei't nennen. -
Vel Volk ward dor tausammen rönnen,
Denn dit's en ganz besondern Fall,
Bi den't üm't Lewen gahen sall. -
Up't ganze Hus liggt dumpes Swigen,
De Herrn Geswurnen sitten all
Mit deipen Jrnst up de Gesichter,
Un vör ehr sitten streng de Richter.
Un't is en fierliches Wesen,
As wenn en Minsch begraben ward,
Un as de Anklag' is verlesen,
Dunn puckert bang' männ'g stakes Hart.
Jehann ward fragt: ob hei sik schüllig weit? -
»Unschüllig,« seggt hei still un steit
Vör de Versammlung irnst un fast.
'Ne bitter grote Trurigkeit
Liggt up sin bleikes Angesicht,
As fäuhlt hei gaud genaug de Last,
De hüt up sine Schuller liggt.
Doch as hei all de velen Lüd
Un all de velen Ogen süht,
De up em rauhn, röppt hei nochmal,
Un sine Stimm schallt dörch den Sal:
»Unschüllig bün ik an dit Stück!«
Un sine Backen farben sik.
En Summen geit dörch all de Minschen:
»»De nich! de nich! de het't nich dahn!««
Un Keiner glöwt't, un Alle wünschen,
Dat hei mag fri herute gahn. -
De Tügen kamen an de Reih.
Ein nah den Annern kamen twei
Un warden von de Herrn verhürt,
De Murer un de Snider wir't. -
De beiden gauden Jung'ns de tügen
För ehren ollen Reis'kumpan,
De Murer röppt: »Er hett's nich dahn!
Wer's sagt, der thut entfamten lügen.
Die ganze Welt könnt wegen meiner
Und alle Menschen auf der Erden
Aus Bosheit umgebrungen werden,
Doch das sag' Keiner,
Daß dieser anbemerkte Johann Snut
So etwas thut!
Un ich bün bürtig aus Malchin
Un kenn sin Öllern in Gallin.«
De President, de fröggt un fröggt,
De Murer äwer bliwwt dorbi:
»Hei het't nich dahn, Jehann möt fri!«
Bet hei tauletzt ward rute bröcht.
Nich beter güng dat mit den Snider;
Wenn em de öbberst Richter frog,
Wo wid hei mit Jehannen tog,
Wat s' redten, deden un so wider,
Denn antwurt't de lütt pucklich Snider:
Hei wüßt, wer't dahn,
Hei künn en Stück dorvon vertellen.
De Brauder von den Smädgesellen
Wir mal mit sinen Vader gahn....
»Hort!« rep de Richter. »Bi de Stang'!
Wo sid Ji reist! wohen? wo lang'?« -
Dat wir egal, antwurt't de Snider,
Hei süll em irst den Smädgesellen
Von Mund tau Mund genäwer stellen,
Denn wull hei seggen, wer de Mürder
Von de oll Fru blot wesen künn;
Hei säd't em in de Ogen rin.
De Richter will dorvon nicks weiten
Un ward em Antwurt gewen heiten,
Un von dat Anner süll hei swigen.
Je ja, je ja! 't is von den ollen Jungen
Kein anner Antwurt rut tau krigen:
»Snut hätt die Fru nich umgebrungen.« -
Ok hei möt rut. - Nu trett herin
Sihr bang un blaß Fru Meisterin;
Tau Irden sleit sei dal de Ogen
Un stamert Antwurt, wat s' ehr frogen.
Sei sall den Richter Antwurt gewen,
Wo dat geschein: woans, woneben
Sei Jehann Snuten kennen lihrt,
Un wo Jehann sik bi ehr führt?
Wo schot s' tausam bi sinen Namen!
Sei stamert: ehr Gesell wir gahn,
Dunn wir Jehann tau wannern kamen
Un hadd bi ehr in Arbeit stahn.
Wo hei sik führt hadd? - »Herr, so gaud,
So tru un ihrlich, echt un recht!»
Un dorbi sleit s' den Blick tau Höcht,
Un mit einmal schütt all dat Blaud
Wat dörch dat warme Hart ehr tüht,
So gläugnig rod in ehr Gesicht,
Denn vör ehr steit Jehann un süht
Weimäudig ehr in't Angesicht.
Sei sleit de Ogen dal un swiggt,
As wir sei ein unmünnig Kind.
Ehr Lewen hadd sei gewen künnt,
Doch em tau helpen is s' nich in'n Stan'n;
Un wat de Richter fragen deit,
Ob s' dit nich weit un dat nich weit,
Sei hürt un süht man blot Jehan'n,
Un in Verwirrung möt sei gahn.
Ach, wat sei un sin besten Frün'n
För'n Tügniß för em gewen kün'n,
Dat hett em keinen Vurthel dahn! -
Sin Meister kümmt, Smid Wohlgemuth.
De Oll süht irnst un ruhig ut
Un antwurt't fast up all de Fragen,
Woans sik Hanne hadd bedragen,
Wat hei hadd in de Kamer sein,
Wo't mit den Hamer wir geschein,
Un wat hei von den Hamer wüßt.
»Ja,« seggt hei, »ja, sin Hamer is't.«
Dit Wurt föllt swor in dat Gewicht,
Un't Hart, wat för em slog, dat swiggt,
Un wat för em all hoffen ded,
Bewt schu taurügg bi dese Red.
Sin Sak steit slimm.
Dunn hewt de Meister sine Stimm:
»Ja, mine Herrn, sin Hamer is't,
Doch hett hei'n Dags vörher vermißt,
Hei hett em söcht, hei was em furt.
Sein S' hir! mit Burßen un Gesellen,
De warden tügen för dit Wurt.«
Un as de sik as Tügen stellen,
Dunn is't as wenn en Freudenstrahl
Wir follen in den düstern Sal,
Un dörch den Sal dor güng en Freu'n:
»»Hei het't nich dahn, sin Hand is rein.«« -
De Richter fröggt den Meister dunn:
Ob Hanne mäglich dat hadd wüßt,
Wo mit de Judenfru dat stunn,
Un dat för rik sei gellen müßt.
»Ja,« seggt oll Meister Wohlgemuth,
Un't »ja,« dat kamm so swor herut,
So mäusam ut de Bost tau Höcht:
»Ja! un ik sülwst, ik heww't em seggt.« -
Un ein Gemurr flüggt her un hen:
»»Hei hett dat wüßt - ja, denn - ja, denn! -
Dat Geld treckt an - dat Geld höllt wiß -
Schad, dat't so'n smucken Jungen is!««...
Un wo noch eben Freuen was,
Dor ward so männig Antlitz blaß;
Un't was, as wenn sin besten Frün'n
Man blot up sin Verdarben sün'n,
As wenn de, de em helpen wullen,
Em deip in't Unglück störten sullen;
Denn all ehr Tügniß bröcht em Schaden,
Un Hoffnung föllt nah Hoffnung af.
Jehann süht schuddernd in sin Graww,
As hadd hei Leiw em sülwst verraden.
Sin junges Lewen bömt sik hoch
Un wild in En'n:
So kann't nich en'n!
Un as de Judenfru ward rinne dragen,
Dunn sleiht de Hoffnung wedder hoch:
Sei möt mi ken'n!
De kän't Ji fragen! -
Ach, de oll Fru, de kennt em nich,
Sei kickt so stir,
Wo sei woll wir,
Un sackt dunn swack up't Lager t'rügg.
Hei bückt sik dal: »Ik bün't, ik bün't!«
Sei grawwelt mit de welke Hand
An'n Hals' herüm un söcht den Band:
»»Min Isaak! min armes Kind!««
Vergews! vergews! Kein Wurt, kein Wurt!
De Schatten tein nich von ehr furt,
Un ümmer düstrer, ümmer höger
Tein sik sin Schatten swart tausamen,
Un ümmer greller, ümmer neger
Süht hei den Blitz heranner kamen.
Sin Hart dat bewt, sin Hart dat bedt,
Kein Herrgott is, de tau em redt.
Wild, wirr un hastig fleigen sin Gedanken
Taurügg, den korten Weg entlanken:
»Min junges Lewen!
Mihr will mi nich min Herrgott gewen?
Min leiwe Dirn,
Min Lewen, Leiwen, All verluren!« -
Dunn is't, as wenn ut wide Firn
Em eine Stimm rep in de Uhren:
»»Holl wiß! Holl wiß, min Sähn Jehann!««
Un't Hart sleit wedder in em lewig,
De olle Maud, de rögt sik strewig;
Ja, hei will hollen, wat hei kann!
»Holl wiß!« röppt hei ut drange Bost,
»Holl wiß! un wenn't din Lewen kost't.«
Un lett em Allens ok in Stich,
De olle Maud kihrt doch taurügg,
Künn Leiw un Fründschaft em nich redden,
Verlet em Minschenmacht hinedden,
Uns' Herrgott, de verlett em nich!
Uns' Herrgott hett vel dusend Hän'n,
Mit de hei kann en Unglück wen'n,
Paßt Fründschaft nich in sinen Plan,
Dücht Minschenleiw em nich wat nütt,
Denn ward dat mit de Bosheit gahn,
De äwer't Mal henäwer schütt. - -
De olle Smädgesell ward bröcht,
Den hellen Trotz up sin Gesicht,
Un wat em ok de Richter fröggt,
Hei lüggt! Hei lüggt! -
Den halwen Ring hadd Snut em gewen
Des Dags vörher, as't was geschein:
Taufällig hadd hei grad em eben
Ut't Judenhus rut kamen sein.
Hei hadd em beden, em dat uptauhegen,
Doch heimlich, up 'ne korte Tid,
Dat sin Kam'raden dat nich segen:
Hei wärd süs got tau eklich brüdt,
Dat von de Ollsch hei em hadd namen. -
Dat hadd hei dahn, doch as hei't hürt,
Wat Snut för'n gruglich Stück vullführt,
Dunn wir'n em Nahgedanken kamen.
Hei hadd dat in de Irst nich glöwt;
Doch as de ganze Stadt dat säd,
Dat Snut de Mürder wesen ded,
Dunn hadd dat Hart em gruglich bewt;
Dat Ding hadd in de Hand em brennt,
Un ahn Besinnung wir hei rönnt
Un hadd den Ring an't Finster smeten.
Hei wüßt, hei drög 'ne grote Schuld,
Hei hadd dat glik anzeigen sullt,
Un dorför hadd hei jo ok seten;
Doch wull'n de Herren man bedenken,
Dat Snut en Landsmann weden ded,
En Fründ, de Brauder tau em säd,
Denn würd'n sei em de Straf woll schenken.
Un wen'nt sik tau Jehannen üm: »Jehann,
Kik mi up dit, min Wurt, mal an!
Gestah dat ihrlich, Jehann Snut!
De Wohrheit, de kümmt doch herut;
Un hest Du't ihrlich ingestahn,
Denn ward ok Gnad för Recht ergahn.« -
Un't munkelt dörch de Minschenflaut:
»»De Oll is gaud - en ihrlich Blaud! -
Wull nich verraden den Kam'raden -
Bröcht leiwerst sülwsten sik en Schaden.«« -
Un nah Jehannen wen'n sik de Gesichter,
Un Jeder smitt up em den Stein,
Un Haß un Afschu grullen dörch de Reih'n,
Blot kolt un isig stahn de Richter.
Mit einmal hewt sik still de ein
Un ward den ollen Smädgesellen
Vör en verdecktes Lager stellen. -
En Laken föllt. - »Kennst Du de Fru?« -
Hei klotzt sei an, hei prallt taurügg -
En Ogenblick, en korten Nu -
»Ne, ne! De Fru, de kenn ik nich!«
Hei preßt de Nägel in de Hän'n,
Hei gnurrscht tausamen mit de Tähnen:
»Ik bün hir frömd, wo süll ik s' ken'n?
Wo süll ik de woll kennen länen?« -
»»Hest Du s' nich vör Din Harbarg sein,
As s' vör Di lag up harten Stein?
Segst Du s' nich in Din Vaderland,
As s' vör Di folgt de swacke Hand?«« -
Hei smitt en hast'gen Blick up ehr;
De Sal, de dreit sik üm em her,
De kolle Sweit flütt dal de Backen,
'Ne wille Angst, de ward em packen:
»Nu Satan, Satan, stah mi bi!
Kein Tügen sünd hir gegen mi!« -
Noch einmal ritt em Satan rut
Un gütt em Mark in sine Knaken,
Noch einmal ward hei fast em maken:
»Bi Gott, ik kenn s' nich!« röppt hei lud
Un böhrt de Mürderhand tau Höcht
Un swört tau Gott un flucht un seggt:
»Un heww ik s' sein in minen Lewen,
Mag Gott en Wunnerteiken gewen!
Ik swör't bi Gott un Gotteswurt!«
Un kickt dorbi frech üm sik rüm.
Dunn röppt 'ne frömde harte Stimm:

»»De wille Murd! De wille Murd!
Fluch! Dreimal Fluch den willen Mürder!«« -
Den Faut vörut, as müßt hei furt,
Wid von sick reckt de starren Hän'n,
As müßt hei Geister von sik möten,
Dat Og verglas't, dat Hor in En'n,
Den bleiken Mund tausamen beten,
Nich frech mihr, gruglich antausein,
So stunn hei as en Bild von Stein.
De Blitz hadd drapen!
De ollen Gräwer stunnen apen,
Un Knakenhän'n de winkten raf
Em in sin eigen schurig Graww.
De Stimm, de drähnt em dörch de Uhren,
Un Satan hadd sin Spill verluren;
De Kraft was hen, hei sackt tau Ird:
»De Stimm! De Stimm! De Stimm, de wir't!«
So zischt dat dörch de slaten Tähnen.
»Dat is d Stimm, ik heww sei hürt!«
So ward dat äw're Lippen stähnen.
»Lat los! Lat los! Un mak en En'n!
Ik ded't! Ik ded't! Ik will beken'n!
Ik will beken'n, wat ik verbraken:
'Ne anner Daht noch heww ik dahn,
Den Juden heww ik ok dod slahn!« -
Ut'n Vagel hadd uns' Herrgott spraken.