De Reis’ nah Konstantinopel/Kapittel 7

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Fru Jeannette un Ludwig Napoleon. – Fru Jeannette studirt 'ne Frag' un brött 'ne Aewerraschung ut. – Helene geiht ut un finnt up de Strat en stuwnäsigen Schutz. – De Baron von Unkenstein trett up, æwer för 't irst blot von achter. – Helene un Paul fallen in 't Water un sünd 'ne Tid lang verdrunken. – Jahn un Jochen gabeln sei up, un Paul bedröggt sick gegen sinen Fründ frech. – Worüm Herr Nemlich in de Barg', un Groterjahn mit en halfbalbirten Bort in de Straten herummerlöppt. un worüm hei tau 'm irsten Mal in apenbore Weddersetzlichkeit gegen sine Fru utbreckt. – Hei will sick den Hals afsniden. – Mutter kümmt mit ehre Aewerraschung tau Rum', sleiht æwer man halfweg' dormit dörch. – Herr Nemlich in Nöthen. – Twei slagen up den Sack un meinen den Esel.


Fru Jeannette Groterjahnen was von de Natur tau groten Dingen bestimmt, sei was mit 'ne Glückshuw' up de Welt kamen. All in ehre irsten Kinnerjohren hadden alle Lüd', Unkel Bors an de Spitz, prophenzeiht, sei lewte nich lang', denn sei wir tau klauk, un wenn de Prophenzeihung ok nich indrapen was, de Grund, weswegen sei nich lang' lewen süll, was dennoch en richtigen Grund, denn sei was würklich sihr klauk, hadd von Jugend up en hellschen Drang tau 't Regiren, un fung dorbi mit ehren leiwen Vatting un Mutting tauirst an, indem dat sei sick doran tauirst inäuwte, dormit dat sei in späderen Tiden en forsches Regiment uprichten künn. – Sei hadd 'ne grote Aehnlichkeit mit Ludwig Napoleonnen; sei hadd 'ne hellsche Phantasie, æwersten ut den blagen Dunst, de in ehr tauwilen tau Höchten steg, kristallisirte sick tauletzt 'ne ordentliche Frag' tausam, un dese Fragen studirte sei denn mit allen Flit; sei hadd ebenso gaud, as de französche Kaiser, ehre orientalische un mexikanische Frag', ok ehre dütsche un Luxembörger, un läd ok dormit, as hei, tauwilen in den Nettel; æwersten dat schadete nich, sei was nu einmal, as hei, 'ne Fründin von Aewerraschungen, un dat prestige wull sei absolutemang uprecht erhollen. Ehr leiw' Anton was, so tau seggen, ehre tweite Kammer, de ümmer dat man von ehre studirten Fragen tau weiten kreg, wat sei weiten süll. Vördem hadd dese Kammer dat Recht hatt, bescheidene Adressen an ehr tau richten, æwer dit Recht was mit Recht wegen Tidersporniß afkamen, as dunn tau malen de roden Strümp; ehr was blot dat Recht blewen, mit beschränkte Interpellationen sick tau behelpen, dat heit, sei hadd Antonen, as wir hei en ollen Hahn, de nicks as Undäg' anrichtete, de ein' Flücht afsneden, un wenn hei sick nu up den Wim von ›authentischen Thatsachen‹ 'ruppe swingen wull, denn kreg hei in de Luft dat Torkeln un föll unsacht up sinen Meß wedder taurügg. – Sei hadd ok ebenso as Ludwig Napoleon ehre Weltutstellung för Kunst un Kunstflit un Gewarw', de sei in de sæbenteihn Kisten un Kasten un Schachteln mit sick führte, un de Lüd' dormit in ›besonderen Abtheilungen‹ unner de Ogen gung.

An desen Abend hadd nu Fru Jeannette ein' Afdeilung von ehre Weltutstellung deils up den Staul vör ehr Bedd, deils an en Rigel hängt, hadd dat Utstellungs-Gebüd' tau Rauh leggt, de Lichter dorin utpust't, dat Ganze sorgsam mit dat Deckbedd tauslaten, un 't let nu so, as wir dat heilige Graww gaud verwohrt; æwersten dat let man so, denn selige Rauh was dor nich, allerlei Geister un Gespenster bedrewen in den blagen Dunst von ehre Phantasie ehr Unwesen, sei sunn up nige Fragen un Aewerraschungen för ehre Unnergewenen. – Tauirst wiren dat blot dæmliche, poetische Phantasieen, de in ehr upstegen, un sei brödd ut den blagen Dunst tauirst den markwürdigen, nigen Gedanken ut, 'ne Reis' wir eigentlich mit dat menschliche Lewen tau vergliken, de Anfang wir de Kinnertid, dat Enn' dat Öller, un dat minschliche Lewen let sick ebenso gaud in Poststationen un Iserbahnhæw' indeilen, as 'ne Reis'. Allmählich fung nu ut desen poetischen Urnebel sick de Frag' an tau kristallisiren, wat dat nich gaud wir, dat de Minsch sick up jeden gröteren Lewensbahnhof mal verpustete, sick mal ümkek un ut sine Lewenserfohrungen sick mal dat Facit treckte. Dese Frag' beantwurtete sei mit ein einfaches, vernehmliches ›Ja!‹ Un de tweite Frag', de ut dese up natürliche Wis' geburen warden müßte: wat dat nich ok gaud up 'ne Reis' wir, von Tid tau Tid ut de Reis'erfohrungen dat Facit tau trecken, würd ok mit ›Ja!‹ beantwurt't, un so kamm sei nu ok tau eine unverhoffte Aewerraschung för ehre Unnerdahnen. – Anton, Helene, Paul un Herr Nemlich süllen hir up de Triester Station afsluten mit de Flegeljohren von de Reis' un mit Dütschland, un dat Facit in Gestalt von Breiw' nah Meckelnborg inschicken, Paul süll æwersten uterdem noch Material för de Taukunft sammeln un en Dag'bauk führen. Na, för Paulen, de gewissermaßen dat demokratische Element hir vertrett, ward de Aewerraschung stark naug wesen, un wider hadd dat jo denn nu ok keinen Zweck.

Wenn ick desen Verglik tüschen Ludwigen un Jeannetten man swack dörchführt heww, so möt mi de billige Leser dat tau Gauden hollen, denn de plattdütsche Sprak langt för de höhere Politik nich ut, un wi Meckelnbörger stahn mit Utnam' von de Riddergaudsbesitters un weck Burmeisters man up hellschen swacke, politsche Beinen, as Gott un ganz Dütschland weit.

Fru Jeannette slep nu mit dese vörbereiteten Aewerraschungen in, un slep so lang', dat Helene ehr dorin keinen Gegenstand leisten kunn; dese stunn also ganz lising up, kek ut dat Finster; en wunderschöne Dag glänzte ehr entgegen, sei treckte sick an un gung lising ut de Dör; ehr tog dat in den Sünnenschin nah den frischen Seestrand.

Sei säd dat Stuwenmäten Bescheid von ehr Vörnemen, för den Fall, dat ehr Mutter nah ehr fragen süll, æwer as sei ut de Husdör von ehren Gasthof gahn wull, höll sei an; ehr föll dat swor up 't Hart, wat sei nich unbedachtsam handeln ded, dat sei sick so allein in de wildfrömde Stadt herinner wagen ded; æwer de Sünn schinte so hell, Jugend hett Glück, un Unschuld finnt allentwegen ehren Schutz; sei gung ut de Dör. Un as sei ut de Dör tred, süh dor, dor stunn ehr Schutz all parat! 'T was man en lütten Schutz, un hadd 'ne stuwe Näs' un Flaßhor, drog 'ne korte Jack un kek ganz nipping un oltverstännig tau, wo en por Arbeitslüd' Rillen in de Kalkstein-Flisen slogen, mit de de Strat afdämmt was. – »Paul!« rep sei, denn Paul was ehr lütte, unverhoffte Schutz, un de sprung nu heranner: »»Lening, wo kümmst Du all her? kik mal hir! dit 's de verkihrte Welt; wenn 't bi uns glatt is, denn maken wi de Pird' scharp, un hir maken sei den Damm scharp, dat de Pird' nich utglitschen.«« – »Wie kommst Du denn aber so zeitig schon auf die Straße? Ist Vater schon auf?« – »»Ne, Lening, de snorkt noch, un Nemlich ok.«« – »Komm, Paul, wir wollen zusammen spazieren gehen und zusehen, daß wir an den Strand kommen.« – »»Ja, kumm!«« – »Aber, Pauling,« säd Helene, as sei wider gungen, un fot em an de Hand: »Du mußt wirklich von nun an anfangen immer Hochdeutsch zu sprechen. Mutter wünscht das doch so sehr, und hier versteht kein Mensch das Plattdeutsche.« – »»Ja, denn kann ich ja das auch immer thun, man bloß, daß Jochen Klæhn immer Plattdeutsch anfängt. – Lening, heute Morgen habe ich mal en Spaß gehabt. Sieh, Nemlich steckte heute Morgen seine Nase so aus dem Bett heraus, und da hab' ich mich 'ne Haar ausgerissen und hab' ihn die in das eine Nas'loch gesteckt und da immer ein bischen mit gewriwwelt, und da hättst mal sehn sollen, was er for Gesichter schnitt.«« – »Aber, Junge, was machst Du für Streiche!« rep Helene un ret en beten unsacht an sinen Arm, »wenn das Mutter nun wüßte! – Wer hat Dich denn dazu wieder angestiftet?« – »»Das hat mich Jochen Klæhn gelernt. – Weißst was Jochen sagt? Er weiß noch ein Mittel, das könnt ich auch mal probiren, ich werd' mich aber wohl hüten. Süh, da nimmt Einer sich des Nachts ein weißes Laken über'n Kopf und hält sich en Licht vor's Gesicht und geht an einen Andern sein Bett un winkt immer stillsweigend; denn steht der Andere in den Slaf auf und geht immer hinterher, wo er ihn hin winkt. – Das hat Jochen Klæhn mal mit Adolf Groten gemacht, hat aber hellische Schacht dabei gekriggt. Ja, aber ich werd' mich hüten.«« – »Du solltest Dich nur überhaupt mehr vor Jochen Klæhnen in Acht nehmen, der hetzt Dich zu allerlei Unheil auf.« – »»Ja, Helening, weißst was Jochen aber sagt? Der sagt, ich schünn ihm immer lauter Undäg' an. – Aber da ist das Wasser! das schöne Wasser. Sieh, die Schiffe!«« – Ja, dor lagg de schöne Golf von Triest vör ehre Ogen, gräun, as en Roggenfeld, wenn 't in 't Bläuhen steiht, un de lise Sommerwind doræwer treckt, as wir de adriatsche See unschüllig as en Weigenkind, wat nah den Storm von gistern lis' in den Slap sungen was; un de Dünung how sick sachten up un dal, as wiren 't de Athentæg' von dat slapende Kind. Un rings üm de Weig' hadd de Mutter frische, gräune, bläuhende Büsche steken tau 'ne Freud' för dat Kind und tau säute Käuhlung; rings üm dat Äuwer gräunten de Büsche un Böm, un witt glänzte dat von de blagen Barg' herunner; 't was æwer kein Snei, 't wiren Mandeln un Kirschen. Un dat Allens swemmte in en goldenes Licht, un de frische Athen von de Welt spelte mit den Morgennebel æwer de gräune Flauth un redte von Regung un Lewen, un 't was Oster-Morgen.

Helene sach in de Welt herinner, as seg' sei tau 'm irsten Mal ehre Wunner, ehre Ogen lücht'ten, un de Backen farwten sick höger; 't was, as wenn in ehr ok Frühjohr würd, un all de seligen Schuer, de de Welt tau frischen Lewen upwecken, sick in ehre Seel senkten, ok tau 'm nigen Lewen. – Sei hadd jo all oft dat Frühjohr seihn un dat Gottesgeschenk an ehr junges Hart drückt, æwer dit was anners, as süs, in so 'ne Pracht was ehr dat Geschenk noch nich entgegen dragen, un ehr Hart was noch nich so willig west, all de Seligkeit as 'ne Gottessaat in sick uptaunemen; nu hadd æwer de Leiw' den Acker bestellt, un de Saat gräunte fröhlich an 't Dagslicht. – Ja, 't was Oster-Morgen, un all de Klocken von de grote Stadt klüngen, un de Schall bewte æwer dat Water un mischte sick mit de lichte Nebelschicht, de doræwer lagg. – »»Ach, Lening!«« rep Paul, un sei drückte ehren lütten Brauder faster an sick, as dankte sei Gott, dat sei Einen hadd, in den sei dat Aewermat von ehre Leiw' utgeiten künn. – Un sei gungen wider, un Paul hadd sick los makt un sprung as en Fahlen an den irsten Maidag, in de Koppel herümmer un kamm wedder 'ranner: »»Lening, komm bloß mal mit; da ist mal was! Da, wo die alten Weiber sitzen, da sind ganz rothe Fische und grüne und blaue, und solche snurrige Muscheln und andere Biester. Komm doch und sieh Dir das doch an!«« – »Nein, laß mich, Paul! – Geh Du nur und besieh Dir das, ich will die Mole hier hinaufgehn und das Meer und die Gegend ansehn. Aber vergiß nicht, mich hier abzurufen, und merk Dir's genau: da oben am Ende wirst Du mich treffen. – Un Paul sprung von ehr up den Fischmark.

As Helene 'ne Tidlang an de Spitz von den Hawenbu stahn hadd, un ehr glückseliges Hart un de glückselige Welt mit einanner heræwer un henæwer redten un kein Enn' funnen in säuten Twisprak, läd sick 'ne Hand up ehre Schuller, un de olle Dam', de sick sülwst Tanten Line näumte, stunn an ehre Sid mit helle, lüchtende Ogen, as wenn dörch den grisen Regendag en warmen Sünnenstrahl breckt, un rep: »Min leiwe Dochter, wat seggen Sei? wat seggen Sei tau de schöne Welt?« – »»Guten Morgen!«« säd Helene un drückte de Hand von de olle Dam'. – »»Ach, ich weiß gar nicht, wie mir ist; so glücklich bin ich ja wohl noch nie gewesen.«« – »Also ok. – Ja, ja! Sei sünd jung, min leiw' Dochter. – Bei mir mischt sich schon Trauer mit dem Entzücken; kein bitterer Schmerz, nein, nur ein tiefes Bedauern, daß ich dies Alles nicht habe in der Jugend sehn können. Ick glöw', ick wir beter worden, ick wir en betern Minsch worden, wenn ick dat vördem seihn un genaten hadd; denn ich gehöre zu den Menschen, die da glauben, daß eine reine Freude uns unserm Herrgott ebenso nahe bringt, als ein tiefer Schmerz. – Von de letzte Ort heww ick tämlich vel tau kosten kregen, von de Freuden weniger. Aewer, verstahn S' mi recht, ick will nich undankbor sin, 't is ümmer noch mihr, as ick verdeint heww, un uns' Herrgott weit am besten, wat en Minschen gaud is. – Wer weiß, wenn ich mit allerlei Freuden überschüttet wäre, ich wäre vielleicht ein leichtsinniges Frauenzimmer geworden, lichthartig bün ick noch. – Aber ich störe Sie in Ihren Betrachtungen und in Ihrem Genuß, und außerdem habe ich hier noch ein recht ernsthaftes Geschäft bei dem preußischen Consul abzuwickeln, und da will ich denn . . . .« Bumm! knallte en Kanonenschuß æwer de See heræwer. Bumm! folgte en tweite, un en drüdde, de Pulwerdamp wölterte sick dick un swor æwer den glatten Seespeigel 'ræwer, as wenn sick de Mort up den säuten Slap leggt, un verflatterte tauletzt in lichte Wolken, as wenn sick de swore Angst tauletzt in lichte Dröm' uplös't. Un up de twölw Kanonenschüss' von dat Schipp her antwurt'ten twölw Schüss' ut de Festung, un de olle Dam' säd: »Seihn S', min leiwe Dochter, dat is en Franzos', de dor schaten hett, es ist ein Kriegsschiff, sehn Sie, mit der französischen Flagge; dat möt wat tau bedüden hewwen, ick möt doch mal fragen;« un sei gnug an einen Matrosen 'ranner, de ok in Gedanken verluren æwer dat Bollwark kek. As sei wedder kamm, säd sei: »Allens heww ick nich verstahn, wat hei säd – de Minsch is en Italjener – æwer so vel weit ick, dat Schipp is 'ne französche Fregatt un hett den nigen Kaiser von Mexico, Maximilianen, von Marseille herbröcht. Haben Sie schon ein Kriegsschiff gesehen? – Ne? – Wat meinen Sei, will'n wi uns en Boot nemen un mal nah den Franzosen 'ræwer führen?« – »»Ach nein, ich muß wohl nach Hause, und Paul ist noch nicht hier – und dann muß ich gestehen: der Kanonendonner ist mir in das feierliche Glockengeläut und in meine Festfreude recht unangenehm hineingefallen.«« – »Dorin hewwen Sei Recht; Kanonendunner is nich angenehm, taumal wenn hei irnstlich meint is; aber darin haben Sie Unrecht, daß Sie das Schiff nicht besehen wollen. Up de Reis' möt Einer Allens mitnemen, denn auch selbst das Störende und Unangenehme wird in der Erinnerung später eine Quelle von Vergnügen. Aewer, seihn S', dor kümmt Ehr lütt Brauder, dat oll lütt, fröhlich Jüngschen.« – Paul kamm 'ranner: »»Lening, hast's woll gehört? Sie haben mit Kanonen geschossen.«« – »Ja, Paul,« lachte Helene un strakte em de willen Hor glatt ut dat Gesicht, »das mußte doch wohl Jeder hören.« – »»Un Lening, rath mal, wer woll hir is, hir up desen Damm.«« – »Nun, wohl Jochen Klæhn.« – »»Ne, höger 'rup!«« – »Der alte Jahn.« – »»Noch höger 'rup!«« – »Denn weiß ich's nicht.« – »»Der Ba–ron von Un–ken–stein! Sieh, da steht er. – Der da! Der mit dem braunen Ueberzieher und den dünnen, grauen Beinen, der uns den Rücken zukehrt.«« – Ach Gott! wo würd Helenen tau Maud'; æwer kort fat'te sei sick un frog hastig: »Hast Du mit ihm gesprochen?« – »»Nein, gesprochen nich; aber ich habe ganz dicht bei ihm gestanden und ihm in's Gesicht 'rin gekuckt.«« – Dat was doch wat Tröstlichs, de Baron wüßte so doch nich, dat sei hir was; æwer wenn sei taurügg an em vörbi gung, kunn hei sick ümdreihn un sei gewohr warden; sei wendte sick also rasch tau Tanten Line üm un säd, sei wir bereit, mit ehr nah dat Krigsschipp tau führen; Paul stimmte natürlich ut vullen Harten in, un 't wohrte nich lang', dunn seten sei tau Boot, un de Fohrt gung nah dat Schipp.

'Ne Bootfohrt up 'ne glatte See bi schönes, warmes Weder is woll ein von de Ding'n, de den Minschen am besten tau Rauh weigt; æwer in Helene ehre Seel treckte de Rauh nich in; ehr Hart flog ängstlich hen un her, as wir 't 'ne Duw', de de Hæwk jöggt; sei was von ehr leiw' Mutting tau sihr mit den Herrn Baron ängstigt worden, un nu kemen ehr de bangsten Fragen: wo kamm de Minsch hirher? Wat wull hei? Würd sei em ut den Weg' kamen? –

Up de französche Fregatt würden sei fründlich upnamen un herümmer wis't; Tanten Line besach sick Allens ganz genau, as hadd sei in den Sinn, späder mal en Examen æwer de Sak aftauleggen; un Paul was up den besten Weg, dat Bugsprit entlang tau riden un in 't Water tau fallen, wenn hei nich noch glücklich infungen worden wir; æwer Helene kek æwer Burt nah den Platz, wo de Mann stahn hadd, den ehr Paul wis't hadd; un as sei taurügg führten, bestunn sei mit groten Iwer dorup, dat sei wid von dor anlegten süllen. Dat geschach denn ok; un as de oll Dam' gahn was, ehre Geschäften tau besorgen, un Helene allein mit Paulen tau Hus gung, säd sei: »Pauling, sag' heute – bloß heute – nichts davon, daß Du den Baron gesehen hast.« – »»Ja, Lening, aber warum? – Du siehst ja so ängstlich aus.«« – »Pauling, komm! Wir sind viel zu lange fortgeblieben; mein Gott, was wird Mutter sagen?« – –

Mutter hadd nu æwer all so vel seggt, wovon sei gor keine Ahnung hadd; sei hadd ganz gaud slapen, bildte sick æwer in, sei hadd sihr slicht slapen un hadd Grund verdreitlich tau sin. As sei nu Helene nich in de Stuw' gewohr würd, hadd sei Grund, sihr verdreitlich tau sin; sei lüd'te also för Gewalt an de Klingel, un as dat Stuwenmäten kamm un up ehr Fragen säd, dat jung Frölen wir all tidig an den Strand gahn, höll sei dit för en unschickliches, lichtsinniges Bedragen un för 'ne grenzenlose Rücksichtslosigkeit. Dat ganze Gasthus würd in Upregung versetzt, un as ein Husknecht utseggt hadd, de lütt jung' Herr wir mit de junge Dam' tausamen weg gahn, kamm de arme Fru up den ganz natürlichen Gedanken, Paul wir in sine Unbännigkeit un Unverstand in 't Water follen, Helene hadd em 'rute trecken wullt, wir mit herinner reten, un nu lagg ehr un Antonen sin Erziehungs-Substrat deip unnen up käuhlen Grund, un sei sach de Minschen ganz düdlich, de mit Haken un Stangen dorbi wiren de Verunglückten an 't Land tau schaffen. – Nu was dat denn ok wedder ganz natürlich, dat sei lud' æwer ehr Kind! ehr Kind! tau schrigen un tau jammern anfung, dat Anton mit en halfbalbirten Bort un in swacke Bekledung tau ehr 'rümmer störten ded, un dat in Herr Nämlichen, as hei dat Uhr an de Dör, de tüschen de beiden Stuwen was, leggt hadd un dat Schrigen üm de Kinner mit anhürte, de Angst upsteg, wenn Paul verdrunken wir, künn sine Stellung am Enn' benahdeiligt warden, un dat hei ut de Dör stört'te, üm wo mæglich sinen Elewen noch nah dräglich tau redden. – Up de Trepp begegnete hei Jochen Klæhnen, den sine niedrige Stellung hei in sine Angst vergatt un em taurep: Paul un Helene wiren beid' verdrunken; un dormit lep hei ut de Dör up de Strat un ümmer wider in sine Dodesangst ümmer bargan, as wir de adriatsche See 'ne geographische Naturmarkwürdigkeit, de sick baben up de Felsen un de Barg' breit makte. –

Jochen Klæhn lep natürlich glik nah sinen Herrn un kunn tauirst vör Schreck nich reden; æwer as hei man irst mit de Redensort »Herr, weiten S' wat?« tau Rum' was, kamm dat Anner fluggs achterer: »Paul un sine Helene sünd beid' verdrunken.« – »»Wat?«« rep de Oll un sprung pil achter den Koffedisch tau Höchten. – »Franz Nemlich hett mi 't tauraupen un is nu jo woll hen un söcht s',« säd Jochen ganz blaß, un stunn, as wir hei verbas't, vör sinen Herrn. – »»Kumm!«« rep de un smet sick en Rock æwer, »»kumm! nah den Strand!«« – un so ut de Dör; Jochen em nah. – »Hüren S', wo sei jammert!« rep hei, as sei an Fru Groterjahnen ehre Dör vörbi lepen. – »Herr, ick glöw 't nich, Paul is en tau verstännig Minsch, de ward sick hir nich in frömden Lann' versöpen.« – De oll Jahn grep mit groten Schritten stillswigends up de Strat ut. – »Herr, hei kann köpplings 'rin schaten sin, ahn dat en Anner oder hei sülwst dat gewohr worden is,« säd Jochen, un nah 'ne Wil': »Herr, ängstigen Sei sick nich! – Hei is jo nich so dæmlich, hei ward sick woll an wat begrepen hewwen.« – De oll Mann antwurt'te nich un hürte ok nich; hei lep förfötsch wider. – »Hei kann sick in en Kahn sett't hewwen un hett sick dorin hen un her wippt; dat hett hei vördem all oft dahn, un ick heww em all ümmer seggt: Paul, säd ick, wenn Di dat man nich mal begrismult!« säd Jochen, as sei an den Strom kemen, un hei de Booten dor hen un her scheiten sach. – De oll Jahn stunn still un kek sick üm; narends was en Uplop von Minschen tau seihn, Allens stunn ruhig oder gung sine Weg'; hei wüßt nich, nah wecker Sid hei sick wennen süll. Mit einem Mal rep Jochen: »Herr, seihn S', dor hinnen, dor kümmt de Gast an, un sin Helene dorbi. Je, de süll sick versöpen! Ne, dor 's hei vel tau klauk dortau. Na, säd ick Sei nich ümmer, Sei süllen sick nich ängstigen? – Ick segg man, Franz Nemlich hett 't mi vörlagen. – Na, täuw man! dat snid ick Di All up Dinen Schalm!« De Oll was stracks up de Beiden taulopen, un as hei an ehr 'ranner kamm, rep hei: »»Lening, Lening, wat hewwen Ji uns för Angst makt! – Gott sei Dank, dat sei unnödig west is!«« – »Was ist denn . . . .?« frog Helene un sach bang' in dat upgeregte Gesicht von den Ollen. – »»Sei glöwen All, Ji wir't up 't Water tau Schaden kamen.«« – »Mein Gott, ich habe ja ausdrücklich gesagt, ich wollte an den Strand gehen; ich bin ja mit Paulen . . . .« hir brok sei in Thranen ut, »ach Gott, ich bin ja nicht Schuld daran!« – »»Kumm! kumm!«« säd de Oll un slog den Arm üm ehr, »»'t is gaud, dat 't so aflopen is, æwer kumm! Din Mutter bangt sick üm Jug; un süh dor hinn'n kümmt Din Vader all an.«« 

Jochen was wildeß up Paulen losgahn, sine Ogen lücht'ten vör idel Freud'; æwer as hei an sinen jungen Fründ dichter 'ranner kamm, sett'te hei en hellsch verdreitlich Gesicht up. »So geihst Du gaud, Paul! – So bliw man bi! Makst uns so 'n Spermang, dat min Herr sinen Koffe stahn laten möt?« – »»Wat hest Du denn?«« frog Paul ganz frech. – »Wat ick heww? Nicks heww ick; æwer ick heww Di dat vördem all ümmer seggt, Du süllst dat ßackermentsche Wippwappen mit den Kahn sin laten.« – »»Ick heww jo ok nich wippwappt.«« – »Dat is Schad', dat Du 't nich dahn hest, denn wirst Du gaud unnerdümpelt worden, un denn höddst Du Di vör 't tweite Mal. – Nu mak, dat Du nah Hus kommst; Din Mutter, de schriggt för Gewalt üm Jug, un paß up, wenn Du hir kein natt Johr kregen hest, dor tau Hus kriggst ein.« – »»Du büst en rechten Schapskopp,«« rep Paul un kek sick scheiw æwer de Schuller, »»wi hewwen jo gor nicks dahn.«« – »So? – Na, süh, dor kümmt Din Vader all antaupusten. – Wo de oll Mann sick bangt! – Aewer Du leggst Di jowoll ganz un gor up de rug' Sid.« 

Un Herr Groterjahn kamm denn nu ganz uter Athen 'ranne un rep: »»Um Gotteswillen, was macht Ihr? was macht Ihr? Mutter ist in Verzweiflung!«« – »Ach, Vater, wir können nicht dafür, wir wollten nur den Morgen genießen,« rep Helene un föll den Vader üm den Hals. – »»Ih, Vatting, wo Ji Jug hewwt,«« kreihte Paul dormang, »»wi sünd jo blot man nah dat Schipp henwest, wo de Kanonen schoten, un oll Unkel Jahn un Jochen hewwen uns jo all funnen.«« – Herr Groterjahn kek sick üm; dor stunn sin oll Fründ Jahn, un dat de wegen sine Kinner hir up den Damm was, kunn hei sick licht tausam rimen; sin Haß, de æwerall nich von Bedüden was, un as en lack Fatt ümmer frisch wedder upfüllt warden müßte, tred as en lütt bescheiden Kind en Schritt rüggwarts, un de olle Gaudmäudigkeit makte sick as en stämmigen Kirl mit beide Ellbagen Platz nah vör; hei gung up Jahnen tau un säd: »ich danke Dir auch vielmal, Jahn, daß Du . . . .« stamerte hei achterher, »daß Du meine Kinder gefunden hast,« æwer de Hand reckte hei nich nah em ut. – »»Oh, dorför nich, Groterjahn, dat was en Taufall. – Adjüs Helening! – Kumm Jochen!«« säd de Oll kolt, de sick woll en annern Sluß von de Red' vermauden west was, un gung mit Jochen af.

'T is en jämmerlichen Kram mit den Minschen; wenn sine gaude Natur em den richtigsten Weg wis't hett, up den hei för sick un för annere Lüd' tau en glücklich Enn' kamen kann, denn stahn ›Rücksichten un Verhältnisse‹ as Grabens un Slagböm em in 'n Weg', un hei lenkt von de richtige Strat af. – Dit sünd nu æwer – bilöpig seggt – de beiden niederträchtigsten un liederlichsten Würd', de de hochdütsche Sprak utfünnig makt hett, un de plattdütsche ok all munter tau bruken anfängt. Jeder Hallunk, de tau wat kamen will, hett ›Rücksichten‹ tau nemen, un jeder Lump sitt in ›Verhältnissen‹, ut de hei sick nich 'rutewickeln kann. – Herr Groterjahn keken in den Ogenblick, as hei warm würd un den ollen Fründ danken wull, de ›Rücksichten‹ von wegen sine Gemahlin æwer de Schuller, un de Hänn', de hei utrecken wull, wiren von de ›Fomilienverhältnissen‹ umtüdert. – Hei was hellschen falsch up sick sülwst, dat hei nich warm blewen was, un dat hei sick as 'ne slichte Tass' vull Kamellenthee hadd afkäuhlen laten, so dat kein Düwel sei dalwörgen kunn. Hei was hellschen falsch up sine Gemahlin, dat sei mit ehr Jammern un Jautern em unnödiger Wis' in 'ne ›scheiwe Stellung‹ bröcht hadd – ok en gaud Wurt! – un wenn hei ok minschliches Vadergefäuhl naug in sick hadd, dat hei sick in 'n Ganzen sihr æwer dat Lewen von sine beiden Kinner freuen ded, so was hei doch tau sihr uter Pust un uter Rauh kamen, as dat hei nich tau den fasten Entsluß kamen wir, ditmal sine Fru ehren Unverstand irnstlich tau verwisen. – »Der Mensch soll sich nicht ängstigen!« säd hei, »ja, ich werde Mutter das ernstlich sagen: der Mensch soll sich nicht ängstigen!« – Tauletzt æwer würd em bi Helenen ehre Bidden un Klagen ganz weikmäudig, un Paulen sin dumme Snack munterte em up; hei küßte sine Kinner beid' nu ümmer wedder, un as Paul sick nah dat Küssen vör em henstellte un säd: »»Vatting, wo sühst Du ut? Du hest Di jo man halw balbirt,«« lachte hei ok all, begrep sick æwer un säd väterlich: »Ja, daran bist Du Schuld, Paulus. – Merk Dir das: der eine Mensch soll den andern nie in Unruhe versetzen.« – Un as sei in den Gasthof taurügg kemen, was hei ganz Leiw' un Lustigkeit æwer sin Glück, un hei treckte de beiden Kinner in sine Freud' in den Spis'saal herinner, un dat Vadergefäuhl flot bi em æwer, un hei frog: »Helening, willst Du 'ne Flasche Champagner trinken? – Paulus, was willst Du essen, Paulus?« – »»Wedder Schill, Vatting, un so 'ne lütte braden Hahns.«« – Aewer Helene drew: »ach, kommt zu Mutter! kommt!« un 't kamm so bang 'rut, dat Paul sine Gelüsten upstütten müßte, un Vatern de ganze, schreckliche Lag' un sin verwogene Entsluß wedder in 't Gewissen schawen würd.

As sei in de Stuw' kemen, lagg Mutter up den Sopha; ehre Nerven hadden sei ahn alle Fisematenten bi den Kragen kregen un hadden sei dor verlangs hensmeten. Sei bangte sick üm ehre Kinner; æwer eigentlich glöwte sei an ehre eigene Angst nich recht, un doræwer was sei verdreitlich; am verdreitlichsten was sei æwer doræwer, dat Keiner dor was, de Mitled mit ehre Angst von Rechtswegen hewwen müßte, as tau 'm Exempel ehr weglopen Anton oder de beiden verdrunkenen Kinner sülwst, denn dat Stuwenmäten ut den Gasthof, wat vör ehr stunn, was tau 'm Reinmaken un Beddenmaken un nich tau 'm Mitled meid't un ded blot ein Aewriges un Verstänniges, wenn dat ehr mit 'ne Buddel von Hoff'schen Malzextract unner de Ogen gung; denn dit Middel helpt gegen Allens, ok gegen en por verdrunkene Kinner. – Helene stört'te in de Dör un foll bi dat swore Lager von ehre Mutter up de Knei un klagte sick up 't Irnstlichste wegen de Unrauh an, de sei in Unbedachtsamkeit ehre Öllern makt hadd, un Paul stunn dor achter un makte en Gesicht, wat so de Scheid' tüschen Lachen un de Furcht vör en natt Johr höll, un säd: »Mutting, laß man sein! Wir sünd jo nu wieder hier, und ich will nun auch ümmer Hochdeutsch snacken.« – »»Poll,«« rep sin Mutter, »unverständiger, gefühlloser Knabe! Du zerfleischest Deiner Mutter Herz, ist das gleichgültig und unbedeutend?«« – »Das nicht,« säd Anton, denn em föll in, dat hei tau den fasten Entsluß kamen was, sine Fru mal ordentlich Bescheid tau seggen; »aber die ganze Geschichte war unnöthig,« brummte hei so achter nah. – »»Was? Unnöthig?«« rep Fru Jeannette un bömte sick mit en Ruck von den Sopha tau Höcht, dat ehre Nerven rechtsch un linksch von ehr afföllen, as wenn 't Spennwewen wiren, »»ist die Mutterliebe unnöthig? die Mutterliebe ist eine Tigerin, die in der Gefahr ihre Jungen beschützt;«« un dorbi makte sei de Tigerin tämlich natürlich nah, blot dat sei Antonen noch nich an de Gördel fohrte. – »Aber der Mensch soll . . . .« rep Anton, ümmer fast in sinen Entsluß. – »»Was soll er, Anton? – Schweigen soll er, wenn aus der Mutter die Angst um ihre Kinder spricht.«« – »Aber der Mensch soll sich nicht . . . .« rep Anton un bet de Tähnen tausam, as hadd hei sinen Entsluß dortüschen un müßte em fastklemmen, dat hei em nich afhannen kamen ded. – »»Was? Was?«« rep Jeannette in grote Bisterniß denn Antonen sine Anstalten wiren so ungewöhnlich un fürchterlich, dat sei ganz blaß worden was un de Ogen afwennen müßte. Dese föllen nu up Helene, de sick vergews afmäuhte, sei tau Rauh tau bringen un mit den Raup: »»Mein Kind! Mein Kind!«« stört'ten ehr de Thranen ut de Ogen. – So, de wir nu tau Rauh! æwer in Antonen was jo woll de Bös' mit Hütt un Mütt un Hün un Perdün[1] 'rinnen fohrt; ahn alle Rührung un Gewissen stunn hei dor, stampte mit den Faut up de Ird' un rep, as hei up de Dör tau gung: »Ich, ich . . . . ich werde jetzt hingehn und mich endlich mal rasiren.« –

Nu kreg Mutter dat æwer mit de Angst, Anton künn sick mit dat Balbirmetz den Hals afsniden; sei tröst'te sick un frilich dormit, hei hadd vördem so wat seindag' noch nich dahn, æwer hei was ok vördem seindag' noch nich gegen ehr so uptreden, ein Mal wir 't irste Mal. Sei säd dat frilich nich lud' tau ehre Kinner, schickte æwer Paulen doch tau Sekerheit den Ollen nah, villicht dat de Anblick von sinen Leiwling em von so 'ne Schanddaht taurügg höll; denn sei was 'ne sihr æwerleggte Fru.

As nu ut de Stuw' bian, wo Anton mit dat Balbirmetz handtirte, sick kein Jammern un Schrigen upsmet, würd Fru Groterjahnen denn ok ruhiger; Helene ded mit alle Leiw' dat ehrige, üm ehre unschüllige Schuld vergeten tau maken, so dat Mutter sick allmählich up de Aewerraschung besinnen kunn, de sei den Abend vörher in dat Bedd utbrött hadd. – Sei kamm nu, as Anton un Paul sick tau 'm Koffe infunnen hadden, mit ehre Reis'stationen un Lewensstationen un Facit-trecken un Breiw'schriwen tau Rum'. – »Ja, Mutter, ja, ich will gleich schreiben,« rep Helene, »ich schreibe an Emma Regen und will ihr ausführlich melden, wie's uns bisher ergangen ist.« – »»Gut, mein Kind,«« säd Mutter, »»aber ich wünsche, daß Du die Grundabsicht Deiner Mutter berücksichtigst, daß Du nicht bloß von den Reisestationen, sondern auch von den Lebensstationen berichtest, und daß Du das Facit ziehst.«« – Ja, säd Helene, ok dat wull sei dauhn, so gaud sei künn. – Aewer sei was ok de einzigste, de sick willig wis'te; in ehren Vader späukte de Bös' noch ümmer heimlich furt, sine Ogen wiren bi sine Fru ehre Aewerraschung tauirst ümmer gröter worden, un nahsten hadden sick dicke Schrumpeln doræwer leggt, un hei säd tauletzt falsch: »Ich weiß den Deuwel von Lebensstationen und weiß auch Keinen, an den ich schreiben soll. Was mich passirt is, das erzähl ich nachher Ohmen un Sohmen un Drohmen in der Sozieteh.« – »»Ja,«« säd Paul un süfzte up, as wir em dörch de obsternatsche Erklärung von sinen leiwen Vater 'ne grote Last von den Harten namen, »»ja, ich weiß auch Keinen, und die Jungs erzähl ich das auch nachher,«« un dit säd hei so drist, as hadd hei de faste Aewertügung, dat hei en rechten gehursamen Sæhn wir, de sick sinen braven Vader as en helllüchtend Vorbild namen hadd, un nu ok ümmer furt in sine Fauttappen wandeln wull. – Aewer hei kamm schön an. – »Du?« säd Mutter, »Du sollst auch keine Briefe schreiben, Du sollst von jetzt ab ein Tagebuch führen, und Herr Nemlich soll darauf sehen, daß es geschieht. – Wo ist Herr Nemlich?« – Ja, wo 's Herr Nemlich? – Dat wüßt kein Minsch, Herr Nemlich sülwst nich, dat wüßt blot de leiw' Gott, un de ok man, wenn hei mal taufällig up de allerbistrigten Straten von Triest en Blick smet, denn 't was 'ne gottverlatene Gegend. – Hir stunn de Herr Perzepter mit dat Gesicht an 'ne Mur, in so 'ne Ort von Bullenwinkel, un kunn nich rügg- noch vörwarts; vörwarts nich wegen de Mur, un rüggwarts nich wegen en Hümpel Bedelgören, de em richtig as Frömden taxirt hadden un em nu noch 'ne Tax up den Geldbüdel leggen wullen, nahdem sei em in den Bullenwinkel 'rinner manöverirt hadden. – Herr Nemlich was tauirst in grote Verlegenheit, æwer 't wohrte nich lang', dunn grep hei nah dat gründlichste Middel gegen so 'ne Lag'; hei stellte sick mit den Puckel gegen de Mur, höll en vör Krüzer tau Höcht un rep: »aquila nero! aquila nero!« bet tauletzt so 'n halfwassen Jung', de as en Orang-Utang in Zevilkledung utsach un ok de paßlichsten Gesichter dortau sned, sin Italjensch un sin Geld verstunn, sick tau em dörchdrängte un em nu mit Mul un Poten – gu'n Dag, Ap! – bedüdte, hei wull em nah den swarten Adler taurügg bringen. –

Na, dat geschah – Herr Nemlich rückte mit sine Ihrenwach vör den swarten Adler un kamm grad' tau de Tid, wo Fru Groterjahnen ehre Sehnsucht nah em utpraken hadd.

Hir würd em un von de Dam' utenannersett't, dat hei hüt Breiw' schriwen müßt, an wen wir ganz glik, æwer schriwen müßt hei, sei schrewen hüt All. – Dat was nu nich wohr, denn sei sülwst schrew nich wegen ehre Nerven, un Anton un Paul nich wegen pure Fulheit, sei wiren desprat un obsternat afgahn.

So schrewen denn nu blot Helene un Herr Nemlich, un – markwürdig! – beide slogen mit ehre Breiw' up den Sack un meinten den Esel: Helene schrew an ehre Fründin, Emma Regen, de dicht bi Groten-Barkow as Erzieherin was, un meinte Korl Jahnen, de oft mit ehr tausamen kamm, un Herr Nemlich schrew an den ollen Köster Beerbom un meinte Munde.

Un nu wir denn so wid nu Allens will un woll, wenn ick blot den unpaßlichen Verglik mit den Esel nich makt hadd. – Na, ick denk, Munde un Korl Jahn warden mit mi in Gelegenheit seihn un mi dit Stück nich alltausihr æwel nemen. – –


  1. etwa: mit Haut und Haar und Sack und Pack; in der Seemannssprache gebraucht, wenn die See das ganze Deck überschwemmt und alles Holzwerk (Hütte &c.) und die Takelage wegreißt; Perdunen heißen die großen Seitentaue, mit denen der Mast am Schiffsbord befestigt ist.