De Reis’ nah Konstantinopel/Kapittel 10

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De oll Dam' as 'ne Mus in 'ne Dis'-Heid'. – Caffè Bombay! – Gravoso. – All die kleinen Kikelhähnchen versoffen! – Gottlob! Mutter fängt doch all wedder an tau schellen; sei nimmt de Tægel wedder in ehre Hand. – Paulen sin Dag'bauk; Jochen helpt em dorbi. – Mutter giwwt sick tau 'ne Brügg her. – Meckelnborg möt 'ne Republik warden. – De frien Republikaner un de östreichschen Sklaven. – Worüm de olle Dam' keine frie Republikanerin warden will. – Herr Nemlichen geiht en Licht up, un Munde kickt æwer ehren Vader sinen Swinskaben nah Zwiebelsdörp henæwer.


Jochen Klæhn hadd ganz recht vertellt: dat Schipp was up den graden Rüggweg, un slenkerte mang de Bülgen, dat Jochen halflud' tau Paulen säd. »»Paul, weitst wo mi tau Maud' is? Mi is, as set ick tau Lütten-Barkow in dat Aderborsnest up de Weitenschün' un kek nu mal eins up de ein' Sid dat Schündack dal un denn mal up de anner Sid.«« – Un Tanten Line säd: »Und Sie, mein lieber Herr Jahn, sind die ganze Nacht hier oben gewesen? Worüm hewwen Sei mi dat nich seggt? un worüm bün ick so dæmlich west un heww mi dor unnen inspunnen laten?« – »»Je,«« säd de Oll, »»beter is beter. Hir baben wiren Sei doch woll schön natt worden.«« – »Dat sünd wi dor unnen ok, wir haben auch unser Theil empfangen.« – »»Weiß Gott,«« säd de Oll, de nu gewohr würd, dat sin oll Reis'kumpan schön begaten was, »»Sei sünd jo klatschennatt, Sei kænen sick jo up den Dod verküllen. Kamen S' her!«« un dormit treckte hei sick sinen Pelz ut, un wat Tanten Line ok för Sperenzen makte, sei müßte 'rinner in de warme Hüll. Un nu satt dat oll Worm dor, as de Hiring in den Rockeluhr, un kek baben ut den rugen Kragen, as de Mus ut de Dis'-Heid'; un dorbi kek sei so irnsthaft un fierlich in dat wille Waterwesen üm ehr 'rümmer, un as de Sünn blaudroth achter swarte Barg' langsam tau Höchten steg, folgte sei de Hänn' un säd vör sick hen: »Erhaben! erhaben!« – Un de Minschen würden still, un de Bülgen bröllten un broken sick, æwer de schümigen Kämm wiren rosenroth anfarwt, as hadd de ewige Leiw' Rosenbläder æwer de wille Wuth streu't, dat sei tau Rauh kamen süll. Un ok Helenen ehr bleikes Gesicht was rosenroth anstrahlt, un ok sei folgte de Hänn', un ehr erlös'tes Hart stamerte en Dankgebett: ja, nu was de Gefohr vöræwer; Gottes Sünn stunn an den Hewen, un de grüßt dat bange Minschenhart un predigt von den Urquell von allen Gnaden. –

Un nu kamm denn so mitdewil Allens, wat sick jichtens up de Beinen noch hollen kunn, up dat Deck heruppe krapen, un dat fröstelte un hulwakte dor herüm, denn nah 'ne dörchwakte Nacht is dat bi Sünnenupgang, as wenn dat in den minschlichen Liw' ok mit allerlei Gruseln tau schummern anfängt; un nu rögte sick ok tau rechter Tid Signor Vincenzio, wat de Oberkellner up den Bombay was, un kamm mit en groten Pott vull swarten Koffe andragen un rep: »Caffè nero! Caffè Bombay!« – Un Alltausamen langten nah dat erquickliche Gedränk, blot Paul wull nich, dat smeckt em tau bitter, säd hei. Aewer Jochen Klæhn säd em gehürig Bescheid: »»Süh, Du süllst Di wat schämen, Paul, dat möt ick Di doch schir tau 'ne pure Säutmüligkeit anreken; wi drinken jo All von den Koffe, un kik mal de olle, klauke Dam' an, wo nürig sei dorin drinkt, un dei is doch so vel öller as Du. Ick wull, Du wirst man mal en vir Wochen bi min Mutter in de Kost, de würd Di woll anlihren. Ick wull mal kein dick Arwten eten, »Leckertähn,« säd s', »magst ok gräun Seep?« un dunn kreg s' mi tau faten un proppt mi de dicken Arwten in den Hals, un ick müßt sluken, ick müggt willen oder nich.«« –

Nu würd denn æwer ok de Meisten, as sei sick de Havari up dat Schipp ansegen, un as sei de Inseln un Klippen üm dat Schipp 'rümmer gewohr würden, recht düdlich klor, in wat för 'ne grote Gefohr sei de Nacht æwer swewt hadden; denn 't was 'ne gruglich gefährliche Küst, un blot den ollen, ümsichtigen, italjenschen Kaptain was dat tau verdanken, dat noch mal de Sünn æwer so vele Minschenlewen upgung. – Ümmer dichter würden de Klippen; æwer ok ümmer stiller würd dat Water, un as sei in den Haven von Ragusa, Gravoso, inlepen, was 't, as wiren s' in en Landsee.

Hir kamm denn nu Allens up dat Deck tau Rum', un ok de Kranken würden 'ruppe bröcht. Herr Groterjahn würd grad'æwer von sine leiwe Fru leggt, so dat sei sick in de bedräuwten Gesichter seihn kunnen, un sei fierten en recht weihmäudiges un stillswigendes Wedderseihn. Herr Nemlich würd von Jochen Klæhnen 'ranner slept un sackte in einen Dutt tausamen, as hei 'ne Bänk tau faten hadd. De Herr Baron von Unkenstein satt up en Feldstaul un kek stiw vör sick hen, as hedd hei Helene un alle Weltlust vergeten, un wir in deipe Betrachtungen æwer 't minschliche Elend versunken; de lütte thüringsche Kopmann glitschte up dat natte Deck ut un sett'te sick hellschen unsacht dal, un as hei sick wedder tau Höcht rappelt hadd, kek hei sick dat Flag an un säd in sine ungeheure Höflichkeit: »Bette, bette recht sehr!« Un nu satt hei up dat Vörschipp vör de Haunerkasten mit en Gesicht as en Likenbidder un jammerte: »Herr, Du meines Lebens, all die kleinen Kikelhähnchen versoffen. – Oh, Ihr Männer! Ihr Männer! – Ja, ja! – Mit unsrer Macht ist nichts gethan,« un dicht bi em was Unkel Bors ok up dat gliwwrige Deck utglitscht un satt nu mit den Puckel gegen den Haunerkasten, un 't was ogenschinlich, dat hei gor nich markte, woans hei ümmer denn un wenn von unnen up 't Frisch anfucht't würd, un bi em lagg verlangs in de sülwige Sauß en ollen Pollack un stæhnte: »»Jach ich liege, jach mir gut ist, jach ich stehe, jach mir schlecht ist.«« – Un t'ens den sinen Kopp satt wedder Herr Gumpert, wat Antonen sin Genæwer bi Disch was, un säd blot: »Schauderhaft! – Schau–der–haft!« – Ja, 't was 'ne rechte glückliche Reis'gesellschaft, de tau Gravoso an desen gesegneten Dag utschippt würd!

An den Lann' verhalten sick de Kranken ok bald un verdorten sick so wid, dat sei nah Ragusa gahn un führen kunnen. – Fru Jeannette kamm ok allmählich sowid æwer Enn' un tau Besinnung, dat sei ehren Anton en staatschen Vers doræwer maken kunn, dat hei ehr in ehre Noth nich bistahn hadd. Herr Nemlich kreg Schell, dat hei de Nacht æwer nich bi Paulen west wir, un Paul kregt Schell, dat hei nich bi Herr Nemlichen west wir, un as sei vör dat Gasthus tau Ragusa in en Lehnstaul satt, un de oll Jahn taufällig dor vörbi gung, steg in ehr so 'ne düstere Erinnerung up, as hadd sei in de vergangene Nacht den ollen Jahn seihn, un de hadd sick mit ehr jichtens wat tau dauhn makt. – »Hella, mein Kind,« frog sei Helene – baff! – vör den Kopp, »wer hat mich diese Nacht auf's Verdeck getragen?« – »»Ach Gott, Mutter, quäl Dich darum nicht! – Die frische Luft hat Dir wirklich gut gethan, und wenn Du mit mir dorthin an den Fels gehen wolltest, wo die Wellen sich so schrecklich schön brechen, würde Dir bald wieder ganz wohl werden.«« – Aewer Mutter Groterjahnen let nich locker, ehr wiren de Tægel von dat Regiment in de letzten viruntwintig Stunn'n ut de Hänn' follen, nu rapte sei sei æwer wedder up un tog sei stramm an: »Ellen, mein Kind, ich will wissen, wer mich getragen hat.« – »»Nun, dann muß ich es Dir sagen: Onkel Jahn hat Dich hinaufgetragen, ich habe ihn durch Paul darum bitten lassen.«« – Hadd Mutter nu en Gefäuhl för dat Klassische hatt, denn hadd sei nu ehr ›Antlitz verhüllen‹ müßt, so æwer schoten mal wedder Blitzen ut ehre Ogen, un sei rep: »Meine Kinder, meine eigenen Kinder conspiriren gegen mich mit dem Feinde unseres Hauses.« – »»Ja, Helening,«« säd Anton, de nu von Rechtswegen ok wat seggen müßte, »»der Mensch soll mit de Feinde . . . .«« – »Schweig still, Anton, Du bist daran Schuld! Wie kannst Du dulden, daß der da« – un sei wis'te up den ollen Jahn, de in de Brandung 'rinner kek un ehr ganz unschüllig sin breiden Puckel tau kihrte – »wie kannst Du dulden, daß der da Hand an Deine Gattin legt?« – Anton wull seggen, hei hadd ehr jo doch nicks tau Leden dahn, un Helene säd: »»Du solltest dem alten Manne danken, Mutter, daß er Dir beigestanden hat, und bereitwillig beigestanden hat.«« – Aewer Mutter wull nich danken, un as sei mit ehren Zorn un Gift noch wider üm sick 'rümmer spillunken wull, kamm ehr tau sinen Unglück Paul vör Ogen, un ehr föll in, dat hei ok en Verbreker was, un dat sei bi em ok de Tægel antrecken müßte: »Poll!« rep sei, »hast Du gestern Dein Tagebuch geführt?« – Paul verfirte sick nich slicht, hei stürte grad' up sinen Fründ Jochen los, de ganz in de Neg' mit den Puckel gegen en Bom stunn, un wull den tau wat anstiften oder sick von den tau wat anstiften laten; hei antwurt'te also mit 'ne Gegenfrag': »»Aber, Mutting, wo kann ich en Tagebuch führen, wenn ich beinah alle Augenblick versaufen soll?«« – Helene hadd ehre Mutter bi de Frag' sihr nipp ankeken. Anton hadd en Lud von sick gewen, den hei uttaustöten pleggte, wenn hei Inwendungen maken wull, un Mutter sach, dat sei bi desen Fisch up allerlei Graden stöten würd, sei fot also de Tægel en beten loser un frog: »Hast Du überhaupt schon mit dem Tagebuch begonnen?« – Paul murrte vör sick hen: wo hei denn schriwen süll, up dat Schipp künn hei doch nich schriwen, un en Tintfatt hadd hei ok nich. Helene bed för Paulen, dat Mutter em dat Dag'bauk schenken süll, un Vadder Groterjahn säd, hei hadd in sinen Lewen kein anner Dag'bauk führt, as den Wochenzettel von den Kurnbæhn, un den Vurthel von en Dag'bauk seg' hei gor nich in. Mutter antwurt'te em dorup sihr spitz: sei wull keinen ungebildten Minschen ut ehren Sæhn upfäuden, un Poll süll sick in dat Wirthshus Tint un Fedder un Poppir gewen laten un mit dat Dag'bauk snart anfangen. Herr Nemlich stimmte dormit in: en Dag'bauk wir en Bildungsmiddel; Paul smet em dorför en trotzigen Blick tau un treckte af as de düre Tid, un schow sick sachten in de Dör von dat Wirthshus herin. Hei wir æwer woll so gaudwillig nich gahn, wenn em Jochen Klæhn achter den mütterlichen Puckel nich plinkt un winkt hadd, dat hei för sin Part wat in den Schild' führte.

Jochen folgte em denn un ok un säd: »Paul, Du büst en ollen Has'; wat makst Du dor en sur Gesicht tau, dat is jo 'ne Kleinigkeit, ick help Di dorbi.« Un as nu Schriwtüg un en stilles Flag anschafft was, säd Jochen wider: »Paul, schriwen möst Du sülwst; ick schriw 'ne sihr schöne Schrift, un dat künn sei denn marken; æwer ick will Di 't diktiren, as uns' Köster ded.« – Un Jochen fung an: »Kurzes . . . ., hest Du dat? – Mein Gott, Paul, wat makst Du för 'ne ›K‹? So möst Du 'ne grote ›K‹ maken,« un hei schrew em ein vör. »Na, man wider! – Dagebuch – mit 'ne ›D‹ – von Paulen. Hest Du dat?« – »»Ja, Jochen, æwer worüm ›kurzes‹?«« – »Paul, Du büst doch ein rechten Schapskopp, sælen wi denn en ›langes‹ schriwen? Dor ward uns jo Tid un Wil' lang bi; ick heww tau 'm wenigsten kein Lust, den ganzen Dag hir tau sitten un mi tau termaudbarsten.« – Dit sach Paul denn ok in, un de beiden Schriftstellers arbeiteten denn nu förfötsch wider, un Jochen höll dorup, dat Paul widlüftig schriwen süll, dormit dat dat Schriftstück gröter utseihn würd, kunn 't æwer nich hinnern, dat Paul baben linksch anfung un binah unnen rechtsch uphürte, wil dat kein Lineal tau Hand was, un as Allens farig was, las Jochen vör, as folgt:

Kurzes Tagebuch von Paulen.

Triest, den ersten Osterdag: Diese Stadt ist voll von viel Volk, auch voll Snurrers, welche aus kleine Kinder und alte Weiber bestehen. Diese haben den Herrn Studenten Bauer for einen vornehmen Fürsten estimirt, indem er eine bunte Mütze und einen bunten Rock anhatte, dieses hat er mich nemlich erzählt. Den Mittag hat Vating wieder Fische gegessen, sie haben aber so gesmeckt, as wenn die Dirn die Oellamp in die Sauß gegossen hat. Wir Andern aßen Rinderbraten. Wir haben auch ein Kriegsschipp besehen, die alte Dam' hat uns das angeschünnt, und Helening hat viel Schelt von Mutting gekriegt; ich aber auch. Vating un Jochen un der alte Jahn haben sich aber sehr gefreut; Vating sollte eine Buddel Schipander zum Besten geben. –

Triest, den zweiten Osterdag. Herr Nemlich hat viel Schelt gekriegt, weil daß er noch nicht gepackt hätte. Ich habe auch wieder Schelt gekriegt, weil daß ich auf den Fischmark gelaufen war, daß ich da die erbärmlichen wilden Seethiere besehen wollte. Des Mittags haben wir nichts gegessen, indem daß wir schon Vormittags auf das Schipp mußten; es nennt sich ›Bumbi‹. Vating ist aber still weggegangen und hat uns stehen gelassen und hat heimlich in ein Wirthshaus Frühstück mit warme Bratkartoffeln gegessen, un Mutting hat ihn auch dafor orndlich ausgescholten. Auf das Schipp haben wir getroffen 1) Jochen Klæhnen, 2) Unkel Borßen, 3) Unkel Jahnen, 4) den Herrn Studenten Bayer, 5) einen Herrn Avkaten, 6) den Herrn Baron von Unkenstein, den Mutting ganz allein leiden mag, und 7) einen kleinen Komerzionsrath aus Thüringen, der Vating immer den alten und mir den jungen ›Grobian‹ benennt, indem daß er ›Groterjahn‹ in seine Sprache nicht sagen kann. Die Nacht hat sich ein grauwelliger Sturm erhebt, und die Bülgen haben man immer so über das Schipp geslagen. Vating und der kleine Komerzionsrath haben jämmerlich gestæhnt, denn das ist die Seekrankheit, und ich habe man knapp die Stiebel angekrigt. Unkel Jahn und Jochen haben Mutting oben 'rauf getragen, und Vating hat heute Schelt gekrigt, daß er das gelitten hat. Die alte Dam' sah mal putzlistig aus in Unkel Jahnen seinen Pelz.

Ragusa, den Dag nach Ostern. Nu sind wir hier. – –

»Ja,« säd Jochen, as hei tau Enn' lesen hadd, »'t is richtig: nu sünd wi hir.« – »»Je, Jochen,«« säd Paul, »»hir müßt woll eigentlich noch en beten wat achter an.«« – »Dat seih ick mit mine Insichten nich in, Paul; mi dücht, Din Mutter kann dor woll mit taufreden sin. – ›Wi sünd nu hir‹, dat kænen wi schriwen; æwer wat uns hir nu noch wider passiren deiht, dat kænen wi nich weiten. – Wi künnen frilich woll noch en beten up en vörweg schriwen, ›ich habe heute wider Schelt gekriggt‹, denn dat Du de kriggst, dat is gewiß; æwer Du kannst ok mæglich Schacht krigen un denn stimmt dat nich. – Ne, nu drag' dat Poppir man hen nah Din Muttern; ick ward mi in de Husdör stellen un mal Obacht gewen, woans ehr dat woll gefallen deiht.« –

Paul bröchte denn nu ok sine Mutter dat Schriftstück un hadd dat all vörweg in 't Gefäuhl, dat hei woll en natt Johr krigen würd, æwer 't süll gnedig afgahn: Mutter namm in deipe Gedanken em dat Poppir ut de Hand, kek 't gor nich an un sett'te ehre Unnerhollung mit den Baron von Unkenstein un Helenen furt, denn sei was in 'ne Haupt- un Staatsakschon begrepen; sei wull, as sei tau sick sülwst säd, ›ein innigeres Verständniß‹ tüschen de Beiden anstiften, un so gaww sei sick denn mit ehren swacken, kranken Liw' tau 'ne Brügg her, up de de Beiden sick entgegen gahn un en Verdrag sluten kunnen. – De Herr Baron danzte denn ok lustig mit de uterwähltsten Kumpelmenten up de Brügg vör, æwer Helene wull nich. Was dat nu, dat sei de Brügg nich trugen ded, oder was dat, dat sei den ollen Jahn, de ehr ut de Firn' ümmer so nahdenklich ankek, nich vör den Kopp stöten wull, genaug, sei dreihte sick snubbs üm un wendte sick an Herr Nemlichen: wat hei nich so gefällig sin wull, un sei en beten dörch de Stadt begleiten un up dat olle Sloß dor baben; sei wull doch mal de Gegend un ok dat Volk sick anseihn. Natürlich! Versteiht sick! Herr Nemlich sprung mit beide Beinen tau Höcht; æwer hei kek doch hellschen unseker nah de Fru Prinzipalin henæwer: ›ob sie mir nichts gebeut?‹ – Mutter was tau swack, as dat sei mitgahn kunn, un de Herr Baron was tau klauk, mit tau gahn, denn hei wüßte, wer de Dochter krigen will, möt 't mit de Mutter hollen, hei blew also un fädelte sinen Faden in Mutter ehre Nadel in.

Helene un Herr Nemlich gungen af. Herr Nemlich was so wat noch nich passirt; hei wadte bet an de Knei in luter Entzücken 'rümmer, nich wegen de Stadt un de Gegend, ne, wegen de Begleitung un de Utteiknung. – Taufällig wüßte hei ut den lütten Cannabich, dat Ragusa öltlings 'ne Republik west was, un dat Montenegro, wat hir ganz dicht bi leg, so tau seggen, noch ein' was, un so höll hei Helenen 'ne grote Vörlesung doræwer, wat 'ne Republik eigentlich för en Geschäft wir, un kamm tau den Sluß, Meckelnborg müßte ok 'ne Republik warden, un 't wir gor nich mihr so wid dorvon af, 't wir up den besten Weg dortau, denn den Landdag hadden sei jo all, un hei un Korl Bennewitz un Krischan Schult un Ferdinand Schröder hadden dat all vör sæben Johr seggt, as sei noch gor nich mal up 't Seminor west wiren. – Helene hadd nich vel von dese Weisheit profentirt; sei hadd stumm in de Brandung 'rinne keken, de sick Well up Well, as wir jedwereine en Kil, tüschen de Felsen dörchbängte, un sick denn mit ehren witten Gischt in vulle Wuth gegen de ollen Thörm von de Festungswark tau Höchten bömte, as wir sei dortau beropen, dese ollen Teiken von vergahene Macht uttaulöschen un wedder mal tau bewisen, dat kein Minschenwark, so fast dat ok gründt is, vör de Gewalt von de Natur bestahn kann. – So 'n Anblick weckt Weihmaud un Trurigkeit in de Minschenbost, un as dat junge Mäten sick afwennte tau rauhigere, stillere Utsichten, wo kein Wuth un Strid towten un Sünnenschin d'ræwer lagg, sprok sei warm un weik tau Herr Nämlichen, de nu ok mit de meckelnbörgsche Republik slüssig worden was, un frog em nah sinen Öllern un ehren Husstand, un 't kamm dit All mit so vel Mitgefäuhl 'rute, dat Herr Nemlich ümmer deiper in dat Entzücken 'rinner sackte. – Sei gungen up dat olle Sloß un keken up Jensid 'ræwer, wo kahle nakte Barg' in den prallen Sünnenschin steidel tau Höchten stegen, un Tanten Line, de all sörre den ganzen Morgen de Gegend afströpt hadd, stunn ok all hir un kek des sülwigen Wegs doræwer un kamm 'ranner un säd: »Min leiwe Dochter, seihn Sei, dor achter de Barg', dor liggt nu dat oll, lütte Land Montenegro, und, sehen Sie, da zieht ein österreichisches Commando langsam den Berg hinauf – de mit de witten Röck mein ick – un de Landlüd', de dor in den bunten Upputz den Barg herunner kamen, dat warden woll weck von de Montenegriner sin.« – »»Oh,«« rep Herr Nemlich, »»das sind die freien Republikaner, sehn Sie, mein Fräulein, wie kühn sie einherschreiten, und sehn Sie, wie die Sklaven der Gewalt, diese östreichschen Soldaten, dort gedrückt und mühsam herumkriechen!«« – »Ja, min leiw' Herr,« säd Tanten Line recht ruhig, »de Einen lopen bargdal, un de Annern klattern bargup. – Und sehn Sie dort oben woll das kleine Häuschen? Dat is de östreichsche Wachtposten, dor möten dese frien Republikaner an de östreichschen ›Sklaven der Gewalt‹ all ehr Scheitgewehr afgewen, dormit dat sei hir unnen in de Stadt kein Elend anrichten kænen. – Aber wir wollen uns diese freien Republikaner doch mal in der Nähe besehn.« – Dormit gungen sei nu 'runner in de Straten von de Stadt. –

In eine Sak hadd denn nu Herr Nemlich Recht; 't wiren prachtvulle Kirls, breitschullerig, mager un rank, nicks as Knaken un Sehnen un ›kühn‹ genaug gungen se dor rümmer, villicht en beten tau ›kühn‹, denn ut de brunen Gesichter un swarte Ogen von Herr Nemlichen sine republikanischem Bräuder lücht'te so wat Besonderes herute, wat Herr Nemlichen so slicht geföll, dat hei ümmer dorup bedacht was, tüschen sick un so 'n Montenegriner Brauder de oll Dam' tau platziren. De gung ganz drist dor mang 'rümmer un säd tau Helenen, indem dat sei up en Hümpel von smutzige, gruglich häßliche Wiwer wis'te, von de 'ne jede eine swore Last up den Puckel slepte: »Min leiwe Dochter, wo geföllt Sei dat? Ick glöw', wi bliwen, wat wi sünd, wir lassen uns nicht einrangiren in die Reihe dieser Republikanerinnen;« un wendte sick an Herr Nemlichen: »Das ist hier das sogenannte, schöne Geschlecht.« – Un as sei nu wider gungen, hadden sei ok bald en stattlich Geleit von Snurrers un Prachers üm sick, gesunne, starke Kirls, de blot einen ap'nen Schaden hedden, nämlich en groten Grugel vör de Arbeit. – Sei gungen an 'ne Kirch vörbi, un Tanten Line säd: »Ich bin heute schon in der Kirche gewesen, ich wollte Gott für unsere Rettung danken; æwer dor bün ick schön ankamen, mine Andacht is mi von de Örgel rein wegspelt worden. – Nun, ich habe wohl gelesen, daß der König David auf Psalter und Geigen gespielt hat, und daß er in einem leinenen Leibrock vor der Bundeslade getanzt hat; æwer en Schottschen ward hei doch woll nich spelt un danzt hewwen, un dit, min leiw' Dochter, was en würklichen Schottschen, de de Örgel anstimmte. Ich mußte aus der Kirche hinaus, ich konnte es nicht aushalten.« 

Tauletzt kemen sei denn nu wedder tau dat Flag, von wo sei utgahn wiren, tau dat Wirthshus, wat vör dat Dur von Ragusa lagg; sei segen ok de Städ', wo Mutter vördem mit den Herrn Baron seten hadd; æwer Mutter was nich mihr dor, un de Herr Baron ok nich. – Mutter hadd bi Weg' lang ehren Anton upgawelt un was mit em ut jichtens einen verdreitlichen, æwer gewiß vernünftigen Grund nah Gravoso un von dor up dat Schipp taurügg führt. – Paul hadd ok mit süllt, was æwer tau sinen Glücke nich tau finnen, un dit was sihr natürlich; hei gung Muttern wegen sin Dag'bauk ut den Weg' un satt ogenblicklich baben in so 'n utländschen Plantanenbom – dit was em nämlich ganz wat Nig's, hei hadd in so 'ne Ort noch nich seten – hadd sick de Tasch vull lütte Stein' un Muscheln steken un smet nu ümmer dormit nah Jochen Klæhnen, de mit den Puckel an den Bom stunn un sick nu des Dods verwunnern ded, wo de Wind von desen utlännischen Bom Muscheln schüdden künn. – Oll Vatter Jahn was ok nah Gravoso taurügg gahn un hadd unnerwegs de Bekanntschaft von einen ollen Schippskaptain makt, de gaud dütsch sprok un sick in einen wunderschönen Goren in Gravoso tau Rauh sett't hadd; un as Helene mit Tanten Line un Herr Nemlichen an desen Goren vörbi gung, kamm oll Unkel Jahn dor herute mit en por wunderschöne Rosenstrüz: »Da, Tanten Lining, Sei krigen de witten, un Du, min leiw' Lening, Du kriggst de roden!« – Herr Nemlich kreg nicks, hadd æwer all vel tau vel Schönes kregen, un as hei nahsten vören wedder up dat Deck satt, gung em doræwer en wunderbores Licht up. – Ja, dat lücht'te em hell un klor in de Ogen: Helene was in em verleiwt. – Worüm . . . .? – un hei frog jede enzelne Well, de an de Schipp späulte, un hei frog de ganze Landschaft rings herüm un jeden enzelnen Bom, de dorin stunn – worüm hadd sei süs de Herrn Baron verlaten un em sick tau de Begleitung uterwählt? – Worüm hadd sei so deipsinnig in Gedanken dor stahn, as hei sine Ansichten æwer de meckelnbörgsche Republik utspunn? – Worüm hadd sei so weik un warm tau em spraken? – Wat hadd sei nah sinen Vader un nah sine Mutter tau fragen, wenn sei nich anners blot weiten wull, in wat för 'ne Fründschaft sei dörch de Frigeratschon 'rinne kem'? – Worüm hadd sei ümmer, as de oll Dam' so 'n beten spitz gegen em würd, fründliche Anred' an em hollen? – Worüm? worüm? worüm? – Un dese ›Worüms‹, de sett'ten sick so fast bi em, as wiren 't Zwiweln un Kohl, de hei den Middag eten hadd. – Hei kek wid æwer de schöne Landschaft weg, un dor hinnen bugte sick 'ne schöne Paleh up, un hei stunn dorin mit Helene up en hogen Balkan:: ›Dies Alles ist mir unterthänig.‹ – –

Ach, de arme Munde! – Sei satt in desen Ogenblick in de Kösterkæk tau Groten-Barkow un schrapte Räuben tau 't Abendbrod un kek up ehren leiwen Vader sinen Swinkaben, un wenn sei achter desen wat Schönes tau Höcht stigen sach, denn was 't de Hülpslihrerstäd' tau Zwiebelsdörp.