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Börgerschopsdebatte över den Andrag vun de CDU-Fraktschoon

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An'n 2. Juli 2008 hett dat in de 25. Sitten vun de Bremer Börgerschop en Debatte geven över den Andrag An Plattdüütsch fasthollen un Plattdüütsch starker maken. Düssen Andrag harr de CDU-Fraktschoon an'n 9. Mai stellt. Düsse Debatte is dokumenteert in de Drucksaak 17/394 un in't Internet. Hier kümmt nu de Text just so, as he in de Drucksake afdruckt is, sünnerlich ok mit de hoochdüütschen Reden un Protokolldelen dormank. Düsse Debatte is de eerste Debatte, de in de Bremer Börgerschop up Plattdüütsch holen wurrn is.


An Plattdüütsch fasthollen un Plattdüütsch starker machen

Andraag vun de Fraktschoon vun de CDU
vom 9. Mai 2008
(Drucksaak 17/394)


Dazu als Vertreter des Senats Herr Bürgermeister Böhrnsen.

Meine Damen und Herren, bevor ich dem ersten Redner das Wort gebe, darf ich auf der Besuchertribüne unseren Gast begrüßen. Op use Stööls för de Tokiekers begröt wi von Harten een vun de Lüüd, de de Geschäfte föhrt bi dat Institut för nedderdüütsch Sprak, Herrn Dr. Reinhard Goltz. lk segg gooden Daag!

(Beifall)


Als erster Redner hat das Wort der Abgeordnete Imhoff.

Abg. Imhoff (CDU):

Leve Präsident, leve Froens- un leve Mannslüe! As ek lüttjet weer, dor geev dat so’n Opkleber, dor stun op: „Ek snack Platt – Du ok?“ Un dissen Opkleber, den hebbt wi dormols nich ohne Grund verdeelt. Dat hebbt se mookt, weil se wüssen, dat de plattdüütsche Sproke, dat de immer mehr trüggels geiht.

(Vizepräsidentin D r . M a t h e s övernimmt dat Amt as Vörsitter.)

Över de letzten dree Generationen sünd de Tohlen böös trüggels gohn. 1984 kunn in Norddüütschland noch jeder dritte plattdüütsch snacken. Hüte is dat bloß noch 14 Prozent. Obwohl Plattdüütsch de tweetgröttste regionale Sproke op de Welt is, steiht se op de rote Liste vun de UNESCO för bedrohte Sproken. Deswegen hebbt wi ok hier hüte usen Andrag inbrocht „An Plattdüütsch fasthollen un Plattdüütsch starker moken“. Doch bevor ek to usen Andrag koom, will ek hier noch vun Vorerfohrungen vun mi vertellen. Bi us tohuus, dor hebbt Oma, Opa un Groottante, de hebbt immer Plattdüütsch snackt. Un mit mien Ollern hebbt de ok Plattdüütsch snackt, aber mit us Kinner nich. Dat weer nich schick. Nee, du müsst Hoochdüütsch lehren! Ek hebb dat ümmer en beten mitkregen un heff ok tohöört, aber so richtig lehrt heff ek dat egentlich eerst, as ek plattdüütsch Theoter speelt heff. Un dor mutt man doch seggen, wenn man hüte noch mol plattdüütsch snackt, denn mookt man dat meistens mit de olleren Lüe. Bi us op Dorp, dor weet man: De köönt dat, un denn mookt dat ok richtig Spooß. Un ek mutt seggen: Plattdüütsch is nämlich ne wunnerbore Sproke. De is ganz week. Un dat gifft ok ganz schöne Beteeknungen. Wer kennt to’n Bispeel noch den Ebeer? Dat is de Storch. Oder de Ellhorn, dat is de Fliederbusch. Oder de Wimpwopp, dat is de Muulwupp. De meisten kennt dat gor nich mehr. De Sproke is ok bannig goot antohören. Un dat Schöönste is, man kann ok wunnerschöön schimpen op Platt. Dat höört sik nur half so schlimm an.

(Klatschen)

Un wo wi jüst bi’t Schimpen sünd: De „taz“ hett schreben, dat use Andrag „Plattdüütsch“, de weer överher, un dat weer Spijökenkroom. Soke Lüe, de sowat schrievt, kann ik nur seggen: De hebbt Rotten op’n Böhn, de hebbt kene Tradition, un de hebbt ok kene Werte. Dor richt wi uns hier ganz bestimmt nich no.

(Klatschen bi de CDU)

Wi meent dat nämlich eernst mit dat Plattdüütsche. Un ek mutt seggen: Plattdüütsch, dat sünd use Wuddeln hier, dat is use Heimat. Un wer nich weet, wo he herkummt, de weet ok nich, wo he hen mutt.

(Klatschen bi de CDU)

Ober man schall jo nich nur schimpen, man schall jo ok en beten loben. Un dor kann man jo ok mol vertellen: dat is ganz fein is, dat to’n Bispill op Radio Bremen, dor kannst plattdüütsche Norichten anhören, oder in’t Internet kannst de sogor plattdüütsch nalesen.

(Abg. Fro B u s c h [SPD]: Klock halbig ölben!)

Hier in Bremen kannst du ne plattdüütsche Führung maken, op de Rootskeller oder dör den Schnoor. Un loben much ik ok so’ne Künstlerin as Ina Müller, de ganz veel deit för de plattdüütsche Sproke, un ok dat Institut hier in Bremen, dat för ganz Norddüütschland ne ganz gode Arbeit mookt. – Velen Dank dorför!

(Klatschen)

Dat Plattdüütsch nich mehr so eernst oder so wichtig nohmen warrt, dat heff ek vör twee Johr an mien egen Körper erleevt. Un zwor bün ek to den eersten Ollernobend vun miene Dochter gohn in de School. Un dor hebbt se uns groot vertellt: Jo, ji köönt hier nu so’ne freewillige AG maken vun de Heimatsproke. Un ek denk so, dat is ja gewaltig: Hier köönt se nu Plattdüütsch lehren, use Kinner, dat finn ek jo goot. Nee, dat köönt se eben nich! Se köönt do lehren Türkisch, un se köönt lehren Russisch. Dor froog ik mi: Worum köönt de dor keen Platt lehren? Dat weer doch ok wat!

(Klatschen bi de CDU)

Ek heff dor gor nix gegen, dat se Russisch un Türkisch lehrt, ober Platt mööt se ok lehren!

(Klatschen bi de CDU)

Wat willt wi in usen Andrag? Wi willt in usen Andrag, dat Bremen siene Plichten nakoomt na de EU-Charta, dat wi eenmool in’t Johr hier en Bericht vörleggt, wo binnensteiht, wat wi för de Plattdüütsch- Snackers doot un wat de Entwicklung dor is. Twetens muchen wi, dat wi düssen Bericht denn ok hier un ok in Bremerhoben op Platt besnacken köönt, weil ek meen, dat warrt dat Thema ok gerecht. Drüttens willt wi: De Senoot schall en List vörleggen, wie Plattdüütsch in Tokunft fördert weern schall. Un dat mutt eenmool in de School mookt weern, dat mutt bi Kultur un Sozioles mookt weern un ok bi Medien. Ik denk, dat is egentlich wat ganz Sülbstverständlichet, wat sülbst de EU al fordert hett. Un dorum much ek beden, dat ju all usen Andrag tostimmt. Plattdüütsch is en wunnerbore Sproke. Wi willt se erholen. – Besten Dank!

(Klatschen)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Als Nächster hat das Wort der Abgeordnete Senkal.

Abg. Senkal (SPD):

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Imhoff, vorab erst einmal meine Hochachtung! Das war ganz großes Kino!

(Heiterkeit und Beifall)

Ich meine es ernst! Ich möchte sagen, dass ich der CDU sehr dankbar bin, dass sie dieses Thema mit einem Antrag in das Parlament geholt hat, denn Sprache ist auch ein Mittel zur Identitätswahrung, die auch mich als Menschen mit Migrationshintergrund begleitet hat. Ich kann leider nicht mit einer flüssigen Rede wie Herr Imhoff dienen, ich mache es auf Hochdeutsch, denke aber, das ist erst einmal nicht so schlimm. Meine Damen und Herren, die Förderung von Regional- und Minderheitensprachen ist ein Thema, dem sich Europa seit beinahe 20 Jahren verstärkt gewidmet hat; zu Recht, denn diese gehören zum kulturellen Erbe und seinen Menschen. Deutschland ist der entsprechenden europäischen Charta vor 16 Jahren beigetreten und hat sich damit verpflichtet, seine Sprachen zu schützen und zu fördern. Wir müssen hier im Hause aber eingestehen, dass wir das Thema in der Vergangenheit vernachlässigt haben. Zwar haben wir mit dem Institut für niederdeutsche Sprache eine gut arbeitende und wertvolle Einrichtung, die sich mit allen Belangen des Plattdeutschen befasst, darüber hinaus hat sich die bremische Politik, wenn überhaupt, nur am Rande damit beschäftigt. Leider, und das kann man wohl auch ohne aufwendigen Monitoringbericht sagen, hat Plattdeutsch im Alltag der meisten Bremer keinen Platz mehr. Bei einer Umfrage des Instituts für niederdeutsche Sprache gaben nur 14 Prozent der Befragten an, sehr gut oder gut plattdeutsch sprechen zu können. Da mag auch noch das eine oder andere Prozent Selbstüberschätzung eine Rolle spielen, denn wenn man allein hier im Parlament eine solche Umfrage machen würde, erhielte man vermutlich sogar ein schlechteres Bild. Verglichen mit der weiten Verbreitung aus frühen Zeiten ist dies jedoch besorgniserregend. Nicht umsonst wird Plattdeutsch von der UNESCO bereits als bedrohte Sprache geführt. Wenn Platt in seltenen Fällen einmal öffentlich verwendet wird, hat das oft einen humorvollen, gemütlichen Charakter. Da wird dann zur Auflockerung noch ein heiteres Zitat oder Sprichwort in die Rede eingebaut. Der ernste Teil wird aber doch lieber auf Hochdeutsch behandelt. Woran es nun liegt, dass Plattdeutsch oft nicht mit dem nötigen Ernst betrachtet wird, hat vermutlich mehrere Gründe. Ich denke, es liegt vor allem daran, dass die meisten Menschen Plattdeutsch eher als eine Art seltsamen Dialekt abtun und sich der Bedeutung dieser Regionalsprache nicht bewusst sind. Natürlich haben wir es hier auch nicht mit einer regionalen Minderheitensprache wie dem Sorbischen in Sachsen oder dem Dänischen in Schleswig-Holstein zu tun. Plattdeutsch war einmal die Sprache der Mehrheit. Das könnte auch ein Grund dafür sein, weshalb man die besondere Schutznotwendigkeit erst spät erkannt hat. Man könnte aber durchaus mehr machen. Radio Bremen bietet regelmäßig Nachrichten auf Plattdeutsch an. Andere Maßnahmen hat auch die CDU in ihrem Antrag aufgeführt: Unterricht in der Schule, Angebote im Kulturbereich, Sendungen im Rundfunk oder Stadtteilschilder auf Plattdeutsch. Bedrohte Sprachen wie das Platt müssen aktiv gefördert werden. Hier reicht es nicht, auf selbsttätige Bewegungen oder Angebote zu hoffen. Dann könnten unsere Nachfolger hier in 30 oder 40 Jahren die Gründung eines Plattdeutschmuseums beschließen. So sinnvoll der CDU-Antrag in seiner Intention ist, so sollten wir ohne genaues Hintergrundwissen nicht vorschnell handeln. Zunächst sollte der Bericht der Sachverständigen, der auch im Antrag erwähnt ist, abgewartet werden. Auf der Grundlage der Empfehlungen der Experten müssen wir diese dann in den darauffolgenden Haushalten abbilden. Klar ist auf jeden Fall, dass wir auch die Kooperation mit unseren norddeutschen Nachbarländern intensivieren müssen. Platt wird schließlich nicht nur in Bremen, sondern in weiten Teilen Norddeutschlands und den Niederlanden gesprochen. Eine Überweisung an die Kulturdeputation als zuständige Fachdeputation ist zunächst der richtige Weg, um sich des Themas weiter anzunehmen. In diesem Gremium kann dann über die Ergebnisse des Berichts beraten und können entsprechende Empfehlungen formuliert werden. Es wäre der Sache aber sicher nicht dienlich, wenn wir der CDU folgend hier im Plenum einmal im Jahr einen Zwang zum Plattdeutschen einführen würden. Niemand darf gezwungen werden, seine Sprache aufzugeben oder nicht zu sprechen. Genauso wenig darf aber niemand dazu verpflichtet werden, eine Sprache zu sprechen, die er oder sie nicht beherrscht. (Beifall bei der SPD) Alle Parlamentarier hier haben jederzeit die Gelegenheit, ihre Beiträge auf Plattdeutsch zu halten – Herr Imhoff, Sie haben es gerade wunderschön vorgeführt –, und zwar nicht nur zum Thema Plattdeutsch, sondern immer. Wenn Sie, vielleicht noch mit den zwei oder drei Abgeordneten zusammen, Platt flüssig beherrschen, eine Debatte führen und der Rest außen vor bleibt, nützt das dem Erhalt der Sprache kein bisschen.

(Beifall bei der SPD)

Wir müssen auch hier aufpassen, dass wir die Ernsthaftigkeit des Themas nicht aus den Augen verlieren. Nur zu leicht rutscht man dann wieder in die folkloristische Ebene ab. Der Gebrauch einer Sprache lässt sich nicht verordnen, nur fördern. Wenn dies von der breiten Masse nicht angenommen wird, bleibt uns auch letztlich nichts übrig, als dies hinzunehmen. Zumindest wir im Parlament sollten aber einen ordentlichen Umgang mit dieser Sprache und ihren Sprecherinnen und Sprechern pflegen. Dafür brauchen wir keine Selbstverpflichtung, nur ein wenig Respekt, das ist alles! – Vielen Dank!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Als Nächster hat das Wort der Abgeordnete Rupp.

Abg. Rupp (DIE LINKE):

Fro Präsidentin, Daams un Herren! „An Plattdüütsch fasthollen un Plattdüütsch starker maken“, dat is de Andrag vun de Christlich Demokratische Union. Un wi denkt: De Tatsach, dat en Spraak, nämlich Plattdüütsch, nich mehr so veel snackt worrt, is keen Grund, düsse Spraak nich mehr in de Börgerschaft to snacken. Ik will woll geern Platt snacken, aber dat is nich so eenfach. Dorum bitt ik Se, mi lütte Fehlers natosehn. Ich hab das nicht von mien Mudder oder mien Vadder gelernt, ich hab das gelernt hier in Bremen und in Brunsbüttel. Aber dat hett groten Spaaß maakt. En Spraak leevt dorvun, dat se snackt worrt, wenn ok nich perfekt. So hebbt Se recht, wenn se wüllt, dat de Börgers in Bremen mehr Platt snacken schüllt. Mit de plattdüütsch Spraak us egen Profil bewohren, is woll en scharmante Idee un schall us Unnerstützung hebben. Düütschland is bi de Europäische Charta för Regional- oder Minderheitenspraken mit bi un mutt deshalb en Bericht afgeben. In düssen Bericht geiht’t utdrücklich dorum, woans dat mit Platt in dat Land Bremen utsüht. Dat schall de Grund ween, öber ok de Pleeg, den Gebruuk un de Bewohrung vun de plattdüütsche Spraak in Bremen to snacken. Dat wüllt wi woll mitmaken. Denn schon de olle Marx hett seggt: De Spraak is de Bedingung dorför, dat de geschichtlichen Verhältnisse överhaupt Realität warrt. Ohne de Spraak sünd de minschlichen Verhältnisse gor nich to denken. Deshalb hebbt Marx un Engels ok schreben: De Spraak is so oolt wie dat Bewusstsien. De Spraak is dat praktische, ok för de anner Minschen bestohnde, also ok för mi sülvst eerst bestohnde wohrhaftige Bewusstsien. De Spraak entsteiht wie dat Bewusstsien, eerst ut dat Bedürfnis, de Notwendigkeit för dat Mitenanner mit anner Minschen to schnacken. Dat Bewusstsien kann nie wat anners sien as dat bewusste Sien, un dat Sien vun de Minschen is en würklichen Lernprozess. So nimmt man dat an, so is Platt ok en kulturelle Errungenschaft, womit de Minschen ehren Weert un ehr Eigenständigkeit utdrücken köönt. Dat gellt ok för lütte Gruppen as to’n Bispeel de Plattsnackers. Dorto höört ok de Buern in Neddersassen un in Bremen. De hebbt totiet bannig wat to doon, dat gellt besünners för de Melkbuern, de för betere Priesen för ehr Melk strieden doot, denn ehr Melkpriesen sünd nich utriekend to’n Leven. Un de nee’en Priesen sünd noch nich för en lange Tiet. Deshalb köönt wi uns ok op Platt mit de Buern solidarisch wiesen. Vundage köönt wi de Buern deshalb nur veel Glück wünschen, besünners de Melkbuern. Nu gellt dat, de Forderungen vun de Melkbuern to’n langfristigen Bombenopstieg mittohelpen. Noch beter wörr’t, wenn wi de Buern opfördern wörrn, ehr Melkköh na en biologische Richtsnoor to holen. Okay, soveel to de Melkbuern! Dorum vundaag: en groten Erfolg för de Buern! Un dat de Andrag an de Kulturdeputation hinwiest warrn schall, willt wi woll ok tostimmen. – Danke schön!

(Klatschen)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Als Nächster hat das Wort der Abgeordnete Dr. Buhlert.

(Abg. R ö w e k a m p [CDU]: De snackt nu över dat liberale Manifest!)

Abg. Dr. Buhlert (FDP):

Leve Präsidentin, leve Damen un Herren! Wiel wi to Huus Hooch un nich Platt snackt hebbt, much ik glieks in’n Vorut bitten, mi dat nich för öbel to nehmen, wenn mi bi düsse Diskussion maal de Tung so’n beten verglippen deit!

Vör hunnert Johren hett en groten Deel vun de Minschen noch Platt verstahn. Vundaag köönt en poor Platt verstahn, aber bloß wenige köönt noch Platt snacken. Georg Droste hett faststellt: Dat Hochdüütsche hett wunnen, un dat is bit vundaag so. Vundaag weet wi, wat en groten Vordeel dat Bruken vun en twete Spraak is. In Ottjen Alldag siene Tiet worr dat modern, hooch- statt plattdüütsch to snacken. Ik wünsch mi un us, dat dat modern warrt, platt- un hoochdüütsch to snacken.

(Klatschen bi de FDP, bi de SPD, bi de CDU un bi’m Bündnis 90/De Grönen)

Us vun de Fraktschoon vun de FDP liggt dat Plattdüütsche an’n Harten. Fröher hett Harald Neujahr hier in’t Huus sik dorför stark maakt, Plattdüütsch to bewohren, as de Frage stellt worrt, ob Platt in de Charta for bedrohte Spraken kümmt. Vundaag deit dat de Fraktschoon vun de CDU, un wi sünd vun Harten dorbi.

(Klatschen bi de FDP)

Ik glööv, dat een weten mütt, wo he herkümmt, anners kann he nich verstahn, wo een steiht un wat passeert. Dorför mööt wi Plattdüütsch stark maken, stark maken as Spraak. Dorför is dat nötig, dat wi Platt snackt, ok hier in de Börgerschupp, avers dat mööt wi nich besluten, dat mööt wi eenfach doon.

(Klatschen bi de FDP un bi de SPD)

Wi vun de Fraktschoon vun de FDP sünd för de Punkte een un twee vun den Andraag. Punkt dree mütt keeneen faststreven – dat ööt wi maken, dat mööt wi doon! Anners warrt dat en Ritual. Aber Plattdüütsch mutt leevt warrn, dat droff keen Ritual warrn. Un wer dat vundaag noch nich kann, de mutt dat eben lehren, so as ik dat do. Platt is en Deel vun use Region un Kultur. De Senat un de Scholen mööt mehr maken, um de Spraak vun düsse Region to bewohren. Männich een Grundschool deit dat al, aber wenn de Kinner denn in dat föfte Schooljohr kaamt, warrt keen Plattdüütsch mehr lehrt un se vergeet de plattdüütsch Spraak wedder, un dat is doch schaad. Leve Damen un Herren, wenn Plattdüütsch leevt warrt, weet de Minschen, wo se herkaamt un köönt verstahn, wie de Minschen hier leevt, sünd un denkt. Wi wünscht de Deputation for de Kultur veel Erfolg bi ehr Diskussionen. – Ik dank vun’n Harten för’t Tohören!

(Klatschen bi de FDP, bi de SPD, bi de CDU, bi’m Bündnis 90/De Grönen un bi de LINKEN)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat der Abgeordnete Willmann.

Abg. Willmann (Bündnis 90/Die Grünen):

Fru Präsidentsche, leve Mannslüüd, leve Fruenslüüd! Över Plattdüütsch to snacken schall egentlich över Plattdüütsch lopen, dach ik mi to Huus. Un wenn’t nich anners is, un ik sett dat hier bannig in’n Sand, dach ik an mien Großvadder, de jümmer seggt hett: Bang bün ik nich, ober lopen kann ik fix.

(Klatschen un Högen bi’m Bündnis 90/De Grönen, bi de SPD, bi de CDU un bi de FDP)

Mi geiht dat as vele hier in’t Land: Plattdüütsch warrt snackt in de Familie, un wer dat bi’t Huus nich lehrt hett, de warrt dat Geföhl för dat Plattdüütsche wiss un wohrhaftig nienich hebben. For mien Grootvadder weer Hoochdüütsch jümmer Frömdsprook. He snack Platt mit Pütt un Pann. Hoochdüütsch bloß, wenn he bi’n Behörd weer, un wenn he wull. För mi heet dat, dat vele Wöör fehlt för düsse Debatt hier in den Landdag. Wiss un wohrhaftig weer dat en gräsig groot Himphamp, wenn wi mol de Swattbroot-Themen as Bildung, Verwaltungsstrukturreform un de Huushalt op Plattdüütsch besnacken dään. Nur, wüllt wi de Lüüd hier dumm un dösig snacken? Ik warr nu glieks wiedermoken op Hoochdüütsch. Ik harr nich de Tiet dorto, dat allens in Plattdüütsch to doon, un wi hebbt jo ok bannig veel anners to doon, dormit se buten un binnen verstaht, wat wi hier överhaupt willt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Schulen als Anwalt des Plattdeutschen ist eine große Formel, haben wir doch heute schon das Problem, dass viele Kinder mit Migrationshintergrund nur eingeschränkt Deutsch sprechen und wir viel anstellen, es ihnen beizubringen. Da sind wirklich gute Konzepte gefragt, das weiß jeder, der sich einmal mit Bildung auseinandergesetzt hat. Dennoch bleibt festzustellen: Wer Platt lehren will, muss auch Platt kennen, und auf der Suche nach – entschuldigen Sie, Herr Ella! – „native Speakers“ wird das Problem klar, das wir damit haben. Außerdem, muss man sagen, wollen wir auch kein Nordfriesen-Platt oder gar Westfalen-Platt.

Nun aber ein wenig ins Detail des Antrags, der für mich viel Show ist und wenig Inhalt in das Hohe Haus bringt, aber es durchaus erfreut! Beliebt an Bremens Schulen ist der Vorlesewettbewerb „Schülerinnen und Schüler lesen Platt“. Die Senatorin für Bildung, das Institut für niederdeutsche Sprache, das Landesinstitut für Schule und die Sparkasse Bremen und Bremerhaven führen diesen Wettbewerb seit den Siebzigerjahren von der dritten bis zur dreizehnten Klasse mit viel, viel Erfolg durch. Ich selbst habe auch daran teilgenommen, meine Kinder auch. Schülerinnen und Schüler können dort im Einzelnen oder kleinen Gruppen im dialogischen Lesen plattdeutsche Texte zum Besten geben. Im Kultur- und Informationsprogramm Nordwestradio wird alle zwei Wochen das niederdeutsche Hörspiel am Sonnabend von 19 bis 20 Uhr ausgestrahlt. Alle, die Lust auf plattdeutsche Krimis haben, sollten da wirklich einmal hineinhören. Weiterhin werden in dem Programm plattdeutsche Bücher, Hörbücher und CDs vorgestellt. In der Sendereihe „Gesprächszeit“ werden niederdeutsch sprechende Gäste eingeladen, die sich mit dem Plattdeutschen befassen. Bei der Live-Sendung „Nordwestradio unterwegs“ berichtet das Nordwestradio hin und wieder vor Ort über niederdeutsche Themen, wenn ein konkreter Anlass besteht, so zum Beispiel auch zu dem Thema „Plattdeutsch-Unterricht in den Schulen“. Bei Bremen eins gibt es wochentags täglich die plattdeutschen Nachrichten um 10.30 Uhr. Daneben werden bei den populären Programmen von Bremen eins und Bremen vier tagesaktuell in Moderationen oder Beiträgen niederdeutsche Themen behandelt. Im Weser-TV läuft seit nunmehr 9 Jahren einmal im Monat die einstündige Radiosendung „De Plattsnuten“, die in regelmäßigen Abständen von 4 bis 6 Personen umfassend Themen behandelt.

In das Bremische Landesmediengesetz wurde unter Paragraf 13, also unter Vielfalt, der Satz eingefügt: „Sendungen in niederdeutscher Sprache sollen in angemessenem Umfang im Programm vertreten sein.“ Auch im Bereich Kultur und Soziales findet sich ein vielfältiges Angebot in den Stadtteilen. In Altentreffs, wenn dort Menschen Platt reden wollen, wird Plattdüütsch gesprochen. Dies muss man nicht verordnen. In Bremerhaven gehören die Vorstellungen der niederdeutschen Bühne „Waterkant“ zu den beliebtesten. Karten sind nur schwer auf Umwegen und mit sehr guten plattdeutschen Beziehungen zu bekommen.

Zum Schluss aber ruhig noch einmal zum Anfang! Ich halte es schlichtweg für eine mediale Hascherei, einmal im Jahr auf Platt zu debattieren, wenn ich doch weiß, dass mich das Hohe Haus nicht einmal zur Hälfte verstehen wird. Und die Kolleginnen und Kollegen – entschuldigen Sie diesen Seitenhieb! – der Stadtverordnetenversammlung der sogenannten freiesten Kommune der Welt dazu aufzufordern, mal up Platt to snacken, erinnert mich an das kleine gallische Dorf im Herzen des bremischen, nein, des römischen Imperiums. Dennoch werden wir Ihren Antrag überweisen und dort weiter behandeln. Legg di wedder hin, hoolt jo fuchtig! – Tschüßing!

(Klatschen bi´m Bündnis 90/De Grönen un bi de SPD)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat Herr Bürgermeister Böhrnsen.

Bürgermeister Böhrnsen:

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Der Kultursenator hat mit Begeisterung und Freude zugehört, mit dem Herzen dabei, aber nicht als Plattsnacker, weil ich hier gar nicht behaupte und fälschlicherweise behaupten will, dass ich ein fließender Plattsnacker wäre. Ich spreche viel mehr eine ganz andere Sprache noch zum Deutschen nämlich das Missingsch, das kennen Sie vielleicht auch. Das ist das, was man als Mischform und was man vor allen Dingen auf den Werften und im Hafen als Mischform von Plattdüütsch und Hochdeutsch gesprochen hat. Damit will ich Sie aber nicht quälen, aber ich empfehle sehr zur Lektüre „Kuddl Schnööfs achtersinnige Gedankens un Meinungens vun di sozeale Revolutschoon un annere wichtige Sachens“ von Jochen Steffen, das sind wunderbare Geschichten dazu. Ich wollte gern noch einen ernsthaften Punkt anfügen, den Rest wollen wir in der Kulturdeputation besprechen. Die Fachleute des Kulturressorts haben mir aufgeschrieben, dass eine Expertengruppe derzeit für den Europarat einen Monitoringbericht zum dritten Staatenbericht zur Umsetzung der Minderheitencharta erstellt. In diesem Monitoring wird festgestellt, wie die Experten die Erfüllung der Sprachencharta in den einzelnen Ländern sehen. Die deutsche Übersetzung soll im September 2008 vorliegen, und dann sind wir in der Lage zu sehen, was man aus europäischer Sicht über uns und die Erfüllung dieser Verpflichtung sagt. Wir können es in das einbeziehen, was wir hier an Schlussfolgerungen auch mit der Bildungssenatorin zusammen ziehen, deswegen freue ich mich – wenn es dazu kommt – auf die weitere Beratung in der Kulturdeputation. Herr Imhoff, vielleicht kommen Sie einfach einmal als Gast hinzu! Verstehen kann ich Sie gut, ich würde mich über Ihre Beiträge freuen und die der anderen auch. – Danke!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Das Wort hat der Abgeordnete Imhoff.

Abg. Imhoff (CDU):

Fro Präsidentin, leve Landslüe! Ek wull nur noch mal eben kort vertellen, dat wi dat oberwiest, dat is jo al mol en Anfang, ober dor mutt noch en beten wat wieter komen, un wi dröfft dat ok nich doot moken. Wenn ik dat hier höör vun de Grönen, dat höört sik al bannig dorno an, dat se dat en beten doot moken willt in de Deputation. Ek kann dat nämlich nich verstohn, dat wi dat nich tostimmt, weil in Hannover, dor mookt se sowat, in Kiel, dor mookt se sowat ok, un in Hamborg mookt se dat ok, nur wi stimmt dat nich to. Ober ek heff jo noch Hoffnung, dat wi dat in de Deputation nu wieterföhren köönt un dat wi dor richtig bannig wat rutkriegen köönt, dat wi dat Plattsnacken en beten mehr fördert. Ik denk ok, wi mööt ok all mit goden Bispeel vorangohn, denn köönt wi ok buten mehr trüggels kriegen vun de plattdüütschen Snackers. – Velen Dank!

(Klatschen bi de CDU)

Vizepräsidentin Dr. Mathes: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Die Beratung ist geschlossen. Wir kommen zur Abstimmung. Hier ist Überweisung zur Beratung und Berichterstattung an die staatliche Deputation für Kultur vorgesehen.

Wer der Überweisung des Antrags der Fraktion der CDU mit der Drucksachen-Nummer 17/394 zur Beratung und Berichterstattung an die staatliche Deputation für Kultur seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!

Ich bitte um die Gegenprobe! Stimmenthaltungen?

Ich stelle fest, die Bürgerschaft (Landtag) überweist den Antrag entsprechend.

(Einstimmig)

Meine Damen und Herren, ich unterbreche die Sitzung der Bürgerschaft (Landtag) bis 14.30 Uhr. (Unterbrechung der Sitzung 12.58 Uhr)