Allgemeines plattdeutsches Volksbuch/Ick sehg minen Herrn von Falkenstein

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Ick sehg minen Herrn von Falkenstein
Tau sine Borg up riden,
Nen Schild hare hei in sine Hand,
Dat Schwerd an sine Siden.

Gott grüße juch, Herr von Falkenstein,
Sid ji des Lannes Herre,
So gewet mi werr' den Gefangenen min,
Üm aller Jungfru'n Ehre!

Den Gefangenen, den ick gefangen heff,
Dei is mi worden sure,
Dei liggt tau Falkenftein in den Thurn,
Darin sall hei verfulen.

Liggt hei tau Falkenstein innen Thurn,
Sall hei darin verfulen,
So will ick ünner dei Muren stahn
Un will em helpen truren.

Un as sei woll ünner dei Muren kamm,
Hürt sei ehr Leiwken drinne.
„Dat ick di gar nich helpen kann,
Dat bringt mi von min Sinne!“

„„Na Hus, na Hus mine Iungftu fin
Un tröst uns' arme Waisen!
Nehmet juch up't Jahr einen annern Mann,
Dei juch kann helpen truren!““

„Nehm ick up't Jahr einen annern Mann
Bi em ok müßt ick schlapen;
Ick let jo doch min Truren nich,
Schlög hei mine armen Waisen.

Ei, so woll ick, dat ick 'n Harnisch har
Un dat dei Jungfruen riden,
So woll ick mit Heren von Falkenstein
Üm minen Leiwften striden!“

„,O ne, o ne, mine Jungfru fin!
Da müßt ick drägen Schande,
Nehmt ji jug Leiwsten woll bi dei Hand
Un treckt mit em ut dem Lande.‘“