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diesen Plan in die Tat umzusetzen. Am 20. Mai 1870 wurde die sogenannte Brunnenbeschaukommission gegründet, die noch im Jahr 1876 eine Verbesse- rung der Verhältnisse in der Errichtung eines öffentlichen Brunnens auf dem Marienplatz sah, in den das Wasser vom Tivoli-Hügel geleitet werden sollte. Der Plan wurde jedoch nicht realisiert. In den Verhandlungen des Stadtrates über eine modernere Trinkwasserversorgung wurden erst im Jahr 1881 die Ideen von der Einrichtung neuer öffentlicher Brunnen aufgegeben und der Bau eines zentralen städtischen Wasserleitungsnetzes in Erwägung gezogen.[32]

An der Sitzung des Stadtrates vom 21. Dezember 1882 wurde ein Wasser- ausschuss gebildet, der mit dem Bau eines Wasserleitungsnetzes beauftragt wurde und alle Aspekte dieses Projekts in Erwägung ziehen sollte. Die Idee einer zentralisierten Versorgung der Landeshauptstadt Laibach mit einwand- freiem Trinkwasser und Wasser für sonstigen Haushaltsbedarf wurde fortan nicht mehr aufgegeben. Am 23. Mai 1883 wurde der (damalige) Stadtrat Ivan Hribar zum Vorsitzenden des Wasserausschusses gewählt. Über die akute Wasserversorgungsfrage entbrannten natürlich heftige Diskussionen. Ivan Hribar erinnerte sich später, dass der Stadtgemeinderat um die Frage des Wasserleitungsnetzes, das wesentlich zur Verbesserung der städtischen Hygiene beitragen und den Ausbruch und die Verbreitung von gefährlichen Epidemien verhindern sollte, in den 1880er-Jahren «wie die Katze um den heissen Brei herumstrich».[33] Es überraschten ihn auch die geradezu vorsint- flutlichen Ansichten einiger Experten. Die meisten Laibacher Bürger, darunter sogar Ärzte, waren in den 1880er-Jahren nämlich entschieden gegen Hribars Vorhaben bezüglich des neuen Wasserversorgungsnetzes. Die Ärzte Dr. Karel Bleiweis und Dr. Wilhelm Kovatsch beispielsweise setzten sich noch immer für das alte System der Brunnen ein, umstritten war aber auch der Schöpf- platz des Wassers.[34] Ivan Hribar verteidigte dagegen auf den Sitzungen des Wasserausschusses seinen Standpunkt, dass Laibach über keine ausreichende Trinkwasserquantität verfüge, dass das Wasser infolge des Durchsickerns von Senkgrubenjauche in das poröse Erdreich verseucht sei, dass es zahlreiche Fäulnisbakterien enthalte und daher übel riechend und schädlich sei. Auch der k. k. Professor Dr. Baltazar Knapic, der in den 1880er-Jahren zahlreiche chemische Untersuchungen der Beschaffenheit der Laibacher Brunnen durch- führte, stellte fest, dass das Wasser in vielen Brunnen keineswegs zum Trinken geeignet sei, dass es Fäulnisbakterien, Ammoniak und andere Verunreinigungen enthalte, die vom Sickern des Urins ins Grundwasser und von da aus in die

Brunnen zeugten.[35] Ähnlich wie Hribar setzte sich auch Dr. Knapic für den

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Histoire des Alpes - Storia delle Alpi - Geschichte der Alpen 2009/14