Page:Labi 2009.djvu/18

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der Kosten falsch kalkuliert und der erwartete höhere Nutzen nicht erreicht wurde, interpretiert.[12] Ob eine Rückkehr als Erfolg oder Misserfolg angesehen werden kann, stellt aber vielmehr eine relevante historische Fragestellung im Komplex der Migrationsforschung dar.

Obwohl manch einer oder eine mit leeren Taschen, ruinierter Gesundheit und zerstörten Illusionen heimkehrte, können durchaus nicht alle Zurückgekehrten als VersagerInnen klassifiziert werden. Viele brachten nicht nur Geld mit, das sie während ihrer Abwesenheit erworben hatten, sondern kehrten auch mit neuen Ideen und Fähigkeiten zurück. Einige MigrantInnen entschlossen sich entgegen ihrer ursprünglichen Intention für eine Reise zurück an ihren Ausgangsort. Viele aber verliessen ihre Herkunftsdörfer und -städte mit der Absicht, wieder dahin zurückzukommen und wenn möglich ihre wirtschaftliche und soziale Situation zu verbessern.[13] Eine intendierte Rückkehr konnte auf den ursprünglichen Entschluss zur Wanderung Einfluss nehmen. So betrachten neuere Ansätze der Migrationsökonomie die Rückkehr eher als das Ergebnis kalkulierter Risiken einer von vornherein auf Probe angelegten Wanderung.[14] Auch konnten sich die ökonomischen, sozialen und politischen Bedingungen in der Herkunftsregion verändern und so eine Rückkehr erst aus der Ferne wünschenswert erscheinen lassen.[15] «Rückkehr findet dann statt, wenn genügend Ressourcen erworben wurden und die Bedingungen im Heimatland als günstig erachtet werden.»[16]

Mark Wyman, der sich in seinen Forschungen den transatlantischen Heimkehrern widmet, sieht fünf Hauptgründe für eine Rückkehr: wirtschaftlicher Erfolg oder Misserfolg in der Fremde, Heimweh, familiäre Gründe (wie etwa eine Erbschaft) und verfehlte Integration oder Akkulturation in der Zielregion.[17] Soziale Netzwerke nahmen dabei Einfluss auf die Wahl von Migrationswegen. Familiäre Bindungen konnten sich durchaus entscheidend auf die eingeschlagenen Richtungen auswirken, oft aber reichte das involvierte soziale Netzwerk weit über die Kernfamilie hinaus. Über verwandtschaftliche Beziehungen hinausgehende Kontakte konnten durchaus eine wichtige Rolle einnehmen, wie Laurence Fontaine anhand von Verwandtschafts- und Klientelstrategien in alpinen Regionen im 17. und 18. Jahrhundert gezeigt hat.[18] Ebenso wurde auch der Entschluss zur Rückkehr nicht losgelöst von sozialen Netzwerken verschiedenster Art getroffen.

Wandererfahrungen wurden oft von den Zurückbleibenden ganz anders als von den Weggehenden erlebt.[19] Misstrauen gegenüber veränderten Vorstellungen von heimgekehrten MigrantInnen konnte dazu führen, dass diese nicht immer