Page:H.M. Venus.djvu/22

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In der Mittagshitze fuhr sie hinauf nach dem alten Caferta. Zwischen dem Wein spreizten sich Kirschbäume und trugen Nußbaume ihre Last. Weizen und Senf ernährte das gleiche Feld. An seinem Saume fchimmerten Oliven. Aber sie allein stiegen, blaß und anmutig, den Berg hinauf. Die Erde ward dünner, der Stein brach hervor. Noch lag ein umgeackertes Feld das den Mais erwartete, weich und schwarz neben dem mit Senf besäeten, grün fchillernden, wie bei einem feuchten Smaragd ein Stück Samt. Noch begegnete ihr ein eiliges Getrappel von Schafen. Die langen feidenen Fließe wiegten sich breit über den Rücken und schlenkerten um die Beinstöcke. Ein kleines Mädchen trug die Rute wie ein Szepter. Es schlürfte, mit bloßen Fußspitzen hervortastend unter dem langen Kleide, im Staub der Herde mit. Dann kam die Einöde. Feigenbäume entwanden sich dem Felsen.

Sie stieg aus und ging weiter. Das Land öffnete sich ihrem Blick, fessellos strotzend. Es warf die Springbrunnen seines Saftes bis zu ihr hinauf.

„Dort war der Orangengarten, vor dem das Kind faß, ganz vergoldet von dem Schein all der Früchte, mit weichem Profil und langen Wimpern. Die Mutter hatte einen aufmerksamen Tierblick unter ihrem breiten Haar, und kein Lächeln. Das rosige Haus stand vor dem grün durchleuchteten Platanengange. Ich sah von dort das Meer; zwischen dem Vesuv und dem Sant’ Elmo-Berge erschien mir Capris launischer Umriß … Ich befand mich auf der Straße nach Aversa, der heitern, bunt geschmückten Stadt, auf deren Pflaster

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