Page:H.M. Venus.djvu/170

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eichen. Von dorthinten, von der Villa im mattblau zerrissenen Himmel, stieg zu ihnen hernieder die lange Gartenmauer, maskenverziert, steil überragt von Pappeln. Der Epheu lag aus ihr in dicken Ballen, die auseinander- und herabfielen. Ein Rosenbusch, von jäher Sonne getroffen, flammte giftgrün auf, mit großen Blutstropfen zwischen seinen Blättern.

Sie wiederholte:

„Schreiben Sie das Stück! Sagen Sie darin alles, was Sie über mich denken.“

„Wenn ich doch nichts denke, sondern nur bereue.“

„Sagen Sie also, daß Sie nichts von mir wissen, und daß ich Sie gepeinigt habe. Sie werden ruhig werden…“

„O, so schlimm ist es nicht, was glauben Sie?“

Er war tief erschreckt.

„Ich habe nicht nötig, mich zu beruhigen. Nur eine kleine Rache, ja, die würde wohlthun. Sie wifsen wohl nicht, daß wir Künstler eigentlich immer Rache nehmen durch unsere Werke an allem, was unsern Sinnen Wunden geschlagen, uns Sehnsucht abgenötigt hat: an der ganzen Welt.“

∗             ∗

Im Mai war alles bereit. Eines Nachmittags füllten Welt und Halbwelt die hohen Terrassen über dem stillen Garten. Raphael Kalender hatte für marmorne Stufen zum Sitzen gesorgt; er hatte dem Platz im Moose Wert gegeben, dem Ruhekissen unter einer Akazie und dem Lager im Schatten von zwei Cypressen.

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