Page:H.M. Professor Unrat.djvu/72

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trank ebenfalls, schnalzte und fand seine natürliche Gemütlichkeit wieder.

„Sie, denn sind Sie mein Mann. Sie werden nächstens wohl sicher auch für den Sozialdemokraten stimmen, was? Wissen Sie, wenn wir es nich machen, können Sie auf die Aufbesserung der Lehrergehälter warten, bis Sie Läuse kriegen. Mit der freien Kunst is es grade so: Polizeiliche Belästigung und kein Geld. Die Wissenschaft —“

Er zeigte auf Unrat.

„— und die Kunst —“

Er zeigte auf sich.

„— kommen allemal aus demselben Käsegeschäft.“

Unrat äußerte:

„Dem mag nun sein wie ihm wolle, so irren Sie doch in Ihrer ersten Voraussetzung, Mann, sintemal ich kein Volksschullehrer bin, sondern der Professor Doktor Raat vom hiesigen Gymnasium.“

Der Mann sagte bloß:

„Na prost.“

Man nannte sich doch, wie man wollte, und wenn es irgend einem gefiel, Professor zu spielen, war das kein Grund zur Feindschaft.

„Also Lehrer sind Sie?“ meinte die Frau freundlich. „Das is auch woll ’n ruppiges Brot. Wie alt sind Sie denn schon?“

Unrat antwortete bereitwillig wie ein Kind:

„Siebenundfünfzig Jahre.“

„Schmutzig haben Sie sich aber gemacht! Geben Sie man Ihren Hut her, daß wir man das Ärgste runterkriegen.“

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