Page:H.M. Professor Unrat.djvu/51

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

hier ein Gegenstand in Tertia berührt ward, der höchstens nach Prima gehörte.

„Auch mein Weib ist eine Sünderin,“ sagte der Schuster leise, schob die Finger über dem Magen durcheinander und sah auf, mit einem Bekennerblick.

„Und ich selbsten muß sprechen: Herr Herre. Denn Fleischessünder sind wir allzumal.“

Nun erstaunte Unrat.

„Sie und Ihre Frau? Sie sind doch rechtmäßig verheiratet?“

„O o oh jah, das sind wir woll. Aber Fleischessünde, Herr Professer, bleibt es immerdar, und Gott erlaubt es auch nuhr —“

Der Herrnhuter richtete sich auf zu etwas Wichtigem. Seine Augen wurden rund und ganz bleich von Geheimnis.

„Nun?“ fragte Unrat nachsichtig.

Und jener, flüsternd:

„Das wissen die andern Menschen man nich, daß Gott es nuhr darum erlaubt, auf daß er in seinen Himmel oben mehr Engel kriegt.“

„So so,“ machte Unrat, „das ist ja denn freilich recht hübsch.“

Und er lugte mit einem hinterhältigen Lächeln zu dem verklärten Gesicht des Schuhmachers hinauf.

Aber er unterdrückte bald seinen Spott und wandte sich zum Gehen. Er fing an zu glauben, Rindfleisch wisse wirklich nichts über die Künstlerin Fröhlich. Der Schuhmacher besann sich auf diese Welt und fragte, wie hoch denn die Schäfte sein sollten. Unrat antwortete nachlässig, behandelte auch den Abschied von

43