Page:H.M. Professor Unrat.djvu/172

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beide ganz unwissend. Die Tragik seiner vergangenen Minuten, Lohmann hatte sie irrtümlich erlebt und ohne Recht. Er ging nicht mehr, sich zu erschießen. Er fand sich enttäuscht, beinahe albern, durch die Komödie der Dinge wieder einmal entwürdigt, noch immer im Leben vor, und in diesem Kabuff.

 

„So, von Ertzum,“ versetzte Unrat. „Nun räumen auch Sie — immer mal wieder — das Feld. Und weil Sie sich erdreistet haben, in Anwesenheit des Lehrers eine Prügelei vom Zaun zu brechen, schreiben Sie die Gesangbuchverse, die Sie nicht gekonnt haben, sechsmal ab.“

Ertzum blieb stehen, ernüchtert, belastet mit der Erkenntnis, daß die soeben genossene Muskelfreude nur Selbsttäuschung gewesen sei, daß sein Sieg über den Athleten ihm nichts genützt habe, daß hier nur ein Sieger sei: Unrat; und sah schreckensvoll in das gleichgültige Gesicht der Künstlerin Fröhlich.

„Fort mit Ihnen!“ rief Unrat.

Kieselack wollte hinterher.

„Wohin? Ohne vom Lehrer entlassen zu sein!… Sie werden mir vierzig Vergilverse memorieren!“

„Warum,“ machte Kieselack, empörerisch.

„Weil der Lehrer es so will!“

Kieselack überflog ihn mit einem Senkblick; und verlor alle Lust, es mit ihm aufzunehmen. Er machte sich still davon.

Die beiden andern waren ein Stück voraus.

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