Page:H.M. Minerva.djvu/338

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Studien verkauft und konnte nichts mehr malen … Du hast sie zurückgekauft. Aber was ich jetzt verloren habe, das bringst du mir nicht wieder.“

„Was ist es?“

„Meine Unschuld … Jawohl, gnädige Frau, Sie meinen wohl, ich habe vor Ihnen schon einmal geliebt? Aber Sie wissen doch, die Seele im Park war meine einzige Liebe. Ich war, als ich zu Ihnen kam, noch ganz unschuldig, ein Kind, — das Sie umbringen.“

„Mit Bedauern,“ sagte sie geringschätzig, und sah weg.

Seine zehrenden Blicke irrten an ihr hin und her. Sie saß aufrecht auf den tiefroten Polstern. Unter einer ihrer Achseln schillerte zusammengeballt ein seidenes Kissen; der Arm wand sich herum, in nacktem Bogen, formenfest und bläulich geädert. Das Gewand hing nur an einer Spange von der Schulter; es enthüllte feierlich die Büste. Die roten Spitzen der Brüste neigten sich atmend, und atmend antwortete ihnen die gleißende Senkung über dem Bauche. Die Beine streckten sich gekreuzt unter dem zitternden Gewebe. Auf gespanntem Halse schnitt das lichte Profit, voll leidenschaftlicher Hoheit, in das gewölbte Blau des offenen Fensters. In Jakobus’ Kopfe fielen Worte, immer dieselben und immer stärker:

„Die fiebernde Statue einer Kaiserin!“

Er schnellte empor, im Nu verändert, verjüngt, anmaßend und schmeichlerisch in einem Atemzuge.

„Es versteht sich, daß das alles Unsinn und

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