Page:H.M. Minerva.djvu/323

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„Ich liebe ihn — und habe es mir erlaubt. Wir werden vielleicht glücklich werden; aber es wird sicher ein schweres Glück. Das Werk wird vielleicht entstehen; aber verlohnt es sich? Ich wollte, ich wäre sechzehnjährig und könnte mit diesem Jungen davonlaufen: ich weiß nicht, wohin.“

Sie machte jetzt, in der herbstlichen Sonne, ihre Spaziergänge drunten auf der Straße. Sie verweilte gern an den Mauern wo Lazerten umherschnellten, unter hohen Bügeln wilden Weins, der sich rötete. Nino jagte über das Land, im Trab seines rauhen Pferdchens. Man sah den grauen Schweif überall davonflattern durch die Büsche.

Eines Mittags überraschte sie ihn, am Fuße des Parkhügels. Er war abgestiegen und ging, wild lachend, einem Mädchen zu Leibe, einer breithüftigen Dirn mit krausem Haar und roten Wangen. Die Hand des Knaben verschwand ganz in ihrem Mieder; sie kicherte, ihre Zunge schlängelte rot heraus. Plötzlich kreischte sie auf und flüchtete. Nino hatte die Herzogin noch nicht bemerkt. Er hastete auf sein Pferd und setzte der Magd nach. Sie sprang die Treppe hinauf, in die Mauern von Lorbeer. Er stolperte hinterdrein, das Stöckchen geschwungen, in der Haltung eines Helden, der im vollen Genuß der eigenen Tollkühnheit, einen feindlichen Turm hinangaloppiert. Die Eisen prallten schleifend von den Stufen, das Tier fiel zurück und blieb liegen. Nino rollte über einen Absatz hinunter.

Die Herzogin näherte sich. Es war plötzlich sehr

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