Page:H.M. Minerva.djvu/258

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Schicksale hatten Siebelind, allen unerwartet, emporgeschnellt zu hektischem Selbstbewußtsein.

„So sieht das Liebesglück aus,“ sagte sich die Herzogin. Er zog sie unheimlich an.

„Also in Chioggia waren Sie?“

„In Chioggia, Herzogin!“

„Seit wann?“

„Seit gestern früh!“

Sie sah ihn strahlen. Ein wenig Fettschminke und einige Kohlenstriche unterstützten seinen Glanz. Sie verschafften der Nase eine vergängliche Biegung und erkünstelten den Wangen einen schmalen Umriß, fein und arrogant.

„Sagen Sie doch, Sie sind sehr glücklich?“ fragte sie, schnell und begierig.

„Über alle Maßen! Und über alle menschlichen Begriffe! Denn wenn ich es recht bedenke, so liebte ich Lady Olympia schon seit sieben Jahren, — jawohl, seit damals: worüber erschrecken Sie, Herzogin? — und hielt ihren Besitz für so unmöglich wie das Fliegen. Und nun —“

Er faltete die Hände.

„Nun hat sie mich das Fliegen gelehrt.“

„Und Sie bereuen gar nichts?“

„Was denn!“

„Nun, ich meine, früher wollten Sie die wahre Liebe, wie die wahre Kunst, unsinnlich, formenlos mystisch?“

„Das war mal ein Unsinn! Herrgott, war das ein Unsinn!“

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