Page:H.M. Minerva.djvu/150

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Schönheit ist reifer geworden und dabei kühler und hat sich beruhigt. Die Flügel ihrer feinen, großen Nase sind weniger bewegt, ihre Lippen sind schärfer umrissen und voller. Sie ist nun ganz die Pallas, als die ich sie zum voraus gemalt habe in dem mitt leren ihrer Säle: — ja bloß noch Göttin. In Rom war sie menschlicher.“

„War ich menschlicher?“

„Auch noch in Venedig waren Sie anfangs mensch licher. Ich sollte damals mit einer kostbaren Abenteurerin ein wohlfeiles Erlebnis haben. Ich sträubte mich; Sie rieten mir, es rasch abzuthun; Sie fragten mich: ,lieben Sie mich etwa?‘ … Ist es wahr, daß Sie so fragten?“

„Allerdings; und Sie haben mich vollkommen beruhigt, indem Sie mir die Geschichte erzählten von der Seele im Park. Sie lieben nur Seelen, — ich aber bin ein Bild, wie Lady Olympia. Und Bilder lieben Sie nicht; Sie malen sie einfach.“

„Aber Sie, Herzogin, male ich zu oft. Ich gestand es Ihnen schon damals, daß Sie mich immer aufs neue reizen und bedrängen. Schon damals hatte ich meine Zweifel. Jetzt weiß ich längst, Ihr Bild verlangt nicht“ bloß nach meiner Leinwand … Ja, es war ein Irrtum, als ich mich vermaß, Sie nicht zu lieben!“

„Das sagen Sie?“

Sie zögerte, betroffen und unzufrieden. Dann versuchte sie zu scherzen.

„Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie den Irrtum

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