Page:H.M. Minerva.djvu/110

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meiner Zärtlichkeit, in all meiner Sehnsucht nach einfacher, immer gegenwärtiger Liebe, frei von List, Scham, Enttäuschungen, — vielleicht habe ich im Grunde gar nichts anderes gewollt, als noch einmal so ergriffen und vergewaltigt werden, wie damals von einem Landstreicher … Ich habe es ihm gesagt…“

„Ihm selbst gesagt?“

„Aber er begreift nichts. Eine Properzia nimmt man doch nicht, meint er. Man bittet sie nicht einmal. Wahrscheinlich hat er recht. Und doch habe ich mit ihm schon ebensoviel gerungen, wie mit dem Landstreicher. Aber wir rangen in der Seele. Ich habe ihn oftmals festgehalten, wenn er schon hoffte, mich verachten zu können. Der Großfürst hat ihm einen Orden gegeben, weil ich es verlangte, — um ihn lieben zu dürfen … Er hat sich verlobt; ich war blind, als ich es ihm erlaubte. Ich habe ihn zurückerobert, und in dem Augenblick, als er keine auf der Welt begehrte außer mir, hat Lady Olympia ihm gewinkt, und er ist mit ihr gegangen. Dann ist er nochmals zurückgekehrt, ich habe ihni verziehen, — und trotz seiner Schwüre holt er sich zum zweiten Male die Braut.“

„Es wäre Zeit, mit ihm fertig zu werden,“ fagte die Herzogin. Die fieberhafte Sprache der blassen Frau beunruhigte sie.

„Ich werde es. Er hat mich in die Irrwege des künstlichen Gartens eingeführt. Jetzt verwickele ich ihn selbst darin. O, mein Gefühl war so einfach wie die Steine, an denen es sich sonst ausgelassen hatte! Ich war dumm, ich konnte nicht reden. Meine Hand zwang

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