Page:H.M. Diana.djvu/288

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„Was bin ich nur für ein Künstler! Und was für ein Arbeiter! Bei mir giebt’s kein Bangen nach Stimmung und anderem Unsinn. Keine Zeit dazu, ich male einfach. Schlafe, weil’s so heiß ist, von mittags elf bis abends sieben. Sie empfehlen sich hoffentlich bald, werte Damen, denn es ist halb elf und ich begebe mich sogleich zur Ruhe. Von sieben Uhr abends bis in der Frühe um drei schmause ich und unterhalte mich ein wenig mit liebenswürdigen Personen. Kaum aber dämmert es, so male ich. Acht Stunden lang werden die Pinsel nicht trocken. Ha! Was für ein schönes Leben! Ich schaffe aus dem Vollen! Kein wehmütiges Verlangen, wie bei dem Narren dort. Bei mir ist alles Wirklichkeit. Ich mache blos die Hände rund und fühle sie auch schon voll von mächtigem, muskulösem, satt gefärbtem Fleisch. Gleich damit auf die Leinwand! Da giebt’s kein Widerstreben.“

Er sprang mit einem Krach vom Stuhl, der auf die roten Fliesen klapperte, und er stürzte sich auf Agata, das Modell. Er packte sie vorn und hinten fest an und wog ihre Fleischfalten in seinen Händchen. Jakobus sprach über die Schulter weg:

„Perikles, verstelle dich mal eine halbe Stunde lang und thue so, als ob du gut erzogen wärest!“

Der Kurze feixte ganz erstaunt. Er steckte den Kopf unter das Bett; der Raum enthielt, seinen Vorrat an Kleidungsstücken, Er holte ein Paar Manschetten hervor und zog sie über seine wollenen Ärmel. Dann widmete er sich aufs neue dem Modell.

Neben dem gemalten Ideal lehnte verkehrt an der

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