Page:H.M. Der Untertan.djvu/498

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vielversprechend nannte! Diederich bestimmte stehenden Fußes Horst der Kunst, dieser so zeitgemäßen Laufbahn.

Wulckow, der keinen Sinn für die Kunst hatte und sich mit dem Günstling Seiner Majestät nicht zu stellen wußte, bekam vom Denkmalskomitee die Ehrengabe von 2000 Mark, auf die er als Ehrenvorsitzender das Recht hatte; die bei der Enthüllung zu haltende Festrede aber übertrug das Komitee seinem ordentlichen Vorsitzenden, dem geistigen Schöpfer des Denkmals und Begründer der nationalen Bewegung, die zu seiner Errichtung geführt hatte, Herrn Stadtverordneten Generaldirektor Doktor Heßling, bravo! Diederich, bewegt und geschwellt, sah sich am Fuße neuer Erhöhungen. Der Oberpräsident selbst ward erwartet, vor der hohen Exzellenz sollte Diederich reden, welche Folgen versprach das! Wulckow freilich schickte sich an, sie zu hintertreiben; gereizt, weil ausgeschaltet, weigerte er sich sogar, auf der Tribüne der offiziellen Damen auch Guste zuzulassen. Diederich hatte dieserhalb mit ihm einen Auftritt, der erregt verlief, aber ohne Ergebnis blieb. Heftig schnaufend kehrte er zu Guste heim. „Es bleibt dabei, du sollst keine offizielle Dame sein. Man wird ja sehen, wer offizieller ist, du oder er! Er soll dich noch bitten! Ich hab’ ihn Gott sei Dank nicht mehr nötig, aber er vielleicht mich.“ — Und so kam es, denn als das nächste Heft der „Woche“ erschien, was brachte es außer den gewohnten Kaiserbildern? Zwei Porträtaufnahmen, die eine den Schöpfer des Netziger Kaiser-Wilhelm-Denkmals darstellend, wie er gerade an seinem Werk den letzten Hammerschlag tat, die andere aber den Vorsitzenden des Komitees und seine Gattin, Diederich samt Guste. Von Wulckow nichts — was allgemein bemerkt und als Zeichen angesehen ward, daß seine Stel-

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