Page:H.M. Der Untertan.djvu/493

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dachte er? Wie urteilte er über die neue geschäftliche Blüte Netzigs, den nationalen Aufschwung und über die, die jetzt die Macht hatten? War er überzeugt und auch innerlich besiegt? Es kam vor, daß Generaldirektor Doktor Heßling, der mächtigste Mann der Bürgerschaft, sich heimlich in ein Haustor drückte, um dann ungesehen hinterdrein zu schleichen hinter diesem einflußlosen, schon halb vergessenen Alten: er auf seiner Höhe rätselhaft beunruhigt durch einen Sterbenden … Da der alte Buck seine Hypothekenzinsen nur noch mit Verspätung zahlte, schlug Diederich dem Sohn vor, er wolle das Haus übernehmen. Natürlich dürfe der alte Herr es bewohnen, solange er lebe. Auch die Einrichtung wollte Diederich kaufen und sogleich bezahlen. Wolfgang bestimmte den Vater, anzunehmen.

Inzwischen ging der 22. März vorüber, Wilhelm der Große war hundert Jahre alt geworden, und sein Denkmal stand noch immer nicht im Volkspark. Die Interpellationen in der Stadtverordnetenversammlung nahmen kein Ende, mehrmals waren unter schweren Kämpfen Nachtragskredite bewilligt und wieder überschritten worden. Der schwerste Schlag hatte die Gemeinde getroffen, als Seine Majestät den höchstseligen Großvater als Fußgänger ablehnten und ein Reiterstandbild befahlen. Diederich, von Ungeduld getrieben, ging des öfteren am Abend in die Meisestraße, um sich vom Stand der Arbeiten zu überzeugen. Es war Mai und peinlich warm noch in der Dämmerung, aber auf dem leeren, neu angepflanzten Areal des Volksparkes ging ein Luftzug. Diederich sann wieder einmal mit gereizten Gefühlen dem glänzenden Geschäft nach, das der Rittergutsbesitzer Herr von Quitzin hier gemacht hatte. Der hatte es bequem gehabt! Grundstücksgeschäfte waren kein Kunststück, wenn der Vetter

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