Page:H.M. Der Untertan.djvu/333

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Käthchen zierte sich plötzlich — indes Diederich vom Schrecken gepackt ward.

„Das wirst du wohl selbst wissen. Mir ist es zu peinlich.“

„Ich weiß gar nichts“, sagte Guste klagend.

„So was hätte man gedacht, das es gar nicht gibt“, sagte Käthchen und rümpfte die Nase. Guste verlor die Geduld. „Nun bitte ich es mir aber aus! Was habt ihr alle?“

Diederich schlug vor: „Es ist doch wohl besser, wenn wir jetzt das Lokal verlassen.“ Aber Guste stampfte auf.

„Keinen Schritt tu’ ich, bis ich es weiß. Den ganzen Abend merke ich schon, daß sie mich anglotzen, als ob ich einen toten Fisch verschluckt habe.“

Käthchen wandte sich weg. „Na, da siehst du es. Sei froh, daß sie dich nicht hinauswerfen mitsamt deinem Halbbruder Wolfgang.“

„Mit wem? … Mein Halbbruder … Wieso Halbbruder?“

In einer tiefen Stille keuchte Guste leise und irrte mit den Augen umher. Auf einmal hatte sie begriffen. „So eine Gemeinheit!“ rief sie entsetzt. Über Käthchens Mienen breitete sich ein Lächeln des Genusses aus. Diederich seinerseits wehrte beteuernd ab. Guste streckte den Finger aus gegen Käthchen. „Das habt ihr Mädchen euch ausgedacht! Ihr seid mir neidisch wegen meinem Geld!“

„Pöh“, machte Käthchen. „Dein Geld wollen wir überhaupt nicht, wenn so was dabei ist.“

„Es ist doch nicht wahr!“ Guste kreischte auf. Plötzlich fiel sie vornüber auf das Sofa und wimmerte. „Ach Gott, ach Gott, was haben wir da angerichtet.“

„Siehst du wohl“, sagte Käthchen, frei von Mitleid.

Guste schluchzte immer lauter; Diederich berührte ihre Schulter. „Fräulein Guste, Sie wollen doch nicht, daß

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