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Einem Kameraden

 

Weißt du die Nächte noch, da wir vom Lido her
Im letzten Schiffe den Kanal erreichten
Und schweigsam vollends in der schwanken, leichten
Gondel nach Hause glitten übers Meer?
Und jene, die wir unsern klugen, braunen
Zechkameraden oftmals zum Erstaunen
Beim kühlen Asti singend durchgemacht?
Und denkst du noch an jene warme Nacht,
Da wir beim Colleoni uns getroffen
Und schlendernd durch die stille Gassenwelt
Und unser ganzes Seligsein und Hoffen
Und unser ganzes Leben vorerzählt?
Und jener Abende, da wir im losen Kreise
Der Rivamädchen irgend eine Weise
Aus Deutschland sangen oder auf den Stufen
Der Markusflaggen in den schweren Rufen
Der Gondelruderer uns übten, oder lange
Mit Muscheln zielten nach der Flaggenstange?
Du weißt, damals war mir ein Mädchen gut,
Klein, schön und schweigsam, echtes Fischerblut,
Ein Kind des Meeres und des Müßiggangs.
Wie müht ich mich um sie! Und dann gelang's,