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II

Berggeist


Ein starker Geist hält seine weiße Hand
Weit über seine Berge ausgespannt.

Groß ist das Leuchten seines Angesichts,
Ich aber fürcht' ihn nicht: er tut mir nichts.

In schwarzen Schlüsten hab' ich ihn gespürt,
Auf hohen Gipfeln sein Gewand berührt.

Ich hab' ihn oft aus leisem Schlaf geweckt
Und zwischen Tod und Leben frech geneckt.

Und stundenlang, wenn ich im Herzen litt,
Ging er auf Gletscherwegen leise mit

Und legte gütig seine kühle Hand
Auf meine Stirne, bis ich Frieden fand.