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Italienische Nacht

 

Ich liebe solche bunt beglänzte Nächte
Im Flackerlicht der Lampen, und ich flechte
Gern meiner Lieder fiebernd rot darein.
Sieh, Liebste, wie sich dort die Jugend drängt
Im späten Tanz, und wie für uns allein
Der Sichelmond im Rauch der Fackeln hängt.

In solchen Nächten lauscht mein zittemd Herz
Mit Qual und Lust heimat- und jugendwärts,
Und schlägt im Takt verliebter Melodien.
Mein Auge aber schaut den fremden Mond
Im Silberkahn auf sichern Wegen ziehn
Und ist wie er der Einsamkeit gewohnt.

Sieh, meine Jugend war ein farbig Spiel,
Ein Tanz im Fieber, wild und ohne Ziel,
Und schwand verknisternd wie ein Meteor.
Dann kreuzt' ich unstät durch die Welt und fand
Dem Haupt kein Lager, meinem Lied kein Ohr,
Und nur im Traum ein blasses Heimwehland.

Schau dort! Die heiße Menge wogt im Tanz
Und glüht vor Lust und wirft den Loderkranz
Der kurzen Freude jauchzend in die Lüfte.