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[§110–112.
Lautlehre.

Zweifelhaft ist, ob man im reduplizierten Futurstamm íss- (§ 657) zum Sub­junktiv ess- (ed‑s‑) ‘essen’ eine regel­rechte Kontrak­zion aus iess- zu sehen hat oder eine Anlehnung an íb- für iib‑, Futur­stamm zu ibid ‘trinkt’.

111. Auch in zweisilbigen Wörtern kann Kontrakzion statt­finden, wenn sie schwach betont sind; z. B. ein­silbiges dóib neben doaib ‘ihnen’, díb neben diib díib ‘von ihnen’, ein­silbiges léu neben lëu ‘bei ihnen’, dús aus du ḟius ‘um zu wissen’, zur Kon­junkzion erstarrt (§ 458). Ähnlich hólailiu Ml 80 a 2 für ó alailiu ‘durch einen gewissen’, mit kurzem Vokal fulailiu für fu alailiu 102 d 2; ó für ó‑a ‘durch seinen’ (§ 438), ós für ó as ‘seit er ist’ Wb 7 a 3; vgl. leléle für li aléle ‘beim andern’ Wb 16 c 24.

In der Poesie braucht daher ein schwachbetonter Anlauts­vokal hinter einem vokalisch aus­lautenden Wort nicht als Silbe zu zählen. Vgl. die Schrei­bung ar n‑oís rechto manetar (für im-manetar) ‘wir Leute des Gesetzes unter­einander’ Wb. 31 d 1. Aus solchen Stellun­gen stammt die Artikel­form na für inna § 462 f.

Etwas anderer Art ist alaile araile für ala aile (§ 480), wo der zweite Vokal haupt­tonig ist.

Spuren der Kontrakzion in vollbetonten zweisilbigen Wörtern zeigen sich erst ver­einzelt, z. B. lind te (d. i. ) ‘heißes Wasser’ Sg 102 a 2 für lind tee Leidener Prise. 65a; lon (d. i. lón) Ml 80 a 2, D zu loon loan ‘adeps’.

Zum Vokalismus der proklitischen Wörter.

Über die Quantität s. § 46.

112. 1. Umfärbung der Vokale.

a) Anlautendes e in proklitischen Wörtern ist zu a geworden, vgl. as- a ‘aus’ neben haupt­tonigem es(s)- (§ 826); acht ‘außer, nur’, gr. ἐκτός; ar vortonige Form der Präp. er (§ 817); am ‘ich bin’ als Kopula, aus idg. *esmi; a neutraler Artikel, wohl aus (s)eⁿ; vgl. auch a ‘sein’ Pron. poss. neben betontem § 438. 441.

Hat die erste Silbe a, so geht auch der Vokal der zweiten in a über: ala (in allen Kasus) vortonige Form von aile, G aili, ‘anderer’ (§ 480 f.), ata ‘welche sind’