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§101. 102.]
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Synkope.

Vokalen färben sich im all­gemeinen nach den die Silbe schließen­den Konso­nanten, werden also vor dunklen zu a, z. B. lïacc, Gsg zu lie ‘Stein’; deac(c) ‘der Zehnzahl’ § 389, Wb 15 b 1 noch déec; suad ‘des Weisen’ (su-u̯id‑). Vgl. die Flexion von bïad ‘Speise’, G biid biith, D biud.

Aber a vor palatalen Konsonanten hinter i sinkt nur zu e, z. B. bieid, auch bied ge­schrieben, ‘er wird sein’ aus *bïathⁱ (konjunkt ·bïa), III pl bieit biet; con·dïeig ‘er verlangt’ aus ·di-ṡaig (daneben con·daig mit dem Voka­lismus des Simplex); ïern Thes. I 2,15, Gsg zu ïarn ‘Eisen’. Vgl. Dsg lïeic ‘Stein’ § 320.

Später wird e wieder zu a, z. B. lieig ‘Arzt’, später liaig; híairn ‘des Eisens’. Doch auch liic neben liaic für lieic.

Synkope.

Sammlung von Beispielen bei Zimmer, Keltische Studien II (1884) p. 9 ff.

102. Kein Vorgang hat nächst dem Abfall vieler Endsilben das Aussehen der irischen Wörter mehr verändert als die Synkope der Mittel­silben. Ihr Gesetz lautet:

War nach dem § 87 f. besprochenen Schwund der Vokale der Endsilben ein Wort mehr als zwei­silbig, so fiel bei un­gestörter Ent­wicklung der Vokal der zweiten Silbe aus. Hatte es fünf oder mehr Silben, so scheint außerdem der Vokal der vierten Silbe ge­schwunden zu sein.

Die Regel gilt an sich sowohl für einfache Wörter als für feste Komposita. Diese heftige Redukzion der zweiten Silbe ist der Gegen­schlag der energi­schen Hervor­hebung der ersten (§ 34).

Z. B. námit ‘Feinde’, A náimtea für *námeta; céssath césad ‘Leiden’, G césto für *céssatho, coicsath ‘com-passio’; dligeth dliged ‘Gesetz’, dligthech ‘gesetz­lich’; díles ‘eigen’, dilse ‘Eigentüm­lichkeit’; follus ‘deutlich’, Npl foilsi, foil­sigidir ‘er macht deutlich’; tomus (to-mess) ‘Maß’, G toimseo; frecr(a)e ‘Antwort’ aus *frecare (frith-gaire); apstal