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§ 89. 90.]
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Die Vokale der alten Endsilben.

oíntu ‘Einheit’ aus ‑tūt‑s, fla(i)thi Apl ‘Herr­schaften’ zunächst aus *u̯latīs (älter ‑ī̆ns), cuirthe ‘wirf!’ wohl aus ‑thēs, vgl. altind. ‑thāḥ, anm(a)e ‘des Namens’ aus ‑mēs ‑mens, siur ‘Schwester’ aus *su̯esōr ‑ūr.

In dieser Stellung waren die Vokale offenbar lang geblieben bis zu der Zeit, wo alle schwach­tonigen Vokale gekürzt wurden (§ 41).

b) Der Gpl aller nominalen Stämme, hat den Vokal verloren, z. B. fer ‘der Männer’ für *u̯irōm. Das weist darauf hin, daß vor dem aus­lauten­den Nasal lange Vokale gekürzt worden waren (wie in lat. duŏmuirŭm) und zwar vor dem Übergang von ō zu ū (§ 85); denn die Wort­formen deuten auf einen dunklen ge­schwunde­nen Vokal. Also war aus *u̯irōm keltisch *u̯irŏn geworden. Darnach muß man schließen, daß von den beiden Formen der I sg des Sub­junk­tivs, absolut bera, konjunkt. ·ber, nur die zweite die regel­mäßige Ent­wicklung von *bherā‑m (lat. feram) darstellt.

90. 4. Hinter i (sowohl konsonantischem als silbi­schem i oder ii̯, die im Irischen zusammen­fallen § 195) sind alle Endsilben, auch die sonst ge­schwunde­nen, erhalten und zwar er­scheinen:

i und u (beliebiger Herkunft) unverändert,

altes ŏ und auslautendes ā̆ als e (aber altes ā vor Kon­sonan­ten als ‑a wie § 89),

altes ĕ als i (‑ēs wohl als ‑e § 295)

z. B. aile m. f. ‘anderer ‑e’ aus *ali̯os *ali̯ā, caire ‘Makel’ aus *karii̯ā altkymr. cared, aili G m. n. aus *ali̯ī, D ailiu zunächst aus *ali̯u *ali̯ū, du(i)ni Vsg ‘Mensch’ aus *duni̯e; do·gniu ‘ich tue’ aus *·gnīi̯u *·gnēi̯ō, ·lécea III sg Subj. ‘er lasse’ aus ‑iāt (vgl. lat. fin‑iat.)

Man kann sich den Prozeß so denken, daß der i‑Laut vor a und o zu e gefärbt wurde und, wenn sie kurz waren, mit ihnen ver­schmolz (viel­leicht zunächst zu langem e), ebenso i mit u zum Diftong iu, mit altem ‑i und ‑e zu ‑ī. Schon auf Ogom-Inschrif­ten, die sonst aus­lautende Vokale bewahren, heißt der Gsg zum späteren aue (Stamm au̯io‑) ‘Großsohn’ stets avi, avvi, also